West-Verlegung wegen Ukraine? Russland zieht Luftabwehrsysteme von Kurilen ab
01.09.2023, 08:27 Uhr Artikel anhören
Die russische Flagge und die Flagge der Region Sachalin wehen auf den Kurilen.
(Foto: REUTERS)
Russland kontrolliert die Kurilen, auch Japan beansprucht das Archipel. Zum Schutz vor einem Angriff stationiert das russische Militär 2020 mehrere Luftabwehrsysteme auf den südlichsten Inseln. Doch neue Satellitenaufnahmen zeigen, dass sie verschwunden sind - genauso wie Panzer und Haubitzen.
Russland versucht seine Luftabwehr womöglich mit Systemen zu verstärken, die eigentlich einen hypothetischen japanischen Angriff im fernen Osten des Landes verhindern sollen. Kyodo News berichtet, Russland habe mehrere Luftabwehrsysteme von den südlichsten Inseln des Kurilen-Archipels abgezogen. Die japanische Nachrichtenagentur beruft sich auf eine Analyse des japanischen Politikwissenschaftlers Yu Koizumi von der Universität Tokio. Dieser hat Satellitenaufnahmen der amerikanischen Weltraumfirma Maxar ausgewertet.

Eine Frau fotografiert im August ein S-300-Luftabwehrsystem in Moskau.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Die Kurilen sind eine etwa 1200 Kilometer lange Inselkette. Das Archipel trennt das Ochotskische Meer vom Pazifik ab und verbindet wie eine Kette die russische Halbinsel Kamtschatka im Norden mit der japanischen Insel Hokkaido im Süden. Die Kurilen werden seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges seit dem Zerfall der Sowjetunion von Russland verwaltet, jedoch ebenfalls von Japan beansprucht. Bis heute stehen beiden Staaten offiziell noch im Krieg.
Ukrainische Attacken nehmen zu
2020 hatte Russland zur Abschreckung mehrere Luftabwehrsysteme des Typs S-300 auf den südlichsten Inseln des Archipels stationiert. Doch Satellitenaufnahmen sollen laut Kyodo News belegen, dass sie von Etorofu und Kunashiri entfernt wurden. In Russland sind die Inseln als Iturup und Kunaschir bekannt.
Gemutmaßt wird, dass Russland die Abwehrsysteme vom Osten in den Westen des Landes verlegen könnte, um sich vor ukrainischen Luftangriffen zu schützen. Die S-300 wird seit der Sowjetunion zur Abwehr gegnerischer Kampfflugzeuge, Marschflugkörper und anderer Fluggeräte eingesetzt.
Die Ukraine hat ihre Luftangriffe auf Russland in den vergangenen Wochen intensiviert. Am Mittwoch hatten gleich sechs russische Regionen sowie die Krim Angriffe auf Militärflughäfen und andere Infrastruktur gemeldet. Es handelte sich um die bisher größte ukrainische Attacke auf russisches Gebiet seit Kriegsbeginn. Russische Kriegsblogger kritisierten das Militär anschließend dafür, das eigene Territorium nicht schützen zu können.
Panzer von Sachalin-Insel verschwunden
Wie Kyodo News unter Berufung auf Wissenschaftler Yu weiter berichtet, waren bis September auf den südlichsten Inseln der Kurilen mehrere mobile Raketenstartrampen, Radargeräte sowie anderes Equipment für die Luftabwehr aus dem All sichtbar. Nun soll das Gerät verschwunden sein. Selbiges gilt demnach für alte Sowjet-Panzer und Haubitzen, die auf der Pazifikinsel Sachalin stationiert waren. Das Gerät soll den Angaben zufolge zuvor in umgrenzenden Fabriken repariert und instand gesetzt worden sein.
Aus den Kriegsgebieten wird bereits seit einiger Zeit gemeldet, dass Russland teils Jahrzehnte altes Gerät aus der Sowjetunion bei seinem Angriff auf die Ukraine einsetzt. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs konnten bereits 4500 russische Panzer zerstört werden.
Quelle: ntv.de, chr