Politik

Steinbrück stänkert gegen Schulz SPD-Spitze ist "not amused"

Kanzlerkandidaten unter sich: Steinbrück war 2013 Hoffnungsträger, Schulz ist es heute.

Kanzlerkandidaten unter sich: Steinbrück war 2013 Hoffnungsträger, Schulz ist es heute.

(Foto: imago stock&people)

SPD-Kanzlerkandidat Schulz hält seinen Fokus auf Gerechtigkeit für richtig und wichtig. Störfeuer kommt ausgerechnet vom 2013 krachend gescheiterten Merkel-Herausforderer Steinbrück. Die Genossen schießen scharf zurück: "besser mal die Klappe halten".

Mit seiner beißenden Kritik an der SPD hat sich Peer Steinbrück den Unmut vieler Parteikollegen auf sich gezogen. Bundesvize Ralf Stegner schrieb bei Twitter: "Andere, selbst an ihrer Hybris gescheitert, geben via Kommentaren der Partei, der sie (noch) angehören, unerbetenen schlechten Rat. Kurios." Auch der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), griff Steinbrück über den Kurznachrichtendienst an: "Das ist mies. Charakterlich. Inhaltlich. Strategisch. Taktisch."

"Ausgerechnet Steinbrück: zweimal angetreten und krachend verloren", twitterte der Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow. "Typen wie Clement und er haben die SPD entsozialisiert." Auch Bülows Fraktionskollegin Ulli Nissen aus Frankfurt kritisierte Steinbrück heftig: "Peer Steinbrück - nie eine Wahl gewonnen und jetzt schlaue Sprüche loslassen - manchmal ist es besser, man hält die Klappe!"

Steinbrück hatte die Bemühungen von Martin Schulz torpediert, inhaltlich Akzente zu setzen. Steinbrück, 2013 nach einem Pannen-Wahlkampf als Herausforderer von Angela Merkel gescheitert, hielt dem aktuellen Spitzenkandidaten Schulz vor, seine Kampagne sei zu stark auf das Thema der sozialen Gerechtigkeit ausgerichtet.

Zudem habe die SPD bei Schulz' Kür zum Parteichef mit einem 100-Prozent-Ergebnis den Bezug zur Realität verloren: "Die Partei saß plötzlich auf Wolke sieben, es hat sich ein Realitätsverlust eingestellt und das Publikum hat sich gewundert: Steht da jetzt Erich Schulz-Honecker?", kritisierte Ex-Finanzminister Steinbrück in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).

SPD bei 25 Prozent

Im aktuellen Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut Emnid wöchentlich für die "Bams" erhebt, rutschte die SPD erneut einen Prozentpunkt auf 25 Prozent ab. CDU/CSU liegen unverändert bei 38 Prozent.

Schulz selbst machte am Wochenende bei einer großen SPD-Konferenz vor Funktionären und Wahlkämpfern in Berlin deutlich, dass die soziale Gerechtigkeit sein zentrales Wahlkampfmotiv bleibt. Die Bundestagswahl am 24. September werde eine Richtungsentscheidung: "Ich möchte, dass es in diesem superreichen Land gerechter zugeht." Den Genossen rief er zu: "Lasst Euch nicht einreden, wir würden nicht auf die richtigen Themen setzen."

Steinbrück sieht es anders. "Ich gebe aber allen recht, die sagen: Die Konzentration auf die Gerechtigkeit reicht nicht, es muss etwas dazu kommen, das Fortschritt, Zukunftsoptionen verdeutlicht", sagte er der "FAS". Zugleich riet Steinbrück der SPD in der "Bild am Sonntag" nach der Wahl von einem Bündnis mit Linken und Grünen ab. Besser wäre eine Annäherung an die FDP. Die SPD sollte lockerer werden. Die Genossen seien "häufig zu verbiestert, wahnsinnig überzeugt von der eigenen Mission", kritisierte er in der FAS. Und: "Der Begriff der Heulsusen trifft gelegentlich den Gemütszustand der SPD. Nur wehe, Sie sprechen ihn aus", so Steinbrück, der mit den Interviews Werbung für seine bevorstehende Kabarett-Bühnentour machte.

Schulz macht Wahlversprechen

Schulz wies bei der SPD-Konferenz Kritik zurück, er sei vor den verlorenen Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen öffentlich auf Tauchstation gewesen - während Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Weltpolitik gemacht habe. "Die Bundestagswahl wird weder in Washington noch in Moskau entschieden, aber auf diesen Dörfern, wo ich tingele", sagte er. Bei einem Wahlsieg will er unmittelbar etwas gegen die schlechtere Bezahlung von Frauen tun. "Eine SPD-geführte Bundesregierung wird in den ersten 100 Tagen alle notwendigen Initiativen ergreifen (...), um sicherzustellen, dass diese Schande, dass Frauen immer noch schlechter bezahlt werden als Männer, aufgelöst wird", sagte Schulz.

In kaum einem EU-Land ist die Lohnlücke so groß wie in Deutschland. Frauen verdienen durchschnittlich 21 Prozent weniger als Männer - auch weil sie wegen der Kinderbetreuung länger in Teilzeit sind. SPD-Frauenministerin Manuela Schwesig hatte in der aktuellen Regierung durchgesetzt, dass Frauen ein Auskunftsrecht gegenüber ihren Arbeitgebern erhalten, wieviel männliche Kollegen in gleichwertiger Position verdienen.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa

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