"Antisemitische Stimmung" Salzborn sieht rasante Radikalisierung an Universitäten
08.02.2024, 16:02 Uhr Artikel anhören
Am vergangenen Wochenende wurde ein jüdischer Student der Freien Universität von einem Kommilitonen verprügelt.
(Foto: picture alliance / Schoening)
Nach dem Angriff auf den Studenten Lahav Shapira warnt der Berliner Antisemitismusbeauftragte vor einer "insgesamt verhetzten" Atmosphäre an Universitäten. Eine Minderheit würde sich zunehmend radikalisieren. Die Angst jüdischer Studierender sei vor allem an einer Einrichtung verbreitet.
Der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn sieht die Gewalt gegen den jüdischen Studenten Lahav Shapira als "Ausdruck einer insgesamt antisemitisch verhetzten Stimmung" und der Radikalisierung einer Minderheit an Universitäten. Jüdische Studierende hätten ihm immer wieder berichtet, dass sie sich insbesondere an der Freien Universität Berlin nicht sicher fühlten, erklärte Salzborn.
Der 30-jährige Shapira sei zwar am Wochenende nicht an der Uni, sondern im öffentlichen Raum zusammengeschlagen worden. "Der Hintergrund scheint aber zu sein, dass antisemitische Propaganda bei Studierenden immer wieder verfängt und sich eine Minderheit zunehmend und rasant radikalisiert", sagte Salzborn. "Ohne antisemitisches Weltbild käme es nicht zu einer derartigen Gewalteskalation."
Der mutmaßliche Täter im Fall Shapira ist ein 23 Jahre alter Kommilitone mit propalästinensischen Ansichten. Er soll den jüdischen Studenten auf einer Straße in Berlin-Mitte geschlagen und getreten haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt die Hintergründe. Salzborn betonte, gegen jeden Antisemitismus müsse entschieden vorgegangen werden, dazu seien auch die Hochschulen durch das Berliner Hochschulgesetz verpflichtet. Dieses schreibe vor, Diskriminierungen insbesondere wegen einer rassistischen oder antisemitischen Zuschreibung zu verhindern oder zu beseitigen.
Es sei ein Missverständnis anzunehmen, dass man es mit einem "Konflikt von 'zwei Seiten'" zu tun habe, sagte Salzborn. Die "antisemitische Eskalation" der vergangenen Wochen richte sich gegen jüdische und israelische Studierende. Ein Dialog mit "antisemitischen und Israel hassenden Studierenden" sei nicht möglich. "Antisemitismus muss grundsätzlich und immer bekämpft werden".
Quelle: ntv.de, spl/dpa