Kurz nach seinem Rauswurf "Schlächter von Mariupol" schließt sich Wagner an
05.05.2023, 17:17 Uhr Artikel anhören
Misinzew wird für die schweren Angriffe auf die südukrainische Hafenstadt Mariupol verantwortlich gemacht.
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Defence Ministry)
Wenige Monate nach seiner Ernennung muss Michail Misinzew seinen Posten als russischer Vize-Verteidigungsminister räumen. Kriegsblogger nennen Machtkämpfe als Grund. Nun schließt sich Misinzew Wagner-Chef Prigoschin an, der Moskaus Militärführung immer wieder kritisiert.
Der frühere russische Vize-Verteidigungsminister, Generaloberst Michail Misinzew, ist offensichtlich zum stellvertretenden Kommandeur der Söldnergruppe Wagner ernannt worden. Das berichten mehrere russische Militärblogger übereinstimmend.
In zwei Videos, die der Kriegsblogger Alexander Simonov auf Telegram gepostet hat, ist Misinzew in Wagner-Montur zu sehen, wie er ein Trainingslager besucht und russische Stellungen in der ostukrainischen Stadt Bachmut besichtigt. Bereits am 29. April teilte der Pressedienst von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin mit, Misinzew übernehmen zu wollen. Kurz zuvor war der Generaloberst als Vize-Verteidigungsminister entlassen worden.
Misinzew, der in den ersten Kriegsmonaten die Belagerung der ukrainischen Stadt Mariupol organisiert hatte, war erst im September zum stellvertretenden Verteidigungsminister mit Zuständigkeit für Logistik und Nachschub ernannt worden. Insgesamt hat Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu zwölf Stellvertreter. Die Europäische Union verhängte im vergangenen Juni Sanktionen gegen Mizinzew, der auch als "Schlächter von Mariupol" bezeichnet wird. Russische Kriegsblogger nannten Machtkämpfe innerhalb des Militärs als Grund für seinen Rauswurf.
Zwischen der Armee und Wagner-Chef Prigoschin treten schon seit Monaten Konflikte offen zutage. Prigoschin wirft der Militärführung in Moskau, und damit auch indirekt Schoigu, immer wieder Inkompetenz vor und macht sie für angebliche Munitionsprobleme seiner Kämpfer verantwortlich. Mittlerweile hat er angekündigt, seine Söldner am 10. Mai aus der ukrainischen Stadt Bachmut abzuziehen.
Experten sehen hinter der Ankündigung eher eine PR-Kampagne. Nach Einschätzung des Analysten Alexander Dubowy strickt Prigoschin an einer Art "Dolchstoßlegende". Demnach wären Moskaus Militärplaner daran schuld, wenn Russland der "Sieg gestohlen" würde. So wolle Prigoschin im nationalistischen Lager punkten und sich als deren Führungsfigur etablieren.
Quelle: ntv.de, jpe/rts