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Paris-Besuch bei Macron Scholz: Europa wird sich vor Trump nicht ducken

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Macron begrüßt Scholz vor dem Elysée-Palast in Frankreichs Hauptstadt.

Macron begrüßt Scholz vor dem Elysée-Palast in Frankreichs Hauptstadt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Bei ihrem Treffen in Paris stellen Scholz und Macron die Partnerschaft beider Länder für Europa heraus. Den neuen US-Präsidenten Trump nennt der Kanzler eine "Herausforderung". Europa müsse nun seine eigenen wirtschaftlichen Interessen verteidigen, betont der französische Präsident.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die neue Amtszeit von US-Präsident Donald Trump als eine "Herausforderung" eingestuft. "Präsident Trump wird, so viel ist nun schon klar, eine Herausforderung werden", sagte Scholz bei einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris. "Europa wird sich nicht ducken und verstecken, sondern ein konstruktiver und selbstbewusster Partner sein", fügte er hinzu. Die Entscheidungen, die Trump bereits getroffen habe, wolle er "gemeinsam mit unseren europäischen Partnern genau analysieren", führte Scholz aus.

Angesichts der zweiten Amtszeit von Trump müssten Deutschland und Frankreich mehr denn je "jeder seine Rolle spielen, um ein vereintes, starkes und souveränes Europa zu festigen", betonte seinerseits Macron. "Ein Europa, das an der transatlantischen Partnerschaft festhält, aber auch seine eigenen Interessen zu verteidigen weiß", fügte er hinzu.

Scholz bekräftigte, er glaube, dass man mit Trump gut zusammenarbeiten werde. "Unsere Haltung ist dabei eindeutig. Europa ist ein großer Wirtschaftsraum mit rund 450 Millionen Bürgerinnen und Bürgern. Wir sind stark. Wir stehen zusammen." Man werde sich nun im Kreis der 27 Mitgliedstaaten absprechen.

Auf drohende Strafzölle auf europäische Waren ging Scholz nicht ein, er forderte die EU-Kommission aber auf, europäischen Stahl zu schützen. Trump hatte in seiner ersten Amtszeit die Zölle für die Einfuhr von in Europa produziertem Stahl erhöht.

Scholz und Macron "genau auf einer Linie"

Scholz forderte die EU-Kommission auf, dringend zu einem europäischen Stahlgipfel einzuladen. "Es braucht mehr Schutz für den europäischen Stahl", betonte der Kanzler. Zudem solle der Abbau von Bürokratie beschleunigt werden, etwa durch die Aussetzung der nächsten Stufe der Berichterstattung von Unternehmen zur Nachhaltigkeit um zwei Jahre.

"Wir beide treiben eine deutsch-französische Agenda für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum in der Europäischen Union voran", versicherte Scholz mit Blick auf die deutsch-französische Zusammenarbeit. Er bekräftigte die gemeinsame Ablehnung neuer EU-Strafen für europäische Autokonzerne, "die intensiv in die E-Mobilität investiert haben, aber noch nicht ausreichend Fahrzeuge dieser Art verkaufen". Statt Strafen nach Brüssel zu zahlen, sollten diese besser weiter in die Entwicklung der E-Mobilität investieren.

Macron unterstützte die Position von Scholz: "Wir sind genau auf einer Linie, um eine ehrgeizige Wettbewerbspolitik zu verfolgen", sagte er und verwies ebenfalls auf den Abbau von Bürokratie und die Unterstützung kritischer Bereiche, etwa der Auto-, Stahl- und Chemieindustrie.

"Das Paar, das wir bilden, ist solide"

Anlass des Treffens war der 62. Jahrestag des Elysée-Vertrags, der als Fundament der deutsch-französischen Freundschaft gilt. Zwei Tage nach der Amtseinführung von Trump war es zugleich eine Gelegenheit, eine gemeinsame Haltung zum neuen US-Präsidenten zu skizzieren.

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"Angesichts der Herausforderungen und der manchmal aufkommenden Sorgen ist das Paar, das wir bilden, solide", sagte Macron. Es habe sich in den vergangenen 62 Jahren gezeigt, "dass wir gemeinsam die Fähigkeit haben und auch unsere Partner überzeugen können, indem wir neue Projekte für dieses Europa vorantreiben". Nötig seien in den aktuellen Zeiten mehr Ehrgeiz, Kühnheit und mehr Unabhängigkeit.

Als ein Beispiel für die weitere Zusammenarbeit nannte Macron die Künstliche Intelligenz. "Wir haben eine deutsch-französische Planung zur Künstlichen Intelligenz und wollen gemeinsam mehr Forschungsprojekte, Unternehmensgründungen und das Wachstum unserer Unternehmen entwickeln." Je nach Ausgang der Bundestagswahl dürfte es für Scholz auch ein Abschiedsbesuch in diesem Format gewesen sein - wenngleich er im Februar zu einem KI-Gipfel erneut in Paris erwartet wird.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa/rts

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