Es soll um Gaslieferungen gehen Schröders Moskau-Trip doch kein "Urlaub"?
28.07.2022, 10:36 Uhr (aktualisiert)
Altkanzler Gerhard Schröder soll laut seiner Ehefrau in Moskau über Energiepolitik sprechen.
(Foto: Kay Nietfeld/dpa)
Altkanzler Schröder hält sich in Moskau auf - doch warum? Gegenüber ntv spricht er von Urlaub. Doch seine Ehefrau nennt "Gespräche über Energiepolitik" als Grund. Der Kreml will einen "Kontakt" zwischen Schröder und Putin nicht ausschließen.
Nachdem ntv-Korrespondent Dirk Emmerich in Moskau auf Altkanzler Gerhard Schröder getroffen war, bestätigt nun auch der Kreml offiziell, dass sich Schröder in der russischen Hauptstadt Moskau aufhält. Kremlsprecher Dmitri Peskow schloss nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax zudem nicht aus, dass Schröder auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Kontakt treten könnte. Die beiden Politiker verbindet eine langjährige Freundschaft.
"Soweit uns bekannt ist, ja, ist er tatsächlich in Moskau", sagte Peskow demnach zu Berichten, dass der SPD-Politiker sich in der Hauptstadt aufhalte. "Treffen als solche gibt es nicht, aber wir schließen einen Kontakt nicht aus", sagte der Kremlsprecher. Zuletzt habe es zwischen Putin und Schröder "weniger aktive" Kontakte gegeben.
Am Montag hatte ntv-Korrespondent Emmerich über den Aufenthalt von Schröder in Moskau berichtet. Auf die Frage, ob er Putin treffe, antwortete der Altkanzler: "Ich mache hier ein paar Tage Urlaub. Moskau ist eine schöne Stadt." Auf den Hinweis, dass es nicht weit bis zur Zentrale des russischen Ölkonzerns Rosneft sei, erwiderte Schröder: "Ist das so? Ach ja, stimmt, da haben Sie recht."
Ehefrau: "Gespräche über Energiepolitik"
Schröders Ehefrau, Soyeon Schröder-Kim, bestätigte dem "Spiegel", dass sich ihr Mann derzeit in Moskau aufhalte. Er befinde sich jedoch nicht, wie er ntv gesagt hatte, im Urlaub, sondern führe "Gespräche über Energiepolitik in Moskau".
Wie der "Spiegel" aus anderer Quelle erfuhr, kam Schröder am Sonntag in Moskau an und reist bereits am heutigen Dienstag wieder ab. Die Einreise erfolgte über Baku. Kern der Gespräche sollen dem Vernehmen nach Gaslieferungen durch die Nord Stream 1-Pipeline sein. Unklar ist, mit wem der frühere Bundeskanzler die Gespräche führt.
Schröder und Putin hatten etwa 2005 gemeinsam das Projekt Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 auf den Weg gebracht. Die wichtigste Versorgungsleitung für Deutschland wird im Zuge der Sanktionen im Ukraine-Krieg inzwischen von russischer Seite immer weniger mit Gas befüllt. Putin steht in der Kritik, die Gasleitung als geopolitische Waffe zu benutzen, Schröder hatte sie dagegen stets als rein wirtschaftliches Projekt verteidigt.
Entscheidung über möglichen Parteiausschluss naht
Schröder steht seit langem wegen seiner Nähe zu Putin und zur russischen Öl- und Gaswirtschaft in der Kritik. Auch nach der russischen Invasion in die Ukraine im Februar hat sich Schröder nach Auffassung auch vieler Genossen in seiner Partei bisher nicht ausreichend von Russland distanziert.
Vermutlich in der ersten Augustwoche will die Schiedskommission des SPD-Unterbezirks Region Hannover über einen möglichen Parteiausschluss entscheiden. Die rechtlichen Hürden für eine Parteistrafe oder gar einen Ausschluss sind allerdings sehr hoch.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 26. Juli 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, kst/dpa