Eklat an Eliteinternat Schüler grölen bei Party rassistische Parolen
27.05.2024, 15:05 Uhr Artikel anhören
Das Hauptgebäude des Internats Louisenlund. Dort sollen minderjährigen Eliteschüler "Ausländer raus. Deutschland den Deutschen" gesungen haben.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Nach dem Skandal um ein Partyvideo auf Sylt kommen immer weitere Vorfälle zum Vorschein. Rassistische Parolen zu einem 20 Jahre alten Techno-Hit sollen jetzt auch bei einer Schülerparty in einem Internat in Schleswig-Holstein gesungen worden sein. Die Politik befürchtet weitere Nachahmer.
Nach Angaben des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums sollen sich Schülerinnen und Schüler bei einer Party im Internat Louisenlund rassistisch geäußert haben. Bei der Feier am Donnerstag hätten minderjährige Schüler zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino rassistische Parolen gesungen, teilte das Ministerium mit. Daraufhin hätten die Lehrkräfte die Feier abgebrochen und Schülerinnen und Schüler ins Bett geschickt. Zudem habe das Ministerium eine Überprüfung durch die Schulaufsicht veranlasst. Das Eliteinternat Louisenlund bei Güby im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist eine der besten Privatschulen in Deutschland.
Etwa 40 Jugendliche hätten an der Feier teilgenommen, teilte der Leiter des Internats, Peter Rösner, mit. Acht von ihnen sollen zur Melodie des Party-Hits rassistische Parolen gesungen haben. Mit einigen Schülerinnen und Schüler gab es laut Rösner weitere Gespräche, um den Vorfall aufzuklären. Diese hätten in einem Anflug großer "Dummheit" das auf Sylt entstandene Video nachahmen wollen. Die mögliche Tragweite sei ihnen nicht bewusst gewesen. Nach Angaben des Leiters sollen diese nun für eine Woche vom Schulbetrieb suspendiert werden.
In dieser Woche sollen sich die Schülerinnen und Schüler ehrenamtlich betätigen und ihr Verhalten reflektieren. Ebenso sollen die Schule, die Lehrkräfte und die Internatspädagoginnen und -pädagogen alle Schülerinnen und Schüler bei der Aufarbeitung begleiten, hieß es weiter. Das Lied "L'amour toujours" werde aus der Playlist des Schülerhauses gestrichen. Das Internat wolle auch ihr Konzept zur politischen Bildung und der Demokratieerziehung ausbauen.
"Kein Scherz, solche Parolen zu singen"
"Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen", sagte Bildungsministerin Karin Prien. Jugendlicher Überschwang oder auch Alkohol seien keine Rechtfertigung für rassistische Gesänge. Prien befürchte weitere Nachahmungen: "Jugendliche haben schon immer bewusst gesellschaftliche Tabus gebrochen." Es sei daher Aufgabe, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, um ihnen zu verdeutlichen, welche Tragweite solche Gesänge haben.
Im Vorfeld zu dem Fall bei der Schülerparty hatte bereits ein rassistischer Vorfall an Pfingsten in einem Nobel-Lokal auf Sylt bundesweit Empörung ausgelöst. In dem kurzen Video, das in sozialen Medien verbreitet wurde, ist zu sehen und zu hören, wie junge Menschen zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino rassistische Parolen grölen. Scheinbar völlig ungeniert und ausgelassen singen sie "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!".
Ein Mann macht eine Geste, die an den Hitlergruß denken lässt. Von den Umstehenden scheint sich niemand daran zu stören. Das Pony hatte nach Bekanntwerden des kurzen Videos Strafanzeige gestellt, der Staatsschutz der Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen. Schon in den vergangenen Monaten gab es immer wieder Vorfälle, bei denen zu dem Lied Nazi-Parolen gerufen wurden - etwa in Bayern, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Quelle: ntv.de, gut/dpa