"Unter diplomatischer Tarnung" Schweiz bietet einen sicheren Hafen für russische Spione
26.06.2023, 17:42 Uhr Artikel anhören
In Genf haben zahlreiche UN-Sonderorganisationen ihren Hauptsitz.
(Foto: picture alliance/KEYSTONE)
Zu Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine weisen viele Staaten als Diplomaten getarnte russische Geheimdienstler aus. Die Schweiz hingegen nicht. Mit den zahlreichen internationalen Organisationen in Genf und Bern führt dies zu einer hohen Anzahl von Spionen inkognito.
Die Schweiz ist eine Hochburg für russische Agentinnen und Agenten - davon geht der schweizerische Nachrichtendienst des Bundes (NDB) aus. "Europaweit gehört die Schweiz auch aufgrund ihrer Rolle als Gaststaat internationaler Organisationen zu den Staaten, in denen am meisten russische Nachrichtendienst-Angehörige unter diplomatischer Tarnung eingesetzt werden", berichtete der NDB in seinem Lagebericht "Sicherheit Schweiz 2023".
Genf in der Westschweiz ist der europäische Sitz der Vereinten Nationen. Dort haben zahlreiche UN-Sonderorganisationen ihren Hauptsitz. "Von den rund 220 Personen, die an den russischen Vertretungen in Genf und Bern als diplomatisches oder technisch-administratives Personal akkreditiert sind, sind vermutlich nach wie vor mindestens ein Drittel für den russischen Nachrichtendienst tätig", sagte NDB-Direktor Christian Dussey.
Während andere Staaten als Diplomaten getarnte russische Nachrichtendienst-Angehörige ausgewiesen hätten, sei die Zahl in der Schweiz stabil geblieben. Der NDB bezeichnet die Bedrohung der Schweiz durch Spionage als hoch. "Sie geht nach wie vor hauptsächlich von staatlichen Akteuren und insbesondere von den Nachrichtendiensten Russlands und Chinas aus." China habe deutlich weniger als Botschaftsangehörige getarnte Agentinnen und Agenten in der Schweiz. Wahrscheinlich setzten chinesische Nachrichtendienste stärker auf andere Verschleierungsarten. "Ihr Personal tarnt sich vor allem als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Journalistinnen und Journalisten oder Geschäftsleute", so der Bericht.
Quelle: ntv.de, cls/dpa