Politik

Anschlag auf deutsche Soldaten Schwerverletzter wird in Mali noch operiert

Momentan sind rund deutsche 900 Soldaten an der UN-Mission Minusma in Mali beteiligt.

Momentan sind rund deutsche 900 Soldaten an der UN-Mission Minusma in Mali beteiligt.

(Foto: dpa)

Am Morgen wird eine Patrouille deutscher UN-Soldaten in Mali Ziel eines Selbstmordattentäters. Dessen Autobombe verletzt 13 Menschen, drei von ihnen schwer. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer setzt nun Prioritäten und blendet größere Fragen zunächst aus.

Ein Selbstmordattentäter hat im westafrikanischen Mali eine Patrouille deutscher UN-Soldaten angegriffen und dabei 13 Menschen verletzt. Der Angreifer zündete um 6.28 Ortszeit eine Autobombe gegen die noch stehenden Fahrzeuge und ihre Besatzungen, wie das Einsatzführungskommando den Obleuten im Bundestag mitteilte. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte, von zwölf verwundeten Deutschen seien drei schwer verletzt, einer davon wurde noch operiert. Die Bundeswehr bereitete medizinische Evakuierungsflüge ("MedEvac") vor. Nach den offiziellen Angaben ist auch ein UN-Soldat aus einem weiteren Land verletzt.

Nach Angaben einer Sprecherin der UN-Mission (Minusma) vor Ort war der Attacke mit einem Pritschenwagen voll Sprengstoff ein anderer Anschlag vorausgegangen. "Die Soldaten sicherten den Konvoi eines malischen Bataillons", sagte Myriam Dessables am Abend. Vorangegangen sei am Vortag die Explosion eines Sprengsatzes, bei der es aber nur Sachschaden an einem Fahrzeug gegeben habe.

"Der Anschlag heute macht auf eine sehr dramatische und schreckliche Art und Weise deutlich, dass der Eid, den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr schwören, dass sie dieses Land verteidigen, dass sie in den Einsatz gehen, und dass sie zur Not auch bereit sind, ihre Gesundheit und ihr Leben einzusetzen, nicht nur leere Worte sind", sagte die CDU-Politikerin Kramp-Karrenbauer in Bonn. Es würden bereits Vorkehrungen für den Rücktransport der Verwundeten getroffen. Bereits morgen Früh könne ein entsprechender Flug starten. Weitere Details über die möglichen Hintergründe des Anschlags und die Folgen für den Einsatz in Mali wollte die Verteidigungsministerin zunächst nicht nennen. Es gehe nun zunächst darum, die Betroffenen und deren Angehörigen zu unterstützen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußerte sich "erschüttert". "In Gedanken bin ich auch bei ihren Angehörigen und Familien", so Steinmeier. Außenminister Heiko Maas verurteilte die Tat. "Der heutige hinterhältige Anschlag unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, dass wir uns den Terroristen entgegenstellen. Mali und der Sahel müssen vom Fluch des Terrorismus befreit werden", so Maas.

Einsatz soll Friedensprozess in Mali unterstützen

Der Selbstmordanschlag wurde rund 180 Kilometer nordöstlich der Stadt Gao, in deren Nähe die meisten Bundeswehrsoldaten in Mali stationiert sind, verübt. Zum Zeitpunkt des Angriffs um 8.28 Uhr deutscher Zeit befanden sich die Soldaten noch in einer "Nachtaufstellung", also einer Art schützenden Wagenburg, wie aus einer Information des Einsatzführungskommandos an die Obleute hervorging. "Unter Einsatz ziviler Rettungshubschrauber und eines UN-Hubschraubers wurden die Verwundeten nach Gao in französische, chinesische und deutsche Sanitätseinrichtungen verbracht", hieß es weiter.

Derzeit sind rund 900 deutsche Soldaten an der UN-Mission Minusma beteiligt. Die Obergrenze liegt bei 1100 Männern und Frauen aus Deutschland. Der Großteil der Bundeswehrsoldaten ist im Camp Castor am Rande von Gao stationiert. Der Einsatz soll den Friedensprozess in Mali unterstützen. In dem Land sind islamistische Terrorgruppen aktiv. 2013 schlug ein massiver französischer Militäreinsatz ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Bamako zurück. Auch organisierte Kriminalität und grenzübergreifender Schmuggel sind ein Problem in der Region, über die Migrationsrouten nach Nordafrika und weiter Richtung Europa laufen.

Zuletzt gab es in Mali zwei Militärputsche. Putschistenführer Assimi Goïta war nach früheren Berichten einmal zu einer militärischen Fortbildung in Deutschland. Niemand konnte da in die Zukunft schauen, aber: Es zeigt sich, wie schwer die Suche nach verlässlichen Partnern in dem Land ist.

"Anschlag zeigt, wie brandgefährlich der Einsatz in Mali ist"

Im Bundestag zeigte man sich bestürzt über den Anschlag. Er zeige, "welcher Gefahr die Bundeswehr in ihren Einsätzen tagtäglich ausgesetzt ist und welche Verantwortung das Parlament bei der Mandatierung trägt", sagte FDP-Verteidigungspolitiker Alexander Müller. Linksfraktionschef Dietmar Bartsch forderte den nächsten Bundestag dazu auf, die Auslandseinsätze der Bundeswehr grundsätzlich zu überdenken.

Der verteidigungspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Rüdiger Lucassen, sagte zu dem Einsatz, wer Soldaten in Auslandseinsätze schicke, müsse das sehr gut begründen. "Für die AfD-Bundestagsfraktion gelten folgende Prüfkriterien: außerordentliches nationales Interesse, klare Strategie, völkerrechtliches Mandat. Die ersten beiden Punkte sind in Mali nicht erfüllt. Die Bundesregierung muss den Einsatz beenden." Dem widersprach Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet: Die Bundeswehr sei "aus sehr gutem Grund" in Mali. Sie solle für Sicherheit im Kampf gegen den Terrorismus in einer der ärmsten Regionen der Erde sorgen. Der Einsatz "ist wichtig, weil er Frieden sichert".

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, verlangte nach dem Anschlag mehr Schutz für die Einsatzkräfte. "Dieser Anschlag zeigt, wie brandgefährlich der Einsatz in Mali ist", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zwar sei es für weitere Analysen noch zu früh, doch bleibe schon jetzt festzuhalten: "Eine nicht verhandelbare Voraussetzung für die Fortsetzung des Einsatzes ist die Gewährleistung der Rettungskette", sagte Wüstner. "Und grundsätzlich möchte ich daran erinnern, wie notwendig der Schutz unserer Truppen auch durch bewaffnete Drohnen ist."

Quelle: ntv.de, fzö/dpa

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