Kallas warnt vor Lage wie 1938 Selenskyj: Akzeptieren keine Vereinbarung ohne Ukraine
13.02.2025, 16:13 Uhr Artikel anhören
Selenskyj spricht während einer Pressekonferenz auf dem Gelände des Kernkraftwerks Chmelnyzkyj.
(Foto: dpa)
In Europa wächst die Sorge, dass die USA über die Köpfe der Ukrainer hinweg ein Abkommen mit Russland schließen könnten. Präsident Selenskyj betont jetzt: Sein Land wird einer solchen Vereinbarung nicht zustimmen. Auch international sorgt Trumps Vorgehen für Kritik.
Die Ukraine wird nach den Worten ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj keine bilaterale Vereinbarung über ihr Schicksal akzeptieren, die ohne ihre Beteiligung zwischen den USA und Russland getroffen wurde. Europa sollte mit am Verhandlungstisch sitzen, wenn es um ein Ende des Krieges gehe. Dass der neue US-Präsident Donald Trump zuerst den russischen Präsidenten Wladimir Putin angerufen habe und dann ihn selbst, sei unangenehm, sagte Selenskyj. Er denke aber nicht, dass es sich bei dieser Reihenfolge um ein Zeichen der Prioritäten der USA handele.
Auch international stieß Trumps Vorstoß auf Kritik. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius kritisierte an den Plänen, dass die USA noch vor Verhandlungen mit Kremlchef Wladimir Putin über ein Ende des russischen Angriffskriegs öffentlich Zugeständnisse gemacht hätten. "Aus meiner Sicht wäre es besser gewesen, über eine mögliche NATO-Mitgliedschaft der Ukraine oder über mögliche Gebietsverluste des Landes erst am Verhandlungstisch zu sprechen - und es nicht vorher vom Tisch zu nehmen", sagte er.
Pistorius mahnte an, dass auch die Europäer an solchen Verhandlungen beteiligt sein müssten. Schließlich seien sie dann ja ein wesentlicher Teil einer neuen Ordnung und dürften "nicht am Katzentisch sitzen", sagte er. NATO-Generalsekretär Rutte nannte es "entscheidend", dass Kiew in alles eingebunden sei, "was die Ukraine betreffen könnte". Zudem müsse jegliche Friedensvereinbarung "dauerhaft" sein.
Historische Vergleiche
Es dürfe kein weiteres "Minsk" geben, sagte er mit Blick auf das von Deutschland und Frankreich vermittelte Abkommen von 2015, nach dem Putin die Ukraine weiter angegriffen hatte. Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnte Trump vor einer Ukraine-Vereinbarung ohne die Europäer. "Ein Deal hinter unserem Rücken wird nicht funktionieren", sagte sie. "Jede Vereinbarung muss die Ukraine und Europa einbeziehen", forderte sie.
Beschwichtigungsversuche gegenüber Russland seien zum Scheitern verurteilt. Sie benutzte dabei das Wort "Appeasement" und verglich die Lage mit dem Jahr 1938. Kallas spielte damit auf das Münchner Abkommen an, mit dem Italien, Frankreich und Großbritannien versucht hatten, den deutschen Diktator Adolf Hitler in der sogenannten Sudetenkrise auf Kosten der Tschechoslowakei von weiteren Gebietsansprüchen abzuhalten.
Quelle: ntv.de, lar/rts/dpa