Chaos in Russland Selenskyj-Berater: "In Russland fängt alles erst an"
24.06.2023, 11:47 Uhr Artikel anhören
Putin im feinen Zwirn, Prigoschin an der Front.
(Foto: dpa/imago)
Mitten in der ukrainischen Gegenoffensive bricht in Russland ein interner Machtkampf aus. Kiew schaut gespannt Richtung Kreml. Präsidentenberater Podoljak sieht für die Situation derzeit drei mögliche Szenarien. Auch Präsident Selenskyj äußert sich.
Der Machtkampf zwischen Söldnerchef Jewgeni Prigoschin und Präsident Wladimir Putin werden in der Ukraine als Zeichen der russischen Schwäche gewertet: "Die Schwäche Russlands ist offensichtlich", erklärt Präsident Wolodymyr Selenskyj. "Volle, umfassende Schwäche. Je länger Russland seine Truppen und Söldner auf unserer Erde halten wird, desto mehr Chaos, Schmerz und Probleme wird es anschließend haben."
Ähnlich klingt auch der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak auf Twitter: "Die Spaltung zwischen den Eliten ist zu offensichtlich". Sich zu einigen und so zu tun, als sei alles geklärt, werde nicht funktionieren. "Einer muss definitiv verlieren: entweder Prigoschin (mit fatalem Ausgang) oder Putins Anti-Prigoschin-Kollektiv. In Russland fängt alles erst an."
Am Freitagabend war der seit Langem schwelende Machtkampf zwischen Söldnerführer Prigoschin und der russischen Militärführung eskaliert. Kämpfer von Prigoschins Söldnertruppe Wagner marschierten von der Ukraine aus nach Russland ein und übernahmen die Kontrolle über Militäreinrichtungen im südrussischen Rostow.
Russlands Präsident Putin nannte den Aufstand der Wagner-Söldner eine "tödliche Bedrohung" und kündigte an, die aufständischen Wagner-Söldner würden als "Verräter" bestraft. Der Kreml-Chef betonte mit Blick auf die Zeit des Ersten Weltkriegs, er werde einen Bürgerkrieg in Russland nicht zulassen.
Bürgerkrieg, Machtwechsel, Atempause
"Die nächsten 48 Stunden werden über den neuen Status von Russland entscheiden", schrieb Podoljak in einem weiteren Tweet. Der Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj brachte für den weiteren Verlauf in Russland mehrere mögliche Szenarien ins Spiel. Podoljak halte einen "ausgewachsenen Bürgerkrieg", "einen ausgehandelten Machtwechsel", oder eine "vorübergehende Atempause vor der nächsten Phase des Sturzes des Putin-Regimes" für möglich. Alle potenziellen Akteure müssten jetzt entscheiden, auf welcher Seite sie stehen. Bislang herrscht in Russland ein ohrenbetäubendes Schweigen der "Elite".
Zumindest ein wichtiger Akteur hat sich bisher auf die Seite Putins geschlagen. Tschetschenen-Anführer Ramsan Kadyrow teilte Putins Rede auf Telegram. In einem Statement verurteilte er Prigoschins Vorgehen als Rebellion.
Quelle: ntv.de, mba/dpa