Rede in der Nationalversammlung Selenskyj: Französische Firmen finanzieren Krieg mit
23.03.2022, 17:21 Uhr
Für den französischen Präsidenten Macron findet Selenskyj lobende Worte.
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Bei seinem Auftritt vor Frankreichs Parlamentariern redet der ukrainische Präsident Selenskyj der Nation ins Gewissen. Französische Unternehmen auf dem russischen Markt seien "Sponsoren der Kriegsmaschinerie". Erneut drängt er auf einen raschen EU-Beitritt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat französische Firmen zum Verlassen Russlands aufgerufen, um den Druck auf Moskau im Ukraine-Krieg weiter zu erhöhen. "Die französischen Unternehmen müssen den russischen Markt verlassen", sagte Selenskyj in einer Video-Ansprache vor der französischen Nationalversammlung. Firmen wie der Autobauer Renault und die Warenhauskette Auchan müssten "aufhören, die Sponsoren der russischen Kriegsmaschinerie zu sein" und "den Mord an Kindern und Frauen zu finanzieren".
"Werte bedeuten so viel mehr als finanzieller Vorteil", sagte Selenskyj. "Sie wissen, was Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit bedeutet, jedes einzelne Wort ist für Sie sehr wichtig", sagte Selenskyj mit Verweis auf den aus der Zeit der Revolution stammenden Wahlspruch der Französischen Republik. Selenskyj dankte den Franzosen für ihre bisherige Unterstützung im Konflikt mit Russland und insbesondere Präsident Emmanuel Macron, "weil er die nötige Führungskompetenz gezeigt hat".
Sein Land erwarte von Frankreich eine Führungsrolle, sagte er. Zugleich bekräftigte Selenskyj die Forderung nach mehr militärischer Unterstützung. "Wir brauchen panzerbrechende Waffen, Flugzeuge (...), damit wir gegen den Aggressor bestehen können." Die Ukraine erwarte zudem, dass noch während der französischen Ratspräsidentschaft in der EU eine Entscheidung über ihren Beitrittsantrag falle. Selenskyj sprach von einer historischen Entscheidung zu einem historischen Moment. Frankreich hat noch bis Ende Juni die Ratspräsidentschaft.
Die Senatoren und Abgeordneten erhoben sich zu seinen Ehren von ihren Plätzen. In den Kammern wehten ukrainische Flaggen. Auf Bitten Selenskyjs hielt das Parlament eine Schweigeminute ab für die Menschen, die im Krieg getötet wurden. Selenskyj hatte sich in den vergangenen Tagen bereits an mehrere Parlamente in verschiedenen Ländern gewandt. Er sprach unter anderem vor dem US-Kongress, dem britischen Unterhaus, dem israelischen Parlament, dem Europaparlament und dem Bundestag.
Quelle: ntv.de, mdi/AFP/dpa