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"Ganz normale Analysen" Selenskyj bezweifelt Bedeutung der US-Leaks

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Wird der ukrainische Präsident von den USA abgehört? Selenskyjs Berater zieht das in Zweifel.

Wird der ukrainische Präsident von den USA abgehört? Selenskyjs Berater zieht das in Zweifel.

(Foto: picture alliance/dpa)

An die Öffentlichkeit durchgestochene US-Dokumente belasten die Unterstützung des Westens für Kiew. Doch die Ukraine bemüht sich um Schadensbegrenzung. Selenskyj fühle sich nicht von Washington bespitzelt, die Militär-Offensive sei nicht gefährdet und angebliche Geheiminfos seien überhaupt nicht geheim, sagt sein Berater.

Die ukrainische Führung hat eine angebliche Abhöraktion der USA gegen Präsident Wolodymyr Selenskyj in Zweifel gezogen. Beratungen des Staatschefs mit dem Militär liefen anders ab als in veröffentlichten Geheimdienstdokumenten dargestellt, sagte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Abend im ukrainischen Fernsehen. Die Beziehungen der Ukraine zu ihren westlichen Partnern seien durch die Veröffentlichungen nicht gefährdet. "Das sind normale Analysen", sagte er. Auch Pläne zu einer ukrainischen Gegenoffensive würden durch die Leaks nicht torpediert, weil daran noch gearbeitet werde. Zuvor hatte CNN berichtet, Kiew sei über die Veröffentlichung der Dokumente "verärgert" und habe daher bereits einige seiner militärischen Pläne geändert.

Weiterhin hatte es Berichte über Geheimdokumente des US-Verteidigungsministeriums gegeben, wonach Selenskyj Ende Februar in einer Beratung mit der Armeeführung Drohnenangriffe auf Standorte der russischen Armee im Gebiet Rostow vorgeschlagen habe. Das könnte Washington darin bestärkt haben, Kiew keine weitreichenden Waffen zu liefern, hieß es. Podoljak widersprach dieser Darstellung: "Es macht keinen Sinn, einfach abstrakt zu sagen: "Lasst uns das Gebiet Rostow bombardieren."" Bei solchen Beratungen würden vielmehr Prioritäten gesetzt und Strategien festgelegt.

Podoljak beschwichtigte auch, dass beispielsweise Informationen zu Problemen der ukrainischen Flugabwehr ohnehin bekannt seien. Die "New York Times" etwa hatte unter Berufung auf die Dokumente über Schwächen der ukrainischen Flugabwehr berichtet. Diese müsse verstärkt werden, um den russischen Angriffen standzuhalten, hieß es. Allerdings fordert die Ukraine seit langem mehr Munition und Waffen für den Krieg gegen Russland, ohne aus dem Mangel daran ein Geheimnis zu machen.

Unterlagen zum Teil manipuliert

Unklar ist weiterhin, wer die Unterlagen unter anderem der US-Geheimdienste veröffentlicht hat und ob sie tatsächlich alle echt sind. Analysten hatten teils Manipulationen an den fotografierten Unterlagen nachgewiesen - im Sinne Russlands. So berichtete CNN unter Berufung auf ein Dokument, dass während des Krieges bisher 43.000 russische Soldaten getötet worden sein sollen. Auf ukrainischer Seite liege die Zahl der Toten bei 17.500, hieß es. In den manipulierten Versionen der Dokumente, die in russischen Kanälen auftauchten, war Experten zufolge die Zahl der getöteten Russen nur halb so hoch, die Zahl der getöteten Ukraine dagegen höher als in der ursprünglichen Fassung.

Laut Pentagon stellen die online zirkulierenden Unterlagen "ein sehr hohes Risiko für die nationale Sicherheit" dar. Der Vorgang habe "das Potenzial, Falschinformationen zu verbreiten", sagte Pentagon-Sprecher Chris Meagher. "Wir untersuchen immer noch, wie das passiert ist und wie groß das Problem ist." Es müsse unter anderem geprüft werden, "wie diese Art von Informationen verteilt werden und an wen". Meagher machte keine Angaben zur Echtheit der aufgetauchten Unterlagen.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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