Angriffe auf Heimatstadt Selenskyj fordert mehr Raketen und schärfere Sanktionen
01.08.2023, 00:26 Uhr Artikel anhörenBei russischen Luftangriffen sterben mehrere Menschen - auch in der Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten. Selenskyj fordert daraufhin mehr und weiter reichende Raketen, um diesen Terror bekämpfen zu können. Zugleich meldet auch Russland mehr Luftangriffe der Ukraine und erklärt deren Offensive für "gescheitert".
Nach den schweren Raketenangriffen unter anderem auf seine Heimatstadt Krywyj Rih hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut schärfere Sanktionen gegen Russland gefordert. "Der weltweite Sanktionsdruck gegen Russland verdient eine deutliche Steigerung", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Insbesondere müssten Sanktionslücken geschlossen werden, mithilfe derer Russland seine Waffenproduktion am Laufen halte.
Darüber hinaus pochte der ukrainische Staatschef einmal mehr auf Raketen mit längerer Reichweite für sein Land. Dies sei nötig, "damit wir diese terroristische Bedrohung beseitigen können, die Russland gegen unser Volk, gegen unsere Kinder erschafft", sagte er.
Russland hatte zuvor im Süden der Ukraine neben Krywyj Rih auch die Stadt Cherson angegriffen. In Krywyj Rih schlugen zwei russische Raketen in ein neunstöckiges Wohnhaus und ein Gebäude der Universität ein. Zuletzt war von sechs Toten und 75 Verletzten die Rede, darunter auch mehrere Kinder. In Cherson starben offiziellen Angaben zufolge vier Zivilisten, 17 weitere wurden verletzt.
Unter den Toten in Krywyji Rih waren örtlichen Behörden zufolge ein zehnjähriges Mädchen und dessen 45-jährige Mutter. Bei den Angriffen am Montagmorgen seien mehrere Etagen eines neunstöckigen Wohnhauses und ein Universitätsgebäude getroffen worden, erklärte Innenminister Ihor Klymenko.
Die russischen Behörden meldeten ihrerseits vier Tote und zehn Verletzte bei einem ukrainischen Raketenangriff auf die Stadt Donezk in der teilweise von Russland besetzten Region im Osten des Landes. Der Angriff habe das Stadtzentrum getroffen, teilte der von Moskau eingesetzte Regierungschef von Donezk, Denis Puschilin, auf Telegram mit. Dabei sei ein Bus zerstört worden.
Schoigu verspricht bessere Luftverteidigung
Ein weiterer Mensch wurde den von Russland eingesetzten Behörden zufolge bei ukrainischem Beschuss der nahegelegenen Stadt Horliwka getötet. Bei einem Angriff auf ein von Russland besetztes Dorf in der Region Saporischschja wurden demnach drei Menschen getötet und 15 verletzt. Bei einem ukrainischen Drohnenangriff im westrussischen Trubtschewsk sei zudem ein Polizeirevier getroffen worden, teilte der Regionalgouverneur Alexander Bogomas auf Telegram mit. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen, aber Dach und Fenster der Wache seien zerstört worden.
Am Sonntag hatte Russland nach eigenen Angaben drei ukrainische Drohnen in der Hauptstadt Moskau abgeschossen. Dabei wurden zwei Bürogebäude beschädigt, ein Flughafen musste kurzzeitig geschlossen werden. Moskau liegt rund 500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Das Stadtgebiet und das Umland der russischen Hauptstadt waren seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs zunächst nur selten ins Visier geraten. Zuletzt aber gab es mehrere Drohnenangriffe auf Moskau, für die russische Behörden die Ukraine verantwortlich machten.
Russland hat als Reaktion auf die ukrainischen Angriffe nach eigenen Angaben verstärkt Militäreinrichtungen in der Ukraine ins Visier genommen. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte am Montag zudem "zusätzliche Schritte" zur besseren "Verteidigung gegen Luft- und Seeangriffe" an. Schoigu versicherte zugleich, die seit Anfang Juni laufende und lang vorbereitete ukrainische Gegenoffensive sei "erfolglos" und "gescheitert". Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Drohnenangriffe auf Moskau als "Verzweiflungstaten" der Ukraine.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP