Russland weist Urteil zurück Selenskyj will auch Kreml für MH17-Abschuss bestrafen
17.11.2022, 20:46 Uhr
Erleichterung herrschte unter den Angehörigen der Opfer nach dem Urteilsspruch.
(Foto: picture alliance / ANP)
Das Urteil gegen drei Angeklagte im Prozess um das 2014 abgestürzte Passagierflugzeug MH17 begrüßt der ukrainische Präsident Selenskyj. Die Hintermänner vermutet er jedoch in Moskau. Russland wittert hingegen eine politische Motivation hinter dem Schuldspruch.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Urteilsspruch zum Abschuss des malaysischen Passagierflugs MH17 über der umkämpften Ostukraine als "wichtig" bezeichnet. "Doch ist es notwendig, auch die Auftraggeber zur Rechenschaft zu ziehen", schrieb der 44-Jährige auf Twitter und machte deutlich, dass er die russische Führung in der Verantwortung sieht. Straflosigkeit würde zu neuen Straftaten führen, fügte er in Anspielung auf den Ende Februar gestarteten russischen Angriffskrieg gegen sein Land hinzu. US-Außenminister Antony Blinken sprach von einem "wichtigen Moment" in den Bemühungen um Gerechtigkeit.
Russland hat den Schuldspruch derweil als politisch motiviert zurückgewiesen. "Sowohl der Verlauf als auch die Ergebnisse der Verhandlung zeugen davon, dass ihr der politische Auftrag zugrunde lag, die Version (...) von einer Beteiligung Russlands an der Tragödie zu stärken", teilte das russische Außenministerium mit.
Raketenabwehrsystem aus Russland
Kurz zuvor hatte ein niederländisches Strafgericht zwei Russen und einen Ukrainer der Beteiligung am Abschuss der Boeing im Juli 2014 für schuldig gesprochen. Die Passagiermaschine war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur (Malaysia) abgestürzt, alle 298 Insassen kamen ums Leben. Der Großteil der Passagiere waren niederländische Staatsbürger, weswegen der Prozess in den Niederlanden stattfand. Dem Gericht zufolge kam dabei ein Flugabwehrraketensystem aus Russland zum Einsatz.
Dass die Verurteilten ihre Strafe verbüßen, gilt als unwahrscheinlich. Sie halten sich in Russland auf. Ein Vertreter der russischen Justiz erklärte kurz nach der Urteilsverkündung nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Tass, keiner der verurteilten Russen werde ausgeliefert.
Die russische Führung hat den Prozess schon früher abgelehnt und eine Mitverantwortung stets bestritten. "Die Verhandlung in den Niederlanden hat alle Chancen, als eine der skandalträchtigsten in die Geschichte einzugehen - mit seiner langen Liste von Merkwürdigkeiten, Ungereimtheiten und fragwürdigen Schlussfolgerungen der Anklage, die nichtsdestotrotz in das Verdikt eingeflossen sind", kritisierte das Außenministerium nun zum Abschluss noch einmal.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa