Zweitägige Geheimaktion Slowakei liefert Flugabwehrsystem S-300 an die Ukraine
08.04.2022, 16:30 Uhr
Das S-300 (hier eine russische Abteilung) soll die Ukraine bei Luftangriffen Russlands schützen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Bundeswehr hat ein Patriot-Raketensystem in die Slowakei verlegt. Die Niederlande wolle dies bis Mitte April tun. Beide Aktionen sind offenbar ausreichend, dass das Land sein bislang genutztes Luftabwehrsystem in die Ukraine liefern kann.
Nach der eindringlichen Bitte der Ukraine um Flugabwehr-Raketen hat die Slowakei dem Nachbarland eines ihrer S-300-Raketensysteme überlassen. "Ich kann bestätigen, dass die Slowakische Republik der Ukraine das Flugabwehrraketensystem S-300 gespendet hat, nachdem die Ukraine um Unterstützung gebeten hatte", teilte der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger auf Facebook mit. Dies bedeute nicht, "dass die Slowakische Republik Teil des bewaffneten Konflikts in der Ukraine geworden ist". Nach von der slowakischen Regierung vorerst nicht bestätigten Medienberichten, wurde das Raketensystem S-300 in einer zwei Tage dauernden Geheimaktion an die Ukraine geliefert.
"Mit dieser verantwortungsvollen Entscheidung gewährt die Slowakei als Land, das Frieden, Freiheit und Schutz der Menschenrechte unterstützt, der Ukraine und ihren unschuldigen Bürgern eine rein defensive Hilfe", sagte Heger in einer Videobotschaft. Das Raketensystem werde nach seiner Überzeugung helfen, "viele Ukrainer vor der Aggression des Putin-Regimes zu retten".
Er fügte hinzu, dass die slowakische Verteidigung "in den kommenden Tagen durch ein zusätzliches Raketenabwehrsystem unserer Verbündeten gestärkt werden wird". Vergangenen Monat hatte Bratislava erklärt, es werde der Ukraine das in Russland hergestellte Flugabwehrraketensystem nur unter der Bedingung zur Verfügung stellen, dass die Slowakei einen Ersatz erhält, um eine Sicherheitslücke in der NATO zu vermeiden.
Die ukrainischen Truppen sind mit dem Flugabwehrsystem S-300 vertraut. Die Reichweite genügt, um beispielsweise Charkiw oder Kiew zu schützen. Die Ukraine hatte insbesondere in Staaten des ehemaligen Ostblocks nach den Systemen gefragt. Doch all diese Länder sind für ihre eigene Sicherheit nach wie vor auf die S-300 angewiesen und fordern einen Ersatz - also US-Patriots - bevor sie ihre Flugabwehr an die Ukraine abgeben.
Zuletzt hatten die Niederlande erklärt, eine Patriot-Batterie auf dem slowakischen Militärstützpunkt Sliac stationieren zu wollen. Die Verlegung soll Mitte April erfolgen. Zuvor hatte bereits Deutschland erklärt, ein Patriot-Raketensystem mitsamt einer Heeres-Kompanie der Bundeswehr in das an die Ukraine grenzende NATO-Land zu verlagern.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa