Für Rente über Grundsicherung So hoch müsste der Mindestlohn sein
12.05.2018, 01:54 Uhr
Die Einführung des Mindestlohnes im Jahr 2015 hat insbesondere in der Friseurbranche große Lohnanhebungen mit sich gebracht.
(Foto: picture alliance / Britta Peders)
Der Mindestlohn in Deutschland liegt bei derzeit 8,84 Euro, alle zwei Jahre wird er angepasst. Das Bundesarbeitsministerium rechnet vor, wo der Stundensatz liegen müsste, damit im Alter die Rente ausreicht. Das Ergebnis offenbart eklatante Lücken.
Berechnungen der Bundesregierung zufolge müsste der Mindestlohn massiv angehoben werden, damit Betroffene im Alter eine Rente oberhalb der Grundsicherung bekommen. Um dies zu erreichen, müssten anstelle des derzeitigen Mindestlohns von 8,84 Euro mindestens 12,63 Euro pro Stunde gezahlt werden, wie aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, aus der die "Rheinische Post" zitiert.
Dem Ministerium zufolge liegt der durchschnittliche Bruttobedarf von Empfängern der Grundsicherung im Alter derzeit bei 814 Euro - jedenfalls dann, wenn sie nicht in Alterseinrichtungen leben. In dem Schreiben heißt es dem Bericht zufolge: "Um dies bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 Stunden über 45 Jahre versicherungspflichtiger Beschäftigung hinweg zu erreichen, wäre aktuell rechnerisch ein Stundenlohn von 12,63 Euro erforderlich."
Diese Betrachtung vernachlässige jedoch die zusätzliche Altersvorsorge, mit der eine deutlich höhere Gesamtversorgung erzielt werden könne, erklärte das Ministerium weiter. Dabei erscheint es zweifelhaft, ob Arbeitnehmer, die ihr gesamtes Berufsleben zum Mindestlohn bezahlt werden, über ausreichend finanzielle Ressourcen verfügen, um zusätzlich privat vorzusorgen. Auch Betriebsrenten werden in den entsprechenden Arbeitsverhältnissen immer seltener angeboten.
Linken-Fraktionsvize Susanne Ferschl wertete die Antwort des Ministeriums als Bestätigung für die Forderung ihrer Partei nach einer massiven Anhebung des Mindestlohns. "Der gesetzliche Mindestlohn ist ein Armutslohn und macht Menschen zu Sozialfällen", sagte Ferschl der Zeitung. Der Mindestlohn müsse unverzüglich auf zwölf Euro angehoben werden.
DGB-Chef fordert "ordentlichen Zuschlag"
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert eine spürbare Erhöhung des Mindestlohnes und wolle sich dafür in der nächsten Sitzung der von der Regierung eingesetzten Mindestlohnkommission im Juni stark machen, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der "Saarbrücker Zeitung". Die Wirtschaftslage sei gut, "also muss es auch einen ordentlichen Zuschlag geben". Das Ziel müsse sein, "zu einem existenzsichernden Mindestlohn zu kommen", betonte Hoffmann, der sich auf dem am Sonntag beginnenden DGB-Kongress zur Wiederwahl als Vorsitzender stellt.
Bisherige Berechnungen des Statistischen Bundesamtes gehen von einer realistischen Erhöhung von aktuell 8,84 Euro auf 9,19 Euro im kommenden Jahr aus. Die von der Bundesregierung eingesetzte Mindestlohnkommission beschließt regelmäßig auf Basis der letzten Tariferhöhungen und der allgemeinen Wirtschaftslage über die Anpassung der Lohnuntergrenze. In dem Expertengremium sind auch die Gewerkschaften vertreten.
Quelle: ntv.de, lou/dpa/AFP