Nach Streiks Reform vorgestellt So will Macron das Rentensystem retten
11.12.2019, 14:36 Uhr
Premierminister Philippe warb im Parlament für einen "Pakt der Generationen".
(Foto: dpa)
Frankreichs zergliedertes Rentensystem ist zu teuer, doch dessen größte Profiteure sind mächtig. Das hat der Generalstreik der vergangenen Tage gezeigt. Doch die Regierung von Präsident Macron hält an dem Vorhaben fest: Privilegien werden zusammengestrichen, dafür soll eine Grundrente kommen.
Nach fast einwöchigen Streiks und Protesten hat die französische Regierung die umfassendste Rentenreform seit Jahrzehnten vorgestellt. Premierminister Edouard Philippe sagte am Mittwoch in Paris, die bisher 42 Rentensysteme in Frankreich würden durch ein einheitliches System ersetzt und Vorrechte für viele Branchen abgeschafft. Die Reform soll jedoch weniger Menschen betreffen als von den Gewerkschaften befürchtet. Zudem will die französische Regierung eine Grundrente von 1000 Euro einführen.
"Wir werden die Bevölkerung durch ein Rabatt- und Prämiensystem ermutigen, länger zu arbeiten", sagte Philippe und rief zu einem Ende der Streiks auf. "Wir schlagen einen neuen Pakt zwischen den Generationen vor", sagte der Regierungschef in einer Rede. Ziel sei ein "gerechtes und dauerhaftes" Rentensystem, in dem nicht mehr einige auf Kosten aller bevorzugt würden.
Konkret soll es ein universelles Punkte-System für alle geben. So sollen Feuerwehrleute, Soldaten und Angehörige der Polizei weiterhin früher in Rente gehen können. Wer sein Leben lang gearbeitet hat, soll mindestens 1000 Euro pro Monat an Rente beziehen. "Die Frauen werden die großen Gewinnerinnen des einheitlichen Systems werden", sagte Philippe. Sonderrenten bei der Bahn oder den Pariser Nahverkehrsbetrieben werden abgeschafft.
Front gegen Macrons Wahlkampf-Versprechen
Für Franzosen, die vor 1975 geboren wurden, soll die Reform nicht greifen, wie Philippe sagte. Damit sind weniger Menschen von den Plänen betroffen als von den Gewerkschaften zunächst angenommen. Das gesetzliche Renteneintrittsalter von 62 Jahren will die Regierung nicht antasten. Allerdings müssen alle, die vor dem Alter von 64 in Rente gehen wollen, künftig mit Abschlägen rechnen.
Die Rentenreform ist ein zentrales Wahlkampf-Versprechen von Präsident Emmanuel Macron und soll das Milliarden-Defizit bei den Rentenkassen senken. Mehrere Gewerkschaften haben bereits eine Fortsetzung der Proteste angekündigt, wenn die Regierung ihre Pläne nicht vollständig zurücknimmt.
Die Gewerkschaften hatten in den vergangenen Wochen Bahnmitarbeiter, Ärzte, Lehrer und andere Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes dazu aufgerufen, Macron und seiner Regierung vor der Bekanntgabe der Details der Rentenreform die Stirn zu bieten.
Quelle: ntv.de, shuAFP/dpa