"Gemeinschaft der Umsichtigen" Söder befürwortet Corona-Impfpflicht
23.04.2020, 14:37 Uhr
Ministerpräsident Söder lehnt zu weitgehende Lockerungen der Maßnahmen gegen das Coronavirus ab.
(Foto: dpa)
Weltweit arbeiten Forscher an einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Sollte dieser bereit stehen, kann sich Bayerns Ministerpräsident Söder eine Impfpflicht in Deutschland vorstellen. Er wäre dafür "sehr offen", sagt er. Gleichzeitig stellt er klar, dass für ihn manche Lockerungen anderer Länder nicht infrage kommen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder würde in Deutschland eine generelle Impfpflicht gegen das Coronavirus befürworten. "Für eine Impfpflicht wäre ich sehr offen", sagte der CSU-Chef nach einem Treffen mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann von den Grünen in Ulm.
Bis es einen Impfstoff gebe, könne es keine Entwarnung und damit auch keine Lockerungen ohne gleichzeitige Auflagen wie eine Maskenpflicht geben, sagte Söder. Weltweit wird derzeit intensiv an einem Impfstoff gegen das Virus Sars-CoV-2 geforscht, das die Corona-Pandemie ausgelöst hat. Insgesamt laufen mittlerweile fünf klinische Studie zur Wirksamkeit von Präparaten. Mit einem einsatzfähigen Impfstoff wird allerdings nicht vor Jahresende gerechnet.
Zuletzt erhielt das deutsche Biotechunternehmen Biontech aus Mainz vom Paul-Ehrlich-Institut grünes Licht für einen klinischen Versuch. Biontech setzt dabei auf eine möglicherweise revolutionäre Technologie: mRNA-basierte Impfstoffe.
"Leichtsinn wäre schlechter Berater"
Wie Kretschmann betonte auch er, dass die Lockerungen, die andere Bundesländer zum jetzigen Zeitpunkt diskutierten oder gar bereits durchführten, für Bayern und Baden-Württemberg nicht infrage kämen. "Wir sind eine Gemeinschaft der Umsichtigen", sagte Söder und verwies damit auf den vorsichtigen Öffnungskurs von Kanzlerin Angela Merkel. Die "Besonnenen" seien überzeugt, dass die Gefahr durch das Coronavirus weiter bestehen bleibe. "Leichtsinn wäre ein schlechter Berater in dieser Situation."
Merkel hatte zuvor in ihrer Regierungserklärung im Bundestag die Maßnahmen einiger Bundesländer zur Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen kritisiert. Zwar trage sie die Bund-Länder-Beschlüsse aus der vergangenen Woche zur vorsichtigen Lockerung der Maßnahmen mit, sagte sie. "Doch ihre Umsetzung seither bereitet mir Sorgen: Sie wirkt auf mich in Teilen sehr forsch, um nicht zu sagen zu forsch." Welche Länder sie konkret meint, sagte die CDU-Politikerin nicht. "Lassen Sie uns das jetzt Erreichte nicht verspielen und einen Rückschlag riskieren", mahnte sie.
Kommende Woche wollten sich die beiden Landesregierung mit Niedersachsen über die Zukunft des Automobilsektors in der Corona-Krise austauschen. "Wir wollen nächste Woche eine Videokonferenz der Autoländer machen", kündigte Söder an. Der Sektor sei stark betroffen. Selbst wenn man alles wieder lockere, könne der Automobilsektor nicht so funktionieren wie vorher, da etwa Zulieferketten wie in Italien nicht funktionierten und Märkte wie die USA nicht geöffnet seien. Man wolle sich zusammensetzen, um etwa über ökologische Prämienmodelle nachzudenken.
Quelle: ntv.de, mli/dpa