Ampel soll Gesetz ändern Söder will AKW in Bayern weiterlaufen lassen
16.04.2023, 07:52 Uhr Artikel anhören
Jede Form von Energie müsse bis zum Ende des Jahrzehnts genutzt werden, sagt Söder.
(Foto: picture alliance / SVEN SIMON/Bayerische Staatskanz)
Nach sechs Jahrzehnten ist Deutschland aus der Atomenergie ausgestiegen. Geht es nach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, soll der Meiler Isar 2 in Landesregie wieder ans Netz gehen. Dafür wäre aber eine Gesetzesänderung vonnöten.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder möchte nach eigener Darstellung Atomkraftwerke wie den abgeschalteten Meiler Isar 2 in Landesverantwortung weiter betreiben. Vom Bund verlangt er dafür eine Änderung des Atomgesetzes.
"Bayern fordert deshalb vom Bund eine eigene Länderzuständigkeit für den Weiterbetrieb der Kernkraft. Solange die Krise (bei der Energieversorgung infolge des Ukraine-Kriegs) nicht beendet und der Übergang zu den Erneuerbaren nicht gelungen ist, müssen wir bis zum Ende des Jahrzehnts jede Form von Energie nutzen", sagte er der "Bild am Sonntag". Bayern sei dazu bereit.
Es dürfte ausgeschlossen sein, dass die Ampel-Koalition darauf eingeht. Denn dann wäre unter anderem die Frage der Endlagerung des in Bayern weiter produzierten Atommülls gesondert zu klären. Bei der bundesweiten Suche nach einem Endlager für den bisher angefallenen Atommüll steht Bayern bereits jetzt auf der Bremse, sobald es um eine Lösung auf dem Gebiet des Freistaats geht.
Bayern wolle zudem als Vorreiter in die Forschung zur Kernfusion einsteigen, sagte Söder. Er sprach sich für den Bau eines eigenen Forschungsreaktors aus - "gerne in Zusammenarbeit mit anderen Ländern". Darüber hinaus forderte der CSU-Chef eine nationale Forschungsstrategie für eine Nutzbarkeit des Atommülls. "Wir sind es unseren künftigen Generationen schuldig, nicht nur über ein Endlager in ferner Zukunft zu diskutieren, sondern innovative Pläne für eine verantwortungsvolle und technologische Lösung zu entwickeln," sagte er dem Blatt.
"Das Kapitel ist nun abgeschlossen"
Nach gut sechs Jahrzehnten Atomenergie in Deutschland sind die drei letzten Kernkraftwerke abgeschaltet worden. Als erstes wurde nach Angaben der Betreiber im niedersächsischen Meiler Emsland am Samstagabend um 22.37 Uhr die Verbindung zum Netz getrennt. Es folgten das bayrische Isar 2 um 23.52 Uhr und das baden-württembergische Neckarwestheim 2 um 23.59 Uhr. Damit ist die Atom-Energiegewinnung, die jahrzehntelang für erzürnte gesellschaftliche Debatten gesorgt hatte, in Deutschland beendet. Bis zum Schluss hatte es noch ein hartes politisches Ringen um den Ausstiegstermin und die Möglichkeit eines Reservebetriebs gegeben.
"Das Kapitel ist nun abgeschlossen", sagte jedoch der Chef des Emsland-Betreibers RWE, Markus Krebber, in einer Mitteilung. "Jetzt kommt es darauf an, die ganze Kraft dafür einzusetzen, neben Erneuerbaren Energien auch den Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken möglichst schnell voranzutreiben, damit die Versorgungssicherheit gewährleistet bleibt, wenn Deutschland 2030 idealerweise auch aus der Kohle aussteigen will."
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP