Geburtstag des Kreml-Kritikers Spezialeinheit stürmt Nawalny-Gedenkfeier in Moskau
05.06.2024, 07:36 Uhr Artikel anhören
Nawalny wäre am 4. Juni 48 Jahre alt geworden.
(Foto: dpa)
In Berlin wird Alexej Nawalnys mit einem Konzert gedacht, in Moskau wollen rund 30 Menschen der Live-Übertragung zu Ehren des toten Kreml-Kritikers beiwohnen. Eine russische Spezialeinheit stoppt die kleine Gedenkfeier.
Die Polizei in Russlands Hauptstadt Moskau ist hart gegen Anhänger des verstorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny vorgegangen, die sich an dessen Geburtstag zu einer kleineren Gedenkfeier versammelt hatten. Vertreter einer Sondereinheit hätten im Nordosten Moskaus eine Räumlichkeit gestürmt, in der sich einige Dutzend Menschen versammelt hatten, um gemeinsam die Live-Übertragung eines Nawalny-Gedenkkonzerts aus Berlin zu schauen, teilte die Bürgerrechtsorganisation Ovd-Info mit.
Rund 30 Menschen seien zwischenzeitlich festgehalten, durchsucht und befragt worden. Das Medium Sota veröffentlichte ein kurzes Video, das mehrere maskierte Beamte im Anmarsch zeigt.
Nawalny, der am Dienstag 48 Jahre alt geworden wäre, galt zu Lebzeiten als einer der schärfsten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin und seit seiner Inhaftierung 2021 als politischer Gefangener. Im vergangenen Februar kam er unter bis heute ungeklärten Ursachen in einem Straflager im äußersten Norden Russlands ums Leben. Seine Angehörigen und Unterstützer sprechen von Mord - auch, weil Nawalny erst wenige Jahre zuvor im Sommer 2020 einen Nervengiftanschlag nur knapp überlebt hatte und dadurch gesundheitlich geschwächt war.
Zu Nawalnys Beerdigung vor rund drei Monaten versammelten sich in Moskau trotz großer Repressionen überraschend Tausende Menschen und trauerten um den beliebten Oppositionspolitiker. Ansonsten aber gibt es kaum noch Proteste, weil die Behörden sie in der Regel im Keim ersticken und Teilnehmer sofort festnehmen.
Ende April waren zwei für ausländische Medien tätige Journalisten festgenommen worden, die das Team des verstorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny unterstützt haben sollen. Konstantin Gabow und Sergej Karelin wurde vorgeworfen, an der Vorbereitung von Fotos und Videos teilgenommen zu haben, die auf dem Youtube-Kanal "NawalnyLive" veröffentlicht werden sollten.
Im Zuge der Ukraine-Offensive wurde das Vorgehen gegen kritische Stimmen in Russland noch einmal verschärft. So wurde am Freitag ein russischer Journalist, der für die russische Ausgabe des US-Magazin "Forbes" arbeitet, festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, "Falschinformationen" über Russland zugeschriebene Angriffe in der Ukraine verbreitet zu haben.
Quelle: ntv.de, mba/dpa