Der einäugige Unfassbare Steckt Belmokhtar hinter der Mali-Attacke?
21.11.2015, 14:10 Uhr
Die USA haben ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar auf Mokhtar Belmokhtar ausgesetzt.
(Foto: dpa)
Bei einem Angriff auf ein Luxushotel sterben insgesamt 21 Menschen. Der Al-Kaida-Führer Mokhtar Belmokhtari soll für die Terrorattacke in Bamako verantwortlich sein. Dabei ist der Extremist bereits mehrfach für tot erklärt worden.
Libyens Regierung in der Stadt Tobruk zeigte sich im Juni ganz sicher - so sicher jedenfalls, dass sie eine Erklärung veröffentlichte. Mokhtar Belmokhtar, weltweit gesuchter Terrorist und Al-Kaida-Führer, sei bei einem US-Luftangriff im Osten Libyens getötet worden, hieß es. Washington selbst wollte die Meldung nicht bestätigen. Und auch die libysche Regierung blieb Beweise schuldig. Wohl aus gutem Grund: Denn offenbar lebt Belmokhtar noch.
Als Anführer der Terrorgruppe Al-Murabitun soll er für den Angriff auf das Hotel in der malischen Hauptstadt Bamako verantwortlich sein. Arabische Medien meldeten am Freitagabend, die Organisation habe sich zu dem Attentat bekannt und dabei mit der Gruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) zusammengearbeitet. Sollte das stimmen, dann muss der Angriff in Mali auch im Zusammenhang mit den Attentaten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Ägypten, Beirut und Paris gesehen werden. Al-Kaida und der IS teilen dieselbe radikale Dschihad-Ideologie und waren einst verbündet.
Kampf um den Terror-Thron
Mittlerweile aber bekämpfen sie sich und ringen um die Vorherrschaft im weltweiten Kampf gegen die "westlichen Kreuzfahrer". Mit eindeutigen Vorteilen für den IS: Die Terrormiliz beherrscht riesige Gebiete in Syrien und im Irak und errichtet dort unter dem Propagandanamen "Islamisches Kalifat" so etwas wie einen Staat - davon konnte Al-Kaida selbst zu seinen stärksten Zeiten unter Führung von Osama bin Laden nur träumen. Zudem versetzt der IS mit seinen Terrorangriffen die "Ungläubigen" in Angst und Schrecken, was ihm in der Gemeinde der Dschihadisten großes Ansehen einbringt.
Al-Kaida dagegen hat deutlich an Einfluss verloren. Während der IS mit professionell produzierten Videos seine Anhänger begeistert, langweilt Al-Kaida-Oberhaupt Aiman al-Sawahiri die Dschihad-Gemeinde mit länglichen Ansprachen. Wirklich stark sind in der arabischen Welt nur noch die Ableger Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) sowie Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP), der im Jemen operiert und dort große Gebiete beherrscht.
"Die mit Blut unterschreiben"
So ist der Terrorangriff in Bamako auch als Al-Kaidas Versuch zu verstehen, im Ringen mit dem IS durch ein spektakuläres Attentat wieder an Boden zu gewinnen. Belmokhtar gehört dabei zu den schillerndsten Figuren der Szene. Der 43 Jahre alte Extremist war schon mehrfach für tot erklärt worden, aber immer wieder aufgetaucht. Zuletzt erklärt ihn Al-Murabitun in diesem Sommer zu seinem Anführer.
Hinter dem Algerier liegt eine bewegte Terror-Karriere. Mit 19 soll er nach Afghanistan gezogen sein, um gegen pro-sowjetische Kräfte zu kämpfen. Dort verlor er angeblich durch eine Granate ein Auge, was ihm den Namen "Der Einäugige" einbrachte. Wegen seiner Aktivitäten im Zigarettenschmuggel wird er aber auch "Mister Marlboro" genannt. 1992 kehrte er nach Algerien zurück und kämpfte im Bürgerkrieg für radikale Gruppen. Später stieg er zu einer Führungsfigur Al-Kaidas auf.
Zwar gründete er wegen Streits mit anderen Anführern des Netzwerks seine eigene Organisation, folgte aber weiter Al-Sawahiri. Einen Treue-Eid auf IS-Anführer Abu Bakr Al-Bagdadi lehnte er ab. In Nord- und West-Afrika sorgten Belmokhtars Anhänger immer wieder mit Terrorangriffen für Aufsehen. Im Frühjahr 2013 etwa überfielen Extremisten unter dem Namen "Die mit Blut unterschreiben" das algerische Gasfeld In Amenas. Über Tage nahmen sie bei der lange geplanten Operation Geiseln. Die Befreiungsaktion der algerischen Armee endete in einem Blutbad. Auch 23 Geiseln starben.
Ein algerisches Gericht verurteilte Belmokhtar 2007 zum Tode. Die USA haben ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar auf ihn ausgesetzt. Bisher aber konnte niemand seiner habhaft werden. Weshalb Mohktar Belmokhtar noch einen anderen Spitznamen bekommen hat: "The Uncatchable" - "Der Unfassbare".
Quelle: ntv.de, Jan Kuhlmann, dpa