Schweden und Finnland willkommen Stoltenberg wirbt für NATO-Blitz-Beitritt
06.04.2022, 20:04 Uhr
NATO-Generalsekretär Stoltenberg begrüßt niederländische Soldaten bei der Übung "Cold Response" im März. Daran nehmen auch schwedische und finnische Soldaten teil.
(Foto: REUTERS)
Mit Drohungen versucht Russland, die bislang neutralen Länder Schweden und Finnland von einem NATO-Beitritt abzuschrecken. Generalsekretär Stoltenberg sagt Stockholm und Helsinki eine schnelle Aufnahme zu. Für die Ukraine hat er nur ein Rezept: mehr Waffen.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg stellt Finnland und Schweden für den Fall einer Bitte um Aufnahme in das Verteidigungsbündnis eine zügige positive Antwort in Aussicht. "Wenn sie sich für einen Antrag entscheiden, erwarte ich, dass alle Verbündeten sie willkommen heißen werden", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg zum Auftakt eines NATO-Außenministertreffens in Brüssel. Man arbeite bereits seit vielen Jahren zusammen, und die beiden Länder erfüllten die Standards des Verteidigungsbündnisses. Schweden und Finnland seien die "engsten Partner".
Sorgen, dass Russland die Zeit zwischen einer möglichen Bewerbung und der endgültigen Aufnahme für einen Angriff auf die Länder nutzen könnte, sollten nach Ansicht von Stoltenberg kein Argument gegen einen Beitritt sein. "Ich bin sicher, wir werden Wege finden, um ihre Bedenken bezüglich der Zeit zwischen einem möglichen Antrag und der endgültigen Ratifikation auszuräumen", sagte er. Über Details dazu wolle er allerdings in der Öffentlichkeit nicht sprechen.
Sowohl in Finnland als auch in Schweden wird seit dem russischen Angriff auf die Ukraine intensiv über eine mögliche NATO-Mitgliedschaft diskutiert. Bislang waren die beiden Länder neutral, was auch von Russland sehr geschätzt wurde. Deswegen wird nicht ausgeschlossen, dass Russland militärisch auf einen Beitrittsantrag reagieren könnte.
Erstmals Mehrheiten für NATO-Beitritt
Der finnische Außenminister Pekka Haavisto verwies als Gast beim Außenministertreffen darauf, dass es in seinem Land eine sehr intensive Debatte über die nationale Sicherheit gebe. Die Regierung bereite derzeit ein Papier zur Sicherheit und Verteidigung für das Parlament vor. Dieses werde dann über die verschiedenen Optionen, inklusive einer möglichen NATO-Mitgliedschaft, beraten. Die allgemeine Meinung in Finnland dazu habe sich seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine schnell verändert. Erstmals sei eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung für die NATO-Mitgliedschaft. Stoltenberg sagte, es sei natürlich Schweden und Finnland überlassen, ob sie eine Mitgliedschaft beantragen wollten. Die NATO werde jede Entscheidung akzeptieren.
Angesichts des brutalen russischen Vorgehens bescheinigte Stoltenberg der Ukraine den "dringenden Bedarf" an weiteren Waffenlieferungen. Er erwarte mehr Zusagen der Mitgliedsländer für Kiew, sagte Stoltenberg vor dem Außenministertreffen der Allianz in Brüssel. Der russische Angriffskrieg könne "Monate oder sogar Jahre" dauern, warnte Stoltenberg. Der russische Präsident Wladimir Putin wolle allem Anschein nach weiter "die ganze Ukraine kontrollieren und die internationale Ordnung neu schreiben", betonte Stoltenberg. Die russische Armee hatte zuletzt angekündigt, sich auf die Ostukraine und den Süden des Landes konzentrieren zu wollen.
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nimmt an dem NATO-Treffen teil. Sie beriet in Brüssel zunächst mit US-Außenminister Antony Blinken sowie ihren Kollegen aus Großbritannien, Frankreich und Italien.
Quelle: ntv.de, mau/dpa