Erste direkte Verhandlungen Sudans Konfliktparteien treffen sich in Saudi-Arabien
06.05.2023, 05:27 Uhr Artikel anhören
500 bis 700 Menschen sind bei den Gefechten im Sudan bis jetzt getötet worden. Hunderttausende wurden vertrieben.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
In den drei Wochen seit Beginn der Kämpfe im Sudan gibt es immer wieder Waffenruhen, immer wieder werden sie gebrochen. Jetzt nehmen die Konfliktparteien erstmals direkte Gespräche auf. Die USA entsenden dazu einen hochrangigen Vertreter.
Drei Wochen nach Ausbruch der Kämpfe im Sudan verhandeln die Konfliktparteien heute in Saudi-Arabien über eine Waffenruhe. In einer gemeinsamen Erklärung begrüßten die USA und Saudi-Arabien die Aufnahme der ersten Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten. Auch der Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Jake Sullivan, wird in Saudi-Arabien erwartet.
Seit Beginn der Kämpfe wurden bereits wiederholt Waffenruhen ausgehandelt, die jedoch immer wieder gebrochen wurden. Bei den Kämpfen kamen nach offiziellen Angaben mehr als 500 Menschen ums Leben, die Nichtregierungsorganisation Acled spricht von über 700 Toten, die meisten in Khartum und in der Region Darfur. Hunderttausende Menschen wurden vertrieben. Augenzeugen berichteten am Freitag erneut von anhaltenden Luftangriffen und Explosionen in Khartum, auch in der Nähe des Flughafens.
Die Vertreter der verfeindeten Seiten sollten die Interessen ihres Volks berücksichtigen, "um einen Waffenstillstand und ein Ende des Konflikts herbeizuführen", hieß es in der Erklärung der USA und Saudi-Arabiens. Dem sudanesischen Volk müsse durch einen Waffenstillstand Leid erspart werden. Zudem müsse die Verfügbarkeit humanitärer Hilfe für die betroffenen Gebiete gewährleistet werden. Die Gespräche würden unter anderem auch von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Großbritannien, der Liga der Arabischen Staaten und der Afrikanischen Union unterstützt.
In dem Land am Horn Afrikas trägt De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe der Streitkräfte einen Machtkampf gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo aus, der die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) anführt. Die beiden Generäle hatten einst durch gemeinsame Militärcoups die Führung im Sudan übernommen. Es kam aber zu einem Zerwürfnis über die Machtverteilung, das am 15. April in offene Kämpfe mündete und das Land mit seinen rund 46 Millionen Einwohnern in eine Krise stürzte.
Neben Kämpfen droht auch Hunger
Die UN-Kinderschutzorganisation UNICEF warnte vor den tödlichen Folgen der anhaltenden Kämpfe für Kinder. Bereits 190 Kinder seien in den ersten elf Tagen des Konflikts getötet und 1700 verletzt worden, teilte UNICEF-Sprecher James Elder unter Berufung auf eine Partnerorganisation mit. Die seit Beginn der Kampfhandlungen am 15. April erhobenen Zahlen stammten laut Elder von Gesundheitseinrichtungen in Khartum und Darfur. Sie schließen somit nur die Kinder ein, die es überhaupt in diesen Gegenden in die Zentren geschafft haben, wie Elder sagte. "Die Realität sieht sehr wahrscheinlich noch viel schlimmer aus."
Der Menschenrechtsrat der UNO setzte auf Antrag von Großbritannien, Norwegen, der Vereinigten Staaten und Deutschland für den 11. Mai eine Sondersitzung zur Situation im Sudan an. Nach UN-Angaben vom Freitag könnten bei einem anhaltenden Konflikt zusätzliche zwei bis zweieinhalb Millionen Menschen im Sudan ihre Ernährung in den kommenden drei bis sechs Monaten nicht mehr sicherstellen. Damit wären im gesamten Land rund 19 Millionen Menschen akut hunger- und mangelernährungsgefährdet.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa