Politik

Staatschef strebt nach Stärke Südkorea erwägt Atomwaffen-Stationierung

Auf der koreanischen Halbinsel könnte ein neues Wettrüsten bevorstehen.

Auf der koreanischen Halbinsel könnte ein neues Wettrüsten bevorstehen.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Nordkorea und Südkorea überbieten sich in letzter Zeit mit militärischen Ankündigungen, beide Länder wollen massiv aufrüsten. Auch der Süden sieht sein Heil im Demonstrieren von Stärke - und könnte dafür taktische Atomwaffen stationieren. Daneben gibt es weitere Abschreckungs-Pläne.

Angesichts zunehmender Spannungen mit Nordkorea hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol die Möglichkeit der atomaren Bewaffnung seines Landes ins Spiel gebracht. Der Frieden auf der koreanischen Halbinsel könne nur durch eigene Stärke erhalten werden, sagte Yoon zu Verteidigungsminister Lee Jong Sup, wie südkoreanische Sender berichteten. "Sollte die Bedrohung durch das nordkoreanische Atomwaffenprogramm größer werden, könnten wir hier in Südkorea taktische Atomwaffen (der USA) stationieren oder selber Nuklearwaffen besitzen."

Taktische Atomwaffen sind kleinere Kernwaffen, die zum Beispiel auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden, aber nicht unbedingt ganze Großstädte auslöschen. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un will die "Massenproduktion" von taktischen Atomwaffen vorantreiben.

Mit Yoon Suk Yeol als Präsident von Südkorea ist der Ton gegenüber dem Norden schärfer geworden.

Mit Yoon Suk Yeol als Präsident von Südkorea ist der Ton gegenüber dem Norden schärfer geworden.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Yoon ließ sich vom Verteidigungsministerium und dem Außenministerium über ihre Strategien für das neue Jahr berichten. Darin ging es auch um die militärische Abschreckung gegen Bedrohungen durch das Nachbarland. Die Geschichte habe gelehrt, dass Länder, die sich auf einen "falschen Frieden" verließen, nicht überleben könnten, sagte Südkoreas konservativer Staatschef. "Diejenigen, die nach Frieden durch Stärke streben, werden weiter existieren."

Konflikt wird brisanter

Der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel hatte im vergangenen Jahr wieder deutlich an Brisanz gewonnen. Nordkorea schoss in erhöhter Frequenz atomwaffenfähige Raketen ab. Die verbündeten Streitkräfte der USA und Südkoreas nahmen ihre gemeinsamen Militärübungen wieder in vollem Umfang auf. Durch die Spannungen wurde in Südkorea auch die Diskussion um eine eigene Atombewaffnung wieder angeheizt.

Südkorea gehört zu den Unterzeichnerstaaten des Atomwaffensperrvertrags, der die Verbreitung von Kernwaffen und den zu ihrer Herstellung notwendigen Technologien verhindern soll. Nordkorea hatte sich 2003 aus dem Vertrag zurückgezogen.

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Yoon hatte bei seinem Amtsantritt im Mai eine härtere Gangart gegenüber Pjöngjang angekündigt. Zuletzt warnte er den Nachbarn im Norden vor erneuten Verletzungen des südkoreanischen Luftraums und einer entmilitarisierten Pufferzone im Meer. In diese hatte Nordkorea 2022 mehrfach mit Artillerie gefeuert. Yoon drohte, die Vereinbarung über die Zone auszusetzen - was wiederum das Potenzial für einen tatsächlichen Zusammenstoß erhöhen könnte.

Südkorea plant laut einer Sprecherin des Präsidenten zudem "eine großangelegte Produktion kleiner Drohnen, die schwer zu orten sind, bis Jahresende". Außerdem solle eine Drohnen-Einheit als "überwältigende Kapazität für Gegenoffensiven" aufgebaut werden.

Quelle: ntv.de, rog/dpa

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