"Alle Optionen auf dem Tisch" Südkorea kündigt Reaktion auf Kims "Söldner" in Russland an
24.10.2024, 14:17 Uhr Artikel anhören
Die militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkoreas Machthaber Kim steht nun ratifiziert auf einer neuen Ebene.
(Foto: IMAGO/SOPA Images)
Nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes halten sich bereits 3000 nordkoreanische Soldaten in Russland auf. Südkoreas Regierung will das nicht hinnehmen und erwägt die Ausweitung seiner militärischen Hilfe an die Ukraine. Indes besiegelt die Duma die strategische Partnerschaft mit Kim.
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol hat die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland als "Provokation" bezeichnet und eine Reaktion angekündigt. "Südkorea wird nicht untätig bleiben", sagte Yoon nach Gesprächen mit dem polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda. Beide Länder seien sich einig, dass die Stationierung eine direkte Verletzung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates und der UN-Charta darstellt und eine Provokation sei, "welche die globale Sicherheit über die koreanische Halbinsel und Europa hinaus bedroht".
Südkoreas Verteidigungsminister Kim Yong Hyun sprach von "Kanonenfutter-Söldnern". Zudem beschuldigte er Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, seine Armee "für einen illegalen Angriffskrieg" zu verkaufen, wie Yonhap berichtete. Die Nordkoreaner seien mit einer russischen Uniform getarnt und handelten unter Moskauer Militärkommando ohne jegliche operative Befugnis.
Auch Südkoreas Außenminister Cho Tae Yul hat angekündigt, dass die südkoreanische Regierung angesichts der Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland nicht untätig bleiben könne. "Ich glaube nicht, dass wir in einer Position sind, in der wir tatenlos zusehen können, wenn dies am Ende zu einer Bedrohung unserer Sicherheit wird", sagte Cho laut Yonhap während einer parlamentarischen Anhörung in Seoul.
Seoul: Alle Optionen auf dem Tisch
Auf die Frage eines Abgeordneten, ob die südkoreanische Regierung auch direkte Waffenlieferungen an die Ukraine erwägen würde, entgegnete der Spitzendiplomat, alle Optionen lägen auf dem Tisch. Die konkreten Maßnahmen würden unter anderem davon abhängen, welche Gegenleistungen Nordkorea von Russland erhielte. Bislang hat Südkorea aus Sorge vor einer Eskalation des Konflikts keine schweren Waffen an die Ukraine geliefert.
Südkorea hat bereits konkrete Maßnahmen ins Spiel gebracht, mit denen es darauf reagieren könnte. Erwogen würden diplomatische und wirtschaftliche Schritte, aber erstmals auch Lieferungen von Defensiv- und Offensivwaffen an die Ukraine, verlautete am Dienstag aus Regierungskreisen in Seoul.
Duma billigt Abkommen mit Nordkorea
Derweil hat das Abgeordnetenhaus in Moskau ein Abkommen zur strategischen Partnerschaft mit Pjöngjang gebilligt. Die Duma stimmte dem Vertrag einstimmig zu. Dessen wichtigster Punkt ist die gegenseitige "sofortige militärische Unterstützung" im Falle eines Angriffs auf Nordkorea oder Russland. Nun muss noch das russische Oberhaus zustimmen, was als Formsache gilt.
Das Abkommen war im Juni von Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Pjöngjang unterzeichnet worden. Es war der erste Staatsbesuch Putins in Nordkorea seit mehr als zwei Jahrzehnten. Beide Seiten vereinbarten dabei eine vertiefte Partnerschaft in mehreren Bereichen, darunter die militärische Zusammenarbeit.
"Kanonenfutter-Söldner" im Osten Russlands
Nordkorea hat nach übereinstimmenden westlichen Erkenntnissen unlängst mehrere tausend Soldaten nach Russland entsandt, die nach Angaben Südkoreas in der Ukraine eingesetzt werden sollen. Laut südkoreanischem Geheimdienst soll Nordkorea insgesamt bereits 3000 Soldaten entsendet haben. Die Truppen befinden sich demnach in Militäreinrichtungen in Russland, wo sie mutmaßlich für einen Einsatz gegen die Ukraine vorbereitet werden sollen. In Südkorea ist die Sorge groß, dass Nordkorea militärisch gestärkt aus der Zusammenarbeit mit Russland hervorgehen könnte.
Die USA und die NATO hatten am Mittwoch die Stationierung nordkoreanischer Soldaten in Russland bestätigt. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, John Kirby, sagte, die US-Regierung gehe von derzeit mindestens 3000 Soldaten aus, die in den Osten Russlands verlegt worden seien. Was sie dort täten, bleibe abzuwarten, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.
Befürchtet wird, dass die Soldaten dort darauf vorbereitet werden, im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verstärken, was wiederum zur weiteren Eskalation der Gewalt beitragen könnte. Russland weist das zurück und betont, dass die Partnerschaft gegen niemanden gerichtet sei.
NATO-Sprecherin Farah Dakhlallah sagte in Brüssel, es gebe "Beweise" für die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland. Sollten diese Truppen für den Kampf in der Ukraine bestimmt sein, "würde dies eine erhebliche Eskalation der Unterstützung Nordkoreas für den illegalen Krieg Russlands bedeuten". Der Nordatlantikrat werde in Kürze über eine Reaktion beraten.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa/AP