Palästinenserin nach Freilassung Tamimi will weiter kämpfen
29.07.2018, 16:25 Uhr
Tamimi traf nach ihrer Freilassung Palästinenserpräsident Abbas .
(Foto: imago/ZUMA Press)
Für die Palästinenser ist sie eine Ikone des Widerstands: Nach monatelanger Haft kommt die 17-jährige Palästinenserin Ahed Tamimi frei und kündigt an, ihren Kampf fortzusetzen. Israel nimmt unter anderem zwei Italiener fest, die ein Wandbild des Mädchens malten.
Die Palästinenserin Ahed Tamimi hat nach ihrer Freilassung eine Fortsetzung des Widerstands gegen die israelische Besatzung angekündigt. "Meine Botschaft ist, dass unser Widerstandskampf weitergehen wird, vor allem unser Kampf für gleiche Rechte", sagte die 17-Jährige nach ihrer Freilassung aus israelischer Haft in Nabi Saleh, ihrem Heimatort im Westjordanland. Sie strebe in Zukunft ein Jurastudium an, sagte Tamimi.
Tamimi war im Dezember festgenommen worden, nachdem sie gemeinsam mit ihrer Cousine zwei israelische Soldaten im Hof ihrer Familie beschimpft sowie mit Fußtritten und Ohrfeigen traktiert hatte. Laut einem im Internet verbreiteten Video reagierten die schwer bewaffneten Soldaten jedoch nicht und zogen sich schließlich zurück, als die Mutter Nariman Tamimi auf sie einredete. Alle drei wurden festgenommen, die Cousine wurde bereits im März wieder freigelassen. Tamimi und ihre Mutter saßen fast acht Monate lang in einem israelischen Gefängnis.
An diesem Sonntag kamen beide wieder frei. Tamimis Vater Bassem sagte, seine Tochter wäre "gezwungen", erneut einen Soldaten ins Gesicht zu schlagen, sollte es in Nabi Saleh wieder Konfrontationen mit der israelischen Armee geben.
Tamimi kritisierte das zuletzt von Israel verabschiedete "Nationalitätsgesetz", das den jüdischen Charakter des Staates verankert, als "rassistisch und Apartheid". Auch bedankte sie sich bei ihrer Mutter, die fast acht Monate mit ihr in israelischer Haft war. "Ihre Fähigkeit, stark zu bleiben, hat mir geholfen, weiterzumachen", sagte Tamimi. "Das Gefängnis war hart und erniedrigend, aber es ist uns gelungen, es in ein Klassenzimmer zu verwandeln."
Tamimi besucht Arafats Grab
"Ich hoffe, dass die Kampagnen, die für mich veranstaltet wurden, weitergehen werden, für alle Kinder, die noch im Gefängnis sind", sagte sie. Nach Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation saßen Ende Mai 2018 insgesamt 291 palästinenische Minderjährige in israelischer Haft.
Nach ihrer Heimkehr besuchte Tamimi zudem den Grabstein des Palästinenserführers Jassir Arafat in Ramallah und legte dort Blumen nieder. Anschließend traf sie Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Wafa unter anderem ihren Kampf für "Freiheit und Unabhängigkeit" lobte.
Seit Veröffentlichung des Soldaten-Videos gilt die 17-Jährige mit der auffälligen blonden Lockenmähne vielen Palästinensern und Teilen der Linken in Israel als eine Ikone im Kampf gegen die israelische Besatzung. Tamimi war zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung 16 Jahre alt. Das Mädchen wurde in den vergangenen Jahren wiederholt handgreiflich gegenüber Israelis. Israelische Medien beschreiben sie als "Provokateurin, die es versteht, ihre Taten zu medialisieren". Der Familie wird vorgeworfen, ihre junge Tochter für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
Israel setzt italienische Straßenkünstler fest
Wie empfindlich die israelischen Behörden bezüglich des Falls reagieren, zeigt die Festnahme zweier Italiener und eines Palästinensers, die im israelisch besetzten Westjordanland ein Wandbild mit dem inzwischen weltbekannten Konterfei Tamimis angefertigt hatten. Wie die israelische Polizei mitteilte, wurden die drei vermummten Männer wegen des "Verdachts der mutwilligen Beschädigung" der Grenzanlage in der Nähe von Bethlehem gefasst.
Am Mittwoch hatte der italienische Straßenmaler Jorit Agoch erklärt, er sei einer der Schöpfer des etwa vier Meter hohen Wandgemäldes. Eine Facebookseite mit Agochs Namen vermeldete, dass er festgenommen wurde und um Hilfe bitte. Das italienische Außenministerium erklärte, es sei mit den israelischen Behörden in Kontakt und verfolge die Festnahme "mit großer Aufmerksamkeit". Der italienische Konsul und ein Anwalt hätten die beiden am Haftort besucht und "jegliche mögliche Unterstützung" angeboten, hieß es weiter.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP