Politik

Zugriff in Chemnitzer Wohngebiet Terrorverdächtiger entkam knapp der Polizei

In der Wohnung, in der der Mann sich zuvor aufhielt, ging eine Scheibe zu Bruch.

In der Wohnung, in der der Mann sich zuvor aufhielt, ging eine Scheibe zu Bruch.

(Foto: dpa)

Der gesuchte Jaber Albakr entkommt den Sicherheitsbehörden in Chemnitz wahrscheinlich nur um Haaresbreite. Ob er die Beamten bemerkt oder zufällig die Wohnung verlässt, bleibt unklar. Genauso, wie die Gründe für einen Warnschuss.

Der gesuchte Terrorverdächtige in Chemnitz ist dem Zugriff der Polizei möglicherweise nur knapp entkommen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen sei der 22-jährige Syrer kurz vor dem Zugriff der Ermittler geflohen, berichten übereinstimmend mehrere Medien.

Fahndungsaufruf der Polizei

"Die Polizei Sachsen bittet um Mithilfe bei der Suche nach einer Person, welche im Verdacht der Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags steht.

Es handelt es sich bei der Person um:

Jaber ALBAKR,
geb. 10.01.1994 in Saasaa/Damaskus-Land/Syrien

Aktuell ist ALBAKR (...) mit einem schwarzen Kapuzensweatshirt mit auffälligem Druck bekleidet.

Hinweise zur Person bitte telefonisch an das Landeskriminalamt Sachsen unter 0351 - 8554114 oder an jede andere Polizeidienststelle oder per E-Mail an lka@polizei.sachsen.de"

(Quelle: Polizei Sachsen)

Nach Informationen von "Spiegel Online" habe die Polizei am Samstagmorgen kurze Zeit nach Beginn der Beobachtung der Wohnung des Syrers dessen Flucht bemerkt und einen Warnschuss abgegeben. Das gehe aus einem vertraulichen Lagebericht des Landeskriminalamtes hervor. Ein LKA-Sprecher habe das bestätigt.

Unklar sei, ob der Verdächtige zufällig das Haus verließ oder ob er die beginnende Aktion bemerkt hatte. Die Polizei in Sachsen wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren. Ein LKA-Sprecher hatte am Samstag nach dem Sprengstofffund in einer Wohnung im Stadtteil Fritz Heckert erklärt, man habe einen Hinweis erhalten, dem man nachgegangen sei. Inzwischen wurde bestätigt, dass der Hinweis vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Köln kam.

In der gestürmten Wohnung, die von dem Verdächtigen genutzt wurde, fanden die Ermittler mehrere hundert Gramm "hochbrisanten Sprengstoff", der noch am Samstagabend unmittelbar in dem Wohngebiet kontrolliert gesprengt wurde. Der Mann, der die Wohnung gemietet hatte, wurde kurz darauf am Chemnitzer Hauptbahnhof festgenommen. Gegen ihn wurde inzwischen ein Haftbefehl beantragt. Zwei weitere Festgenommene wurden wieder freigelassen.

Bundesweiter Terroralarm

Nach dem terrorverdächtigen Syrer Jaber Albakr wird inzwischen bundesweit gefahndet. Nach einem ersten Mithilfersuchen an die Bevölkerung gehe man mehr als 80 ernst zu nehmenden Hinweisen nach, teilte die Polizei Chemnitz über Twitter mit. In Sicherheitskreisen wird vermutet, dass Albakr Kontakt zur Extremistenorganisation IS hatte.

Der heute 22 Jahre alte Syrer halte sich seit 2015 in Deutschland auf und sei seit mehreren Monaten als Flüchtling anerkannt, sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes Sachsen, Tom Bernhardt. Er sei in der Vergangenheit nicht polizeilich auffällig geworden. Jetzt halten ihn die Behörden aber offenbar für extrem gefährlich. "Wir müssen davon ausgehen, dass nach wie vor eine Gefahr von dieser Person ausgeht", sagte der Sprecher. Die Polizei könne sich nicht hundertprozentig sicher sein, dass sie allen Sprengstoff in der Wohnung sichergestellt und vernichtet habe.

Nach dem Terroralarm erhöhte die Bundespolizei am Wochenende deutschlandweit die Sicherheitsvorkehrungen. "Dies betrifft insbesondere kritische Infrastruktur", sagte der Sprecher des Bundespolizeipräsidiums, Ivo Priebe, in Potsdam. Der Schwerpunkt liegt demnach bei Flughäfen und Bahnhöfen. Zudem beteiligten sich die Einsatzkräfte an der Fahndung nach dem bislang flüchtigen Terrorverdächtigen. Welche Maßnahmen genau ergriffen wurden, sagte der Sprecher nicht. Am Berliner Flughafen Schönefeld soll der verstärkte Polizei-Einsatz bis mindestens Montagmorgen andauern. Autos und Busse würden angehalten und kontrolliert, ob sich der gesuchte 22-jährige syrische Verdächtige aus Chemnitz darin befindet.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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