Navajo-Funker diskreditiert US-Senator Mark Kelly rügt Trump - "Schlag ins Gesicht"
18.03.2025, 20:14 Uhr Artikel anhören
Selbst Veteran: US-Senator Mark Kelly.
(Foto: picture alliance / Sipa USA)
Mark Kelly, der jüngst mit Elon Musk aneinandergeriet und diesen als "Arschloch" bezeichnete, engagiert sich für indigene Stämme. Da ist es ihm ein Dorn im Auge, dass legendäre Funker des Zweiten Weltkriegs aus dem Navajo-Stamm nun offenbar historisch gecancelt werden.
Die US-Führung schreitet offenbar mit ihrem Vorhaben voran, Vielfältigkeit aus den eigenen Geschichtsbüchern zu tilgen. Erst kürzlich verlor der schwarze "Medal of Honor"-Empfänger Charles Calvin Rogers - zumindest zeitweise - seinen Eintrag auf der Seite des Pentagon. Nun hat es einem Bericht von "Axios" zufolge auch die Navajo-Funker erwischt, also Angehörige des indigenen Navajo-Stammes, die während des Zweiten Weltkriegs ihre Sprache für die Verschlüsselung von Inhalten nutzten, damit insbesondere im Pazifikraum das US-Militär den gegnerischen Japanern überlegen bleiben konnte. Demnach sind mindestens zehn Artikel, in denen die Navajo-Funker eine Rolle spielen, von US-Militärseiten verschwunden.
Der US-Senator und Veteran Mark Kelly, der jüngst für Aufsehen mit der Betitelung von Elon Musk als "Arschloch" und der Ausmusterung seines Tesla sorgte, kritisiert US-Präsident Trump nun scharf: "Donald Trump sprach davon, unser Militär tödlicher zu machen", schreibt der 61-Jährige auf X. "Stattdessen versucht er, die Errungenschaften der Navajo-Codesprecher, die uns zum Sieg im Zweiten Weltkrieg verhalfen, in den Schmutz zu ziehen. Was für ein Schlag ins Gesicht der Navajo-Gemeinschaft."
Den US-Berichten zufolge ist wie im Fall des 1990 verstorbenen Charles Calvin Rogers in den nicht mehr aufrufbaren Seiten mittlerweile die Formulierung "DEI" in der URL aufgetaucht. "DEI" steht in den USA für Diversity (Vielfalt), Equity (Fairness) und Inclusion (Inklusion) - und damit für eines der Vielfältigkeitsprogramme, die der neuen US-Regierung ein besonderer Dorn im Auge sind. Mit "DEI" gebrandmarkte Artikel werden offenbar nach und nach ausradiert oder zumindest offline gestellt - entweder ganz oder teilweise.
Pentagon-Sprecher: "DEI" im Verteidigungsministerium tot
Kelly hat sich jüngst entschieden gegen Donald Trump und insbesondere auch gegen Elon Musk gestellt - und öffentlichkeitswirksam seinen Tesla ausgemustert und gegen einen Chevrolet getauscht. Das Canceln der Leistungen der Navajo, die nur einer von mehreren Stämmen mit hohen Verdiensten im US-Militär sind, dürfte ihm insbesondere aus zwei Gründen missfallen. Zum einen ist Kelly selbst Veteran und flog als Pilot während des Zweiten Golfkriegs Dutzende Missionen. Zum anderen setzt sich Kelly als Senator von Arizona für Wasserabkommen zur Versorgung mehrerer indigener Stämme ein.

Zwei Navajo-Funker 1943 auf einer Mission auf der Insel Bougainville, die derzeit zu Papa-Neuguinea gehört.
(Foto: picture alliance/AP Images)
Auf die fehlenden Seiten angesprochen, erklärte Pentagon-Pressesprecher John Ullyot laut "Axios": "Wie [Verteidigungs]Minister [Pete] Hegseth bereits sagte, ist 'DEI' im Verteidigungsministerium tot." Man freue sich über die schnelle Umsetzung der Anweisung zur Entfernung von "DEI"-Inhalten von allen Plattformen im gesamten Ministerium. "In den seltenen Fällen, in denen Inhalte entfernt werden, die nicht in den klar umrissenen Geltungsbereich der Richtlinie fallen, weisen wir die zuständigen Stellen entsprechend an", so Ullyot.
Die Erklärung ging nicht darauf ein, ob bei den Navajo-Funkern der Geltungsbereich der Anordnung überschritten wurde. Die Seite des schwarzen Militärs Rogers ist im Übrigen nach dem öffentlichen Aufschrei Berichten zufolge mittlerweile wiederhergestellt worden.
Eine bittere Note erhält das historische Canceln der Navajos auch dadurch, dass Donald Trump zwar einst während seiner ersten Präsidentschaft Veteranen des Stammes ehrte. In Erinnerung blieb von dem Event aber vor allem, dass er eine politische Rivalin dabei scherzhaft und mit rassistischem Beigeschmack als "Pocahontas" betitelte. Ein Sprecher des Navajo-Reservats verbat sich damals, dass Mitglieder der amerikanischen Stämme "als Pointe eines Witzes benutzt werden".
Quelle: ntv.de, mpe