Vorwahlen haben begonnen Trump gewinnt haushoch und hat eine Botschaft


Trumps Herausforderer beim Auftakt der republikanischen Vorwahlen haben keine Chance gegen den früheren Präsidenten. Die nahezu bedeutungslose Silbermedaille sichert sich DeSantis. In seiner Siegesansprache verspricht Trump das Blaue vom Himmel herunter.
Tja, das war wohl nichts: Wer darauf gehofft hatte, dass Donald Trump schon in Iowa straucheln könnte, erlebte an diesem Montag eine Enttäuschung. Der frühere US-Präsident gewann die Vorwahl in dem Bundesstaat im Mittleren Westen überzeugend und souverän. Mit 51 Prozent der Stimmen holte er mehr als die drei nächsten Kandidaten zusammen.
Herausforderer Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, wurde mit 21,2 Prozent Zweiter, die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley kam auf 19,1 Prozent. Der zeitweise hoch gehandelte Unternehmer Vivek Ramaswamy erreichte weniger als acht Prozent und gab noch in der Wahlnacht seine Kandidatur auf. Es war ein Sieg ganz nach Trumps Geschmack: Noch nie gewann ein Republikaner bei einer Vorwahl in Iowa höher.
"Sie sagten, wenn ich mit zwölf Prozentpunkten Vorsprung gewinne, wäre das ein großartiger Sieg", tönte Trump vor jubelnden Anhängern. "Ich glaube, wir haben doppelt so viel geschafft." Es sei angezweifelt worden, ob er mehr als 50 Prozent holen könne - auch das habe er geschafft. Die Umfragen hatten einen klaren Erfolg Trumps zwar vorausgesagt, doch trotzdem war mit Spannung erwartet worden, wie hoch der Sieg ausfallen würde. Insofern ist das tatsächlich ein überzeugender Erfolg für den Ex-Präsidenten. Die Umfragen lagen weitgehend richtig, Trump bleibt der "800-Pfund-Gorilla" der Partei, wie ein parteiinterner Kritiker ihn einmal nannte.
Trump will das Land einen - sagt er
Nach der Entscheidung in Iowa, traditionell der Auftakt im Vorwahlreigen vor den Präsidentschaftswahlen in den USA, schlug Trump auch überraschend versöhnliche Töne an. Statt wie sonst nach Wahlen noch verbal auf seine Gegner einzuschlagen, äußerte er sich lobend über DeSantis, Haley und Ramaswamy. "Sie haben das sehr gut gemacht, ich möchte ihnen danken", sagte Trump. "Es wäre so schön, wenn wir als Land zusammenkommen könnten. Ich möchte das zu einem großen Teil unserer Botschaft machen." Bald werde es so weit sein.
Das ließ durchaus aufhorchen, denn es ist normalerweise Trump, der spaltet und seine Gegner und selbst deren Wähler bis aufs Blut attackiert. Das war ungewohnt. Die Frage wird sein, ob sich Trump auch daran hält, wenn es mal nicht so blendend für ihn läuft. Gleichzeit war es eine freundlich verpackte Kriegserklärung, denn das "Zusammenkommen" findet im parteiinternen Vorwahlkampf immer erst statt, wenn es einen klaren Sieger gibt.
Wie immer versprach Trump in seiner Ansprache das Blaue vom Himmel herunter. Den Krieg in der Ukraine werde er sofort beenden, er werde die illegale Einwanderung stoppen und sofort beginnen "zu bohren", womit er vermutlich auf eine stärkere Ölforderung anspielte. Unter ihm sei die US-Wirtschaft so stark wie nie zuvor gewesen, Kriminalität in den Städten werde er eindämmen und das Wahlsystem auf Papierzettel umstellen und die Briefwahl abschaffen. Trump behauptet, die öffne Betrug Tür und Tor.
DeSantis muss auf die Prozesse hoffen
Einmal mehr wurde bei seiner Rede deutlich, warum er so erfolgreich ist. Seine Versprechungen und Behauptungen halten zwar kaum einer Überprüfung stand. Doch bringt er sie mit einer Selbstsicherheit und Überzeugung herüber, dass seine Anhänger ihm offenbar einfach glauben möchten. Typisch dafür ist auch sein Umgang mit den zahlreichen Gerichtsverfahren gegen ihn. Er stellt sie einfach als politische Verfolgung seitens Präsident Joe Biden dar - was absurd ist, da die Justiz unabhängig agiert. Auch rassistische Töne sparte er sich nicht: Illegale Einwanderer bezeichnete er als Kriminelle, Terroristen oder geistig Verwirrte, die absichtlich in die USA geschickt würden. Zudem verkündete er, das Ausland lache über die Amerikaner - Populisten weltweit behaupten dies über ihr jeweiliges Land. Natürlich versprach Trump auch, "wir werden uns unser Land zurückholen".
Ron DeSantis und Nikki Haley mussten also mit so einem Wahlausgang rechnen. Ihr überaus kostspieliges Rennen um die Silbermedaille brachte keinem von beiden Vorteile. Für DeSantis war es allerdings wichtig, zumindest Zweiter zu werden. Er hat einen monatelangen Abstieg in den Umfragen hinter sich. Vor ein bis zwei Jahren galt er als echte Alternative zu Trump, wahlweise als "Trump mit Gehirn" oder "Trump ohne Chaos". Andererseits war er inhaltlich so nah am großen Vorbild, dass sich die meisten nun doch wieder für das Original entschieden haben.
DeSantis kann eigentlich nur noch darauf hoffen, dass Trump in einem seiner Prozesse verurteilt wird und nicht mehr antreten darf. Das scheint derzeit seine einzige Chance zu sein. Hätte er in Iowa nicht den zweiten Platz erreicht, wäre er vermutlich ausgestiegen. In seiner Rede schlug er wie üblich Trump-ähnliche Töne an. "Alle waren gegen uns und dennoch haben wir unser Ticket in Iowa gelöst", rief er seinen Anhängern zu. Seine Ansprache blieb aber recht kurz.
Ein kleiner Erfolg für Haley
Für Haley war der Abend eine Enttäuschung - ein zweiter Platz wäre ein großer Erfolg gewesen, nun muss sie auf New Hampshire hoffen, wo am kommenden Dienstag gewählt wird. Dass sie als moderate, näher an der politischen Mitte stehende Republikanerin im erzkonservativen Iowa kein Heimspiel hatte, war klar. Allerdings bombardierte auch ihr Team den stark landwirtschaftlich geprägten Bundesstaat mit millionenschweren Werbekampagnen. Zuletzt war sie in die Kritik geraten, als sie bei einem Wahlkampftermin gefragt wurde, was die Ursache für den amerikanischen Bürgerkrieg 1861 bis 1865 gewesen sei. Dabei erwähnte sie zunächst nicht die Sklaverei, die ganz entscheidend war. Damit handelte sie sich einige Kritik ein.
Einen kleinen Erfolg feierte Haley dennoch: Sie gewann einen Wahlkreis, Johnson County, nahe der Universitätsstadt Cedar Rapids. Damit verhinderte sie, dass Trump alle 99 Wahlkreise für sich entschied. Dass Haley dort gewann, passt zu ihrem Wählerprofil - sie spricht eher gebildetere Schichten an.
Ihre Niederlage wird sie trotzdem schon vorher eingepreist haben. New Hampshire kommende Woche wird eine ganz andere Wahl. Während Iowa insgesamt fest in der Hand der Republikaner ist, ist der Staat an der Ostküste wesentlich liberaler, auch unter den Republikanern. Trump ist zwar dort auch Favorit - doch nach dem Ausscheiden von Chris Christie vergangene Woche hat Haley dort eine realistische Chance auf den Sieg. Zumal sich dort auch unabhängige Wähler an den Vorwahlen der Republikaner beteiligen dürfen. DeSantis wird in New Hampshire eher unter "Ferner liefen" landen.
Für die eigentliche Präsidentschaftswahl am 5. November hat Trumps Wahlsieg in Iowa nur begrenzte Aussagekraft. Vermutlich wegen eisiger Temperaturen war die Wahlbeteiligung gering. Nur 110.000 Menschen machten bei dem Caucus-Wahlverfahren mit. Ankommen wird es im November auf mehrere umkämpfte Swing States. Aber dennoch: Für Trump hätte es kaum besser laufen können.
Quelle: ntv.de