Politik

Letzte IS-Hochburg im Irak Truppen beginnen Sturm auf West-Mossul

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Der Osten Mossuls ist bereits von der Terrormiliz IS befreit. Nun steht nach Regierungsangaben eine Offensive der irakischen Streitkräfte auf den Westteil der Stadt unmittelbar bevor. Die UN warnen vor Massenvertreibungen.

Die irakische Regierung hat den Beginn einer Offensive zur Rückeroberung des Westteils von Mossul von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verkündet. "Unsere Truppen beginnen mit der Befreiung der Bürger vom Terror des IS", sagte Regierungschef Haider al-Abadi in einer kurzen Stellungnahme.

Irakische Sicherheitskräfte im Januar in Mossul.

Irakische Sicherheitskräfte im Januar in Mossul.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Wenig später vermeldete die Armee erste Erfolge. Einheiten nahmen zwei Dörfer südlich des Flughafens ein, wie General Abdulamir Jarallah mitteilte. Nach Angaben des irakischen Verteidigungsministeriums hat die Luftwaffe bereits Millionen Flugblätter über dem Gebiet abgeworfen, um die Bevölkerung zu warnen und über den Vormarsch zu informieren. Mit weiteren Flugblättern soll der IS zur Aufgabe aufgerufen worden sein.

Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass im Westen der Stadt bis zu 800.000 Zivilisten leben. Laut der Hilfsorganisation Save the Children seien darunter 350.000 Kinder. Die UN-Koordinatorin für den Irak, Lise Grande, warnte vor Massenvertreibungen. Die Offensive könnte auch zu einer Belagerung der dicht bevölkerten Altstadt führen, sagte sie. Bereits zuvor hatte sie gefordert, zum Schutz der Zivilisten dort müsse "alles getan" werden.

Experten erwarten eine langwierige Militäroperation. Es drohe ein "Häuserkampf", noch blutiger und härter als im Ostteil der Stadt, sagte der Sicherheitsexperte Patrick Skinner von der Beratungsfirma Soufan Group. Die Straßen rund um das historische Zentrum in West-Mossul sind eng und für große Militärfahrzeuge oft nicht passierbar. Zudem verfügt die IS-Miliz dort womöglich über einen größeren Rückhalt in der Bevölkerung als im Ostteil der Stadt. "Der Widerstand des IS könnte in dieser Gegend größer sein und es wird schwieriger, aber umso wichtiger sein, die Netzwerke der Dschihadisten nach der Rückeroberung zu zerstören", erklärte die Irak-Expertin Emily Anagnostos vom Institute for the Study of War in Washington.

Der Fluss Tigris trennt Mossul in einen östlichen und einen westlichen Teil. Nachdem sie Mitte Oktober eine Militäroffensive gestartet hatten, hatten die irakische Armee und ihre Verbündeten den Osten im Januar weitgehend wieder unter ihre Kontrolle gebracht.

Letzte Hochburg im Irak

Mossul ist die letzte IS-Hochburg im Irak. Mit Unterstützung der von den USA geführten Anti-IS-Allianz begann die irakische Armee im Oktober ihre Offensive gegen die sunnitischen Extremisten. Im Juni 2014, kurz nach der Eroberung von Mossul, hatte IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi dort in einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte das "Kalifat" des IS in Teilen des Irak und Syriens ausgerufen.

Bei einer vollständigen Eroberung Mossuls wäre der IS im Irak weitgehend besiegt. Die Städte Ramadi und Falludscha wurden bereits aus den Händen der Dschihadisten zurückerobert. Die Terrormiliz setzt im Kampf gegen die Angreifer bislang vor allem Selbstmordattentäter und Scharfschützen ein und leistete damit heftigen Widerstand.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP/rts/dpa

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