Granaten auf kurdische Dörfer Türkei beginnt Offensive in Afrin
19.01.2018, 14:42 Uhr
Ein türkischer Panzer auf dem Weg an die syrische Grenze. Die Türkei verlegt immer mehr Truppen dorthin.
(Foto: dpa)
Immer wieder droht Recep Tayyip Erdogan mit einem Einmarsch in Syrien, um dort gegen die Kurdenmiliz YPG vorzugehen. Nun habe die angekündigte Offensive begonnen, bestätigt der türkische Verteidigungsminister. Das dürfte nicht nur die USA provozieren.
Die türkische Armee hat mit massivem Beschuss kurdischer Dörfer in der syrischen Grenzregion Afrin begonnen. Nach Angaben der Kurdenmiliz YPG schlugen etwa 70 Granaten in mehreren Ortschaften ein. Der türkische Verteidigungsminister Nurettin Canikli sagte, damit habe de facto die seit Tagen angekündigte Offensive gegen die YPG begonnen. Soldaten hätten die Grenze aber noch nicht überschritten, sagte der Minister dem Sender AHaber.
Seine Regierung stimme sich weiter mit Russland über die Militäraktion ab. Russland unterstützt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im Kampf gegen die Aufständischen. Die türkische Regierung hat angekündigt, in Afrin sowie im 100 Kilometer östlich gelegenen Manbidsch einzugreifen, um gegen die kurdische Miliz YPG vorzugehen. Das Gebiet südlich davon wird von syrischen Truppen beherrscht.
Die Türkei verfolgt das Erstarken kurdischer Milizen in Syrien schon lange mit Argwohn. Die Regierung in Ankara betrachtet die YPG als Schwesterorganisation der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die in der Türkei seit Jahrzehnten für mehr Autonomie der Kurden kämpft. In dem Konflikt sind Zehntausende Menschen getötet worden.
Kurden haben auch gute Beziehungen nach Moskau
Daher läuft die Türkei seit Jahren Sturm gegen die US-Unterstützung für die kurdische PYD, den politischen Arm der YPG. Es mache keinen Sinn, eine "Terrororganisation" gegen eine andere zu unterstützen, kritisiert Ankara immer wieder.
Mit dem Angriff reagiert die türkische Regierung wohl auch auf Pläne der USA, eine 30.000 Mann starke "Grenzschutztruppe" in Nordsyrien aus kurdischen und arabischen Kämpfern aufzubauen. Die Ankündigung hat nicht nur in Damaskus, sondern auch in Ankara wütende Reaktionen provoziert. Er werde keine "Terrorarmee" an seiner Grenze dulden, drohte Erdogan, und die neue Truppe "im Keim ersticken".
Einige Beobachter hatten zuvor bezweifelt, dass den wiederholten Drohungen aus Ankara mehr als eine symbolische Intervention folgen würde. Als Grund für die Einschätzung gilt, dass eine Konfrontation mit den Kurden die Türkei nicht nur in Konflikt mit ihrem Nato-Partner USA bringen, sondern auch das neue Bündnis mit Russland gefährden würde.
Denn die Kurden unterhalten auch gute Beziehungen zu Moskau. Wenn das türkische Militär die Grenze nach Syrien überschreitet, könnte dies das Ende der Kooperation mit Russland zur Beilegung des Konflikts in Syrien bedeuten.
Quelle: ntv.de, sra/rts/AFP