Politik

Nach US-Abzug aus Norden Syriens Türken bereiten Offensive gegen Kurden vor

Trump und Erdogan trafen sich diesen Juli schon beim Nato-Gipfel in Brüssel.

Trump und Erdogan trafen sich diesen Juli schon beim Nato-Gipfel in Brüssel.

(Foto: imago/Sammy Minkoff)

Schadet der Abzug der US-Truppen aus Syrien dem Kampf gegen den IS? Die Türken sehen das nicht so und wollen weiter gegen die Dschihadisten vorgehen. Etwas anderes scheint ihnen aber mindestens ebenso wichtig zu sein.

Ein Abzug der US-Truppen aus Syrien wird nach Ansicht der Türkei den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nicht schwächen. Die Türkei habe die Stärke, den IS allein außer Gefecht zu setzen, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu in Ankara. Ein Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sagte ebenfalls laut Anadolu, im Kampf gegen den IS werde es keine "Schwäche, Verzögerung und keine Verlangsamung" geben.

Der von US-Präsident Donald Trump angekündigte Abzug der US-Truppen aus Syrien ist umstritten, unter anderem, weil er nach Meinung von Experten den Kampf gegen den IS schwächt. Bislang waren die US-Einheiten mit der Kurdenmiliz YPG verbündet. Kritiker werfen Trump jetzt vor, er lasse die Miliz im Stich. Nach der Abzugsankündigung der USA hätten die Türken nun freie Hand für eine Offensive gegen die YPG.

Die YPG kontrolliert in Syrien einen Teil der Grenze zur Türkei. Ankara betrachtet die Kurdenmiliz als Terrororganisation. Eine Militäroperation gegen die YPG hat Erdogan wegen des Abzugs der US-Truppen erstmal verschoben. Dennoch verstärkt die Türkei seit dem Wochenende ihre Militärpräsenz an der syrisch-türkischen Grenze. Auch in der Nacht zu Dienstag wurden weitere Soldaten dorthin verlegt, wie CNN Türk berichtete. Auf der syrischen Seite rückten nach Angaben von Anadolu pro-türkische Rebellen in Richtung Manbidsch vor. Die Region steht unter Kontrolle der YPG. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte die Truppenbewegungen.

Erdogan lädt Trump in die Türkei ein

Cavusoglu sagte nach Angaben von Anadolu zudem, dass es niemandem etwas nütze, wenn französische Soldaten die YPG-Kämpfer in Syrien "schützen". Frankreich ist in Syrien ebenfalls militärisch im Anti-Terror-Kampf engagiert und kündigte an, seine Militärpräsenz dort vorerst aufrechtzuerhalten. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte den Abzug der US-Truppen am Wochenende kritisiert.

Erdogan begrüßte hingegen Trumps Abzugsankündigung und lud den US-Präsidenten für das kommende Jahr zu einem Besuch in der Türkei ein. Das Weiße Haus erklärte am Montag, Trump sei "offen" für ein mögliches Treffen. Fest geplant sei aber noch nichts. In einem Telefonat sprachen sich beide Politiker türkischen Angaben zufolge dafür aus, gemeinsam das Entstehen eines Machtvakuums in Syrien nach dem geplanten Abzug der USA dort zu verhindern. Weitere Themen zwischen beiden Staaten sind die Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi im Konsulat des Königreichs in Istanbul sowie die türkische Forderung nach der Auslieferung des muslimischen Predigers Fethullah Gülen in die Türkei.

In einem Tweet hatte Trump erklärt, Erdogan habe ihm versichert, er werde die Reste des IS in Syrien "auslöschen". Trump twitterte, dass er mit Erdogan über einen "langsamen und in hohem Maße koordinierten Rückzug von US-Truppen aus dem Gebiet" gesprochen habe. Wenn die US-Soldaten die Region dann verlassen haben, dürfte aus türkischer Sicht einer Offensive gegen die YPG nichts mehr im Wege stehen.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP/rts

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