Politik

Der Kriegstag im Überblick UN-Chef Guterres reist zu Putin - Kreml greift neben Donbass nach Südukraine

UN-Generalsekretär Guterres  und Russlands Präsident Putin bei einem Treffen in Berlin vor zwei Jahren - Anlass war damals noch der kriegerische Konflikt in Libyen gewesen.

UN-Generalsekretär Guterres und Russlands Präsident Putin bei einem Treffen in Berlin vor zwei Jahren - Anlass war damals noch der kriegerische Konflikt in Libyen gewesen.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Nach rund zwei Monaten Angriffskrieg kündigt der Kreml für kommende Woche ein Treffen von Putin mit UN-Generalsekretär Guterres in Moskau an. Aussagen eines Vertreters der russischen Militärführung offenbaren unterdessen das große Ziel einer Eroberung sowohl des Ostens als auch des Südens der Ukraine. Damit soll ein wichtiger Landweg - unter anderem zur Krim - gesichert werden. Der 58. Kriegstag im Überblick:

Putin empfängt den UN-Generalsekretär

Russlands Präsident Wladimir Putin wird am kommenden Dienstag UN-Generalsekretär António Guterres in Moskau empfangen. Guterres werde sich auch zu Gesprächen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow treffen, teilte Kremlsprecher Dmitri Peskow mit. Der UN-Chef hatte zuvor um ein Treffen mit Putin gebeten. Guterres wird im Zuge verstärkter Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg nach Moskau reisen. "Er wird ein Arbeitstreffen und ein Mittagessen mit Außenminister Sergej Lawrow haben. Der Generalsekretär wird von Präsident Wladimir Putin empfangen", sagte eine UN-Sprecherin in New York. Zuvor hatte Guterres Briefe an die UN-Vertretungen Russlands und der Ukraine geschickt und darum gebeten, ihn in den Hauptstädten der Länder zu empfangen.

Aussagen eines Generalmajors offenbaren russische Ziele

So konkret wie noch nie äußert sich unterdessen ein russischer Generalmajor zu den Kriegszielen seines Landes - die demnach neben der Einnahme des kompletten Donbass im Osten auch den Süden des Landes einschließen. Es gehe bei der in dieser Woche begonnenen Etappe der "militärischen Spezialoperation" darum, einen Landweg zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu sichern. Das sagte der amtierende Befehlshaber des zentralen Wehrbezirks, Rustam Minnekajew, der Agentur Interfax zufolge. Bisher hatte sich niemand aus der Militärführung so konkret zu den Zielen des Krieges geäußert.

Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte die Frage, ob die "Operation" nun ausgeweitet werde, nicht kommentieren. Er verwies an das Verteidigungsministerium, das zuvor erklärt hatte, sich auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Dort sollen die Gebiete Luhansk und Donezk komplett der ukrainischen Kontrolle entrissen werden. "Die Kontrolle über den Süden der Ukraine, da ist noch ein Zugang zu Transnistrien", sagte Minnekajew. In der von der Republik Moldau abtrünnigen Region Transnistrien sind russische Truppen stationiert. Die Ukraine könnte so im Süden den Zugang zum Schwarzen Meer und damit zu den Weltmeeren insgesamt verlieren.

Kiew melden multiple Angriffe entlang der Frontlinie

Im Osten der Ukraine scheint - gemessen an den gestrigen und heutigen Frontmeldungen - die erwartete russische Offensive begonnen zu haben. Nach Angaben aus Kiew haben die russischen Truppen ihre Angriffe im Osten des Landes entlang der gesamten Frontlinie intensiviert. Russland versucht, eine Offensive in der Region Charkiw zu starten, heißt es im Bericht des ukrainischen Generalstabs.

Weiter teilte der Generalstab mit, Moskau führe offensive Operationen bei der Siedlung Saritschne in der Region Donezk durch. Russische Truppen versuchten weiter, rund um die Stadt Rubischne in der Region Luhansk vorzustoßen. Gefechte dauerten auch um die Stadt Popasna an. Diese wird ukrainischen Angaben zufolge teilweise bereits von russischen Truppen kontrolliert.

Erst Lawrow-Kritik, dann doch Gespräche

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat die Ukraine inmitten dieser Angriffe dafür kritisiert, dass die Gespräche zwischen beiden Seiten eingeschlafen seien. Moskau habe seit Tagen keine Antwort auf seine ausformulierten Vorschläge von Kiew erhalten, sagte Lawrow. Er bezweifelte, dass ukrainische Regierung an einer diplomatischen Lösung des Konflikts interessiert sei.

Wenig später wird zumindest klar, dass Russland und die Ukraine sehr wohl telefonisch längere Verhandlungen geführt haben - gar nach Angaben aus Moskau. Der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski bestätigte in seinem Telegram-Kanal, dass er mehrere längere Telefonate mit dem ukrainischen Chefunterhändler David Arachamija geführt habe. Zum Inhalt machte er aber keine Angaben.

Merz sieht Bundestagsmehrheit für Lieferung schwerer Waffen

Unionsfraktionschef Friedrich Merz von CDU/CSU hat sich zur Absicht geäußert, in der kommenden Woche im Parlament einen Antrag auf Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine einzubringen. Er sei anfangs zurückhaltend gewesen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass es ihnen um "taktische Spielchen" gehe, sagte er beim Ludwig-Erhard-Gipfel in Gmund am Tegernsee. "Aber wenn die Bundesregierung nicht liefert, dann muss das Parlament liefern." Merz betonte, es gebe im Bundestag eine Mehrheit für die Lieferung schwerer Waffen, das seien CDU/CSU, FDP und Grüne. Wenn es der Bundesregierung nicht gelinge, die eigene Mehrheit zu mobilisieren, was Aufgabe der Sozialdemokraten wäre, dann müsse man an die Stelle eines Regierungsbeschlusses einen Parlamentsbeschluss setzen. Die Union werde ihren Antrag so formulieren, dass auch Abgeordnete anderer Fraktionen ihm zustimmen könnten.

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Quelle: ntv.de, mpe/dpa

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