Politik

USA enthalten sich UN-Sicherheitsrat fordert "sofortige Waffenruhe" im Gazastreifen

Die Resolution des Weltsicherheitsrates ist völkerrechtlich bindend.

Die Resolution des Weltsicherheitsrates ist völkerrechtlich bindend.

(Foto: dpa)

Fast sechs Monate nach Kriegsbeginn beschließt der Weltsicherheitsrat erstmals eine Resolution zum Krieg im Gazastreifen. Das Gremium fordert darin eine "sofortige Waffenruhe". Die Vetomacht USA enthält sich und macht den Beschluss damit möglich.

Der Weltsicherheitsrat fordert erstmals eine "sofortige Waffenruhe" im Gazastreifen. Zudem verlangt das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der Terrororganisation Hamas festgehaltenen Geiseln. Die Vetomacht USA, engster Verbündeter Israels, enthielt sich diesmal bei der Abstimmung und ermöglichte damit die Annahme der Resolution. Die 14 übrigen Mitglieder des Gremiums stimmten dafür.

Durch den völkerrechtlich bindenden Beschluss steigt der internationale Druck auf die Konfliktparteien Israel und die Hamas. Es ist jedoch fraglich, ob oder inwieweit die Resolution Einfluss auf Entscheidungen der israelischen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu oder der Hamas zum weiteren Kriegsverlauf haben wird. Bemühungen um eine Forderung des Weltsicherheitsrats nach einer Waffenruhe waren bislang vor allem am Widerstand der USA gescheitert.

Nach Angaben des Weißen Hauses bedeutet die Stimmenthaltung im UN-Sicherheitsrat keinen "Politikwechsel". Die USA hätten sich der Stimme enthalten, weil sie zwar eine Waffenruhe unterstützten, die Resolution aber keine Verurteilung der Hamas enthalte, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, bekräftigte zudem, dass die Waffenruhe nur dann umgesetzt werden könne, wenn die Hamas mit der Freilassung der von ihr festgehaltenen Geiseln beginne. Dies sei "der einzige Weg, um eine Waffenruhe sicherzustellen", sagte sie.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu reagierte verstimmt auf die Stimmenthaltung von Israels wichtigstem Verbündeten. "Das gibt der Hamas die Hoffnung, dass der internationale Druck es ihr erlaubt, einer Waffenruhe auch ohne die Freilassung unserer Verschleppten zuzustimmen", erklärte Netanjahu laut seinem Büro. Zudem sagte er die geplante Abreise einer Delegation zu Konsultationen in Washington ab.

Auch Biden zunehmend kritisch

Seit Kriegsbeginn im Oktober vergangenen Jahres hatte Washington sich als engster Verbündeter Israels gegen eine Waffenruhe gewandt und drei Vetos gegen entsprechende Resolutionen eingesetzt. Allenfalls forderten US-Vertreter kürzere "Feuerpausen". Angesichts der steigenden Zahl ziviler Opfer und einer drohenden Hungersnot in Teilen des abgeriegelten Küstenstreifens verstärkten die USA zuletzt aber den Druck auf Israel.

US-Präsident Joe Biden äußerte sich zunehmend kritisch, etwa mit Blick auf die von Israel geplante Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens. Dort haben Hunderttausende Binnenflüchtlinge Schutz vor den Kämpfen gesucht. Am Freitag vollzog Washington die Kehrtwende und forderte in einer Resolution erstmals "eine sofortige und dauerhafte Waffenruhe" im Gaza-Krieg. Doch Russland und China legten ihr Veto ein. Die Beschlussvorlage ging Moskau und Peking nicht weit genug - in ihren Augen war der Text unter anderem zu proisraelisch und stellenweise nicht ausreichend verbindlich.

Der nun angenommene knappe Resolutionstext konzentriert sich auf die Forderung nach "einer von allen Seiten respektierten sofortigen Waffenruhe für den (islamischen Fastenmonat) Ramadan". Dies solle zu einer "dauerhaften und nachhaltigen Waffenruhe" führen, hieß es in dem Text. Zudem fordert die Beschlussvorlage die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln und betonte die "große Sorge angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen". Die Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung müssten ausgebaut werden.

Sanktionen möglich, aber unwahrscheinlich

Die Resolution war von nichtständigen Mitgliedern des UN-Gremiums eingebracht worden. Eine erste geplante Abstimmung am Samstag dazu war kurzfristig verschoben worden, um mehr Zeit für Verhandlungen zu gewinnen. Ein Diplomat erklärte vorab, insbesondere mit den USA sei intensiv verhandelt worden.

Eine Resolution im Weltsicherheitsrat braucht die Stimmen von mindestens 9 der 15 Mitgliedstaaten. Zudem darf es kein Veto der ständigen Mitglieder USA, Russland, China, Frankreich oder Großbritannien geben. Beschlüsse des Sicherheitsrats sind völkerrechtlich bindend. Wenn ein betroffener Staat sie ignoriert, kann das Gremium Sanktionen verhängen - was im Falle Israels wegen der Vetomacht der USA nicht als wahrscheinlich angesehen wird.

Der Ramadan hatte um den 10. März begonnen. Hoffnungen, es könne bis zum Beginn des Fastenmonats ein Abkommen der Konfliktparteien zu einer Feuerpause und der weiteren Freilassung von Geiseln geben, erfüllten sich nicht. Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

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