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Folgen nicht genau geprüft US-Bericht: Fehler bei Abzug aus Afghanistan

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Die Abzugsentscheidungen hätten das Außenministerium vor erhebliche Herausforderungen gestellt, heißt es in dem Bericht.

Die Abzugsentscheidungen hätten das Außenministerium vor erhebliche Herausforderungen gestellt, heißt es in dem Bericht.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Der Entscheidung, den Militäreinsatz in Afghanistan zu beenden, folgt ein chaotischer Abzug der US-Truppen und ihrer Verbündeten. Ein Bericht befasst sich nun mit den damaligen Folgen und Umsetzungen der Entscheidung. Etwaige Folgen seien nicht hinreichend geprüft worden.

Die US-Regierung hat bei ihrem Krisenmanagement vor und während des Abzugs aus Afghanistan Fehler gemacht. Das geht aus einem Untersuchungsbericht des US-Außenministeriums hervor, den die Behörde in Teilen veröffentlichte. Die Entscheidungen sowohl von US-Präsident Joe Biden als auch seines Vorgängers Donald Trump, das Militär abzuziehen, habe das Außenministerium "vor erhebliche Herausforderungen gestellt".

Als Gründe werden etwa Lücken bei der Besetzung von Führungsposten vor Ort oder personelle Engpässe wegen der Corona-Pandemie genannt. Insgesamt sei auf höchster Ebene nicht ausreichend über Worst-Case-Szenarien nachgedacht worden. Auch sei nicht bedacht worden, wie schnell diese eintreten könnten. Mit Blick auf künftige Krisen müsse auch sichergestellt werden, dass ein möglichst breites Spektrum an Meinungen gehört werde, heißt es in den Handlungsempfehlungen des 87-seitigen Berichts. Auch diejenigen Stimmen müssten Gehör finden, die politische Entscheidungen infrage stellten.

Biden-Regierung gibt Trump Hauptschuld

Bereits im April hatte die US-Regierung einen Bericht zum überstürzten Abzug des eigenen Militärs aus Afghanistan veröffentlicht. Darin machte die Regierung von US-Präsident Biden in weiten Teilen dessen Amtsvorgänger Trump für den weithin als Misserfolg gewerteten Abzug verantwortlich. Biden sei in seinen Entscheidungen, wie der Abzug durchzuführen sei, durch die von Trump geschaffenen Bedingungen "stark eingeschränkt" gewesen, hieß es in dem zwölf Seiten langen Bericht verschiedener Nachrichtendienste unter der Führung des nationalen Sicherheitsrates.

Die scheidende Trump-Regierung habe lediglich einen Termin für einen Rückzug, aber "keinen Plan für dessen Ausführung" hinterlassen, heißt es in der Zusammenfassung eines mit Spannung erwarteten und unter Geheimhaltung stehenden Berichts, den das Weiße Haus dem Kongress übermittelte.

Ausländische Truppen waren 2001 unter US-Führung in Afghanistan einmarschiert - als Antwort auf die Terroranschläge von Al-Kaida-Terroristen vom 11. September 2001. Der internationale Einsatz führte damals zum Sturz der Taliban-Regierung, die Al-Kaida-Terroristen Unterschlupf gewährt hatte. Der Militäreinsatz verschlang Unsummen, Zehntausende Zivilisten und afghanische Sicherheitskräfte kamen ums Leben, ebenso wie mehrere Tausend internationale Soldaten, darunter 2461 US-Amerikaner.

Bundeswehr flog mehr als 5000 Menschen aus

Ende August 2021 hatten die letzten US-Truppen Afghanistan schließlich verlassen. Damit endete der internationale Militäreinsatz in dem Land nach fast 20 Jahren - nachdem die Taliban kurz zuvor wieder die Macht in Kabul übernommen hatten. Der von den Amerikanern angestoßene Truppenabzug gestaltete sich chaotisch und stieß international auf Kritik und Unverständnis.

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Vor allem am Flughafen Kabul war es im August 2021 zu chaotischen Szenen gekommen, als Zehntausende versuchten, mit Militärmaschinen das Land zu verlassen. Nach einem verheerenden Anschlag mit mehr als 180 Toten an einem der Tore zum Airport wurden die Evakuierungsflüge abgebrochen.

Allein die Bundeswehr brachte mit sechs Transport-Flugzeugen vom Typ A400M vom 16. bis zum 26. August bei 37 Flügen mehr als 5300 Menschen außer Landes. Insgesamt wurden wohl rund 100.000 Menschen ausgeflogen - der Großteil von den USA. Unmittelbar nach dem Selbstmordanschlag beendete die Bundeswehr ihren Einsatz in Afghanistan. Alle bei der Evakuierung eingesetzten deutschen Soldaten verließen das Land unversehrt.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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