Politik

"Kettenglied im Eskalationskurs" Russland will auf US-Langstreckenwaffen "militärisch" reagieren

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Tomahawk.jpg

Die US-Langstreckenwaffen, die in Deutschland stationiert werden sollen, können auch Russland erreichen. Moskau reagiert entsprechend kritisch auf die Ankündigung. Der Vize-Außenminister bringt sogar "militärische Maßnahmen" ins Spiel.

Russland will nach Angaben des Außenministeriums militärisch auf die geplante Stationierung weitreichender US-Waffen in Deutschland reagieren. Die russische Sicherheit werde durch solche Waffen beeinträchtigt, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge in St. Petersburg. Es handle sich um "ein Kettenglied im Eskalationskurs" der NATO und der USA gegenüber Russland, sagte er. "Wir werden, ohne Nerven oder Emotionen zu zeigen, eine vor allem militärische Antwort darauf ausarbeiten." Details nannte Rjabkow nicht.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow beklagte derweil in einer Reaktion auf den NATO-Gipfel in Washington eine "sehr ernste Bedrohung" durch das westliche Militärbündnis. Er kündigte zudem Gegenmaßnahmen an. Russland werde die Entscheidungen und die Abschlusserklärung des NATO-Gipfels Washington "sehr genau analysieren" und "durchdachte, koordinierte und effektive Maßnahmen ergreifen, um die NATO einzudämmen", sagte Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen in Moskau. Die NATO sei nun "voll in den Konflikt um die Ukraine verwickelt".

Am Rande des NATO-Gipfels hatten das Weiße Haus und die Bundesregierung mitgeteilt, dass erstmals seit dem Kalten Krieg wieder US-Waffensysteme in Deutschland stationiert werden sollen, die bis nach Russland reichen. Von 2026 an sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit deutlich mehr als 2000 Kilometern Reichweite, Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Überschallwaffen für einen besseren Schutz der NATO-Verbündeten in Europa sorgen.

Trump könnte Stationierung stoppen

Der Beginn der geplanten Stationierung liegt aber mehr als ein Jahr nach der US-Präsidentenwahl im kommenden November. Ein möglicher US-Präsident Donald Trump könnte den Plan rückgängig machen.

Mehr zum Thema

Der für Fragen der strategischen Rüstung zuständige Vizeminister Rjabkow schloss aus, dass sich eine Entwicklung wie nach dem NATO-Doppelbeschluss zu Zeiten des Kalten Krieges wiederholen könnte. 1979 hatte das westliche Bündnis die Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern in Westeuropa angekündigt. Zugleich wurde Druck auf Verhandlungen mit der Sowjetunion gemacht, der letztlich zu den großen Verträgen über nukleare Abrüstung der 1980er Jahre führte.

Er könne sich nicht vorstellen, worauf die USA und Deutschland jetzt abzielten, sagte Rjabkow. "Sie können kaum darauf setzen, dass sich diese Erfahrung wiederholt. Die Lage hat sich grundlegend geändert." Anlass der neuen Stationierung sind der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und das insgesamt aggressive Auftreten Moskaus gegenüber den NATO- und EU-Staaten.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen