Nicht als "Agentin" gemeldet US-russische Journalistin in Russland festgenommen
19.10.2023, 08:11 Uhr Artikel anhören
Als sie vom russischen Kasan aus zurückfliegen wollte, wurde die Journalistin mit doppelter Staatsbürgerschaft festgenommen. (Archivbild)
(Foto: Claire Bigg/Radio Free Europe/Ra)
Ein familiärer Notfall bringt eine US-russische Journalistin, die in Tschechien lebt, nach Russland. Als sie im Juni zurückfliegen will, werden ihr sowohl ihr US- als auch ihr russischer Pass abgenommen. Weil sie sich nicht als "ausländische Agentin" gemeldet hat, droht ihr nun langjährige Haft.
In der russischen Stadt Kasan ist eine US-russische Journalistin festgenommen worden. Alsu Kurmasheva werde zur Last gelegt, sich nicht "als ausländische Agentin" gemeldet zu haben, erklärte ihr Arbeitgeber Radio Free Europe/Radio Liberty. Der Journalistin drohen bis zu fünf Jahre Haft, erklärte der US-finanzierte Sender und forderte eine umgehende Freilassung.
Kurmasheva, die mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Prag in Tschechien lebt, musste am 20. Mai wegen eines "familiären Notfalls" nach Russland reisen und wurde am 2. Juni vor ihrem Rückflug in Kasan vorübergehend festgenommen, berichtete RFE/RL. Ihr US-Pass sowie ihr russischer Pass wurden beschlagnahmt und sie durfte Russland nicht verlassen.
Am Mittwoch wurden nun die Vorwürfe gegen sie bekannt gegeben. Die Journalistin befand sich am Vorabend vorübergehend in Haft, wie die amtliche Nachrichtenagentur Tatar-Inform berichtete. Sie werde beschuldigt, im September militärische Informationen über russische Aktivitäten gesammelt zu haben, um diese ans Ausland weiterzugeben, berichtete Tatar-Inform weiter.
Es ist nicht die erste Festnahme eines US-Medienvertreters in Russland in diesem Jahr: Im März war der Reporter des "Wall Street Journal" Evan Gershkovich wegen Spionagevorwürfen festgenommen worden. Im August wurde seine Untersuchungshaft um drei Monate verlängert. Dem 31-Jährigen wird unter anderem vorgeworfen, Informationen über die russische Rüstungsindustrie gesammelt zu haben. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Der Reporter, seine Familie, sein Arbeitgeber und die US-Behörden weisen die Spionage-Anschuldigungen zurück. US-Botschafterin Lynne Tracy sagte, die Position der USA bleibe "unerschütterlich". "Der russische Staat hat Evan eingesperrt, weil er seine Arbeit gemacht hat".
Quelle: ntv.de, ysc/AFP