46,7 Mio Dollar in 7 Stunden Nach Biden-Aus: Demokraten überschütten ihre Partei mit Geld
22.07.2024, 06:32 Uhr Artikel anhören
US-Präsident Biden kandidiert nicht erneut für das Weiße Haus.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Es könnte eine entfesselnde Wirkung haben: Nach dem Wahlkampfrückzug von US-Präsident Biden steigen die Spenden an die demokratische Partei rasant an. Ein Experte erwartet die Öffnung der Schleusentore.
Nach dem überraschenden Wahlkampfrückzug von US-Präsident Joe Biden schießen die Online-Spenden bei der demokratischen Partei in die Höhe. Wie die "New York Times" berichtet, seien allein am Sonntag mehr als 50 Millionen US-Dollar (fast 46 Millionen Euro) über das Internet gespendet worden. Dabei beruft sich die Zeitung unter anderem auf ActBlue, die wichtigste Plattform zum Verarbeiten demokratischer Wahlkampfspenden.
Die Analyse der Zeitung zeigt weiter, dass die Spenden einen gewaltigen Anstieg hingelegt hätten: In der Spitze erreichten sie zusammengerechnet 11,5 Millionen Dollar pro Stunde in der Zeit unmittelbar nach Bidens Rücktritt. Zum Vergleich: In den Stunden davor seien es pro Stunde addiert etwa nur 200.000 Dollar gewesen. Dabei handele es sich vor allem um Kleinspender, die ihr Geld nicht nur an Biden oder seine Vizepräsidentin Kamala Harris schicken, sondern an die Partei generell. Mittlerweile verweist die offizielle Seite von Bidens Kandidatur auf ActBlue.
ActBlue erklärte den Sonntag zum stärksten Fundraising-Tag überhaupt im aktuellen Wahlkampf. Innerhalb von sieben Stunden seien schon 46,7 Millionen Dollar zusammengekommen. Laut der "New York Times" war der Tag des Wahlkampfrückzugs von Präsident Biden der spendenreichste seit 2020 gewesen. Erst zweimal wurde demnach innerhalb eines Tages die 50-Millionen-Dollar-Marke gerissen. Zuletzt im September 2020, als Ruth Bader Ginsburg, die ehemalige Richterin am Obersten Gerichtshof, starb. Demokraten spendeten online als Reaktion damals insgesamt rund 73,5 Millionen Dollar (rund 67 Millionen Euro).
"Die Schleusentore werden sich öffnen"
Es wird damit gerechnet, dass der Biden-Rückzug diese Summe noch mal übersteigt. Bislang ist die genaue Zahl noch unklar. "Dies könnte der größte Fundraising-Moment in der Geschichte der Demokratischen Partei sein", schrieb Kenneth Pennington, ein digitaler Stratege der Demokraten, auf X. Später ergänzte er, dass sich die Gesamtsumme in den 24 Stunden nach dem Wahlkampfrücktritt Bidens sogar auf mehr als 90 Millionen Dollar belaufen könnte.
Nicht nur bei ActBlue zeigen sich schon jetzt die Folgen des überraschenden Rücktritts. "Die Schleusentore werden sich öffnen", erklärte Chris Korge, der die Finanzen des "Biden Victory Fund" leitete, dem US-Sender NBC News. "Viele Leute haben ihre Spenden zurückgehalten und werden sie jetzt leisten, weil die ganze Sache - die ganze Situation - unsere Mittelbeschaffung zuvor gelähmt hat."
Korge erklärte dem Sender zufolge, dass sich auch mehrere Großspender bei ihm gemeldet hätten. Einige hätten sogar geweint. "Die Menschen sind emotional, weil sie wissen, wie schwer es war, diese Entscheidung zu treffen, nachdem sie eine unglaubliche Arbeit geleistet haben", sagte er. "Ich denke, dass dies eine Flutwelle von Spenden auslösen wird."
Am Sonntagabend deutscher Zeit hatte US-Präsident Biden überraschend erklärt, auf eine erneute Kandidatur für das Weiße Haus zu verzichten. Nach wachsenden innerparteilichen Zweifeln und schlechten Umfragewerten trat er als Herausforderer von Donald Trump für die Präsidentschaftswahlen im November zurück. Im Rennen um Bidens Nachfolge steht seine Vizepräsidentin Harris an vorderster Stelle. Mehrere prominente Demokraten lassen ihr den Vortritt.
Quelle: ntv.de, ses