Doch kein Abzug aus Afghanistan? USA: Taliban halten sich nicht an Abkommen
29.01.2021, 08:15 Uhr
Ein Mann schwenkt die afghanische Fahne - das Land wartet noch immer auf Frieden.
(Foto: AP)
Dass er ein Abkommen mit den Taliban schloss, war Trumps Versuch, Frieden in Afghanistan herzustellen. Doch die radikalen Islamisten halten sich nicht daran - nun äußert sich das Pentagon dazu.
In den USA wird das Abkommen mit den radikalislamischen Taliban in Afghanistan zunehmend pessimistisch gesehen. Wenn die Taliban nicht zu ihren Verpflichtungen stünden und dem Terrorismus eine Absage erteilten sowie die Angriffe auf die afghanische Armee einstellten, sei das Abkommen schwer zu halten, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Donnerstag. Nach seinen Angaben hält die Regierung des neuen Präsidenten Joe Biden dennoch an dem Abkommen mit den Taliban fest.
In dem 2020 geschlossenen Vertrag haben die Taliban Sicherheitsgarantien gegeben und sich zu Friedensverhandlungen mit der Regierung in Kabul verpflichtet. Im Gegenzug wollten die USA bis kommenden Mai sämtliche Truppen aus dem Land abziehen. "Die Taliban waren, um es höflich zu sagen, zurückhaltend bei den Bemühungen um das Einhalten der Verpflichtungen", sagte Kirby. Die Gruppierung halte sich nicht an die Verpflichtungen, ihre Gewaltakte zu reduzieren und ihre Verbindungen zum Extremistennetzwerk Al-Kaida zu kappen.
Die USA hatten unter Präsident Donald Trump ihre Truppen in Afghanistan mittlerweile auf 2500 Soldaten reduziert, so wenig wie zuletzt 2001. Biden hat sich bislang nicht zur Truppenstärke in Afghanistan geäußert. Der Pentagon-Sprecher sagte, die neue US-Regierung sei mit dem derzeitigen Ausmaß der US-Truppenstationierung in Afghanistan einverstanden. Dieses reiche aus, um Al-Kaida und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu bekämpfen.
Tausende Zivilisten getötet trotz Abkommen
Trotz des Abkommens zwischen den Taliban und den USA sind nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen im vergangenen Jahr über 2900 Zivilisten bei den Konflikten getötet worden. Die Toten sind das Resultat einer anschwellenden Gewalt im Land, die den Friedensprozess zwischen Regierung und Taliban zunehmend erschwert. Kirby wollte nicht sagen, ob die USA ihre Truppen bis Mai tatsächlich komplett aus Afghanistan abziehen werden. Viel hänge davon ab, ob die Taliban und die Regierung in Kabul eine Friedensvereinbarung schließen, betonte er.
Am Mittwoch hatte der neue US-Außenminister Antony Blinken bekannt gegeben, dass der Afghanistan-Sondergesandte der Vorgängerregierung, Zalmay Khalilzad, seinen Posten behält. "Wir haben ihn gebeten, seine wichtige Arbeit fortzusetzen", sagte Blinken. Der in Afghanistan geborene Politikwissenschaftler Khalilzad hatte das Abkommen mit den Taliban ausgehandelt.
Quelle: ntv.de, vpe/rts/AFP