Munitionsbestände prüfen USA mahnen "dringenden Bedarf" bei Flugabwehr für Kiew an
19.09.2023, 20:28 Uhr Artikel anhören
US-Generalstabschef Mark Milley stellte klar, dass die ukrainische Gegenoffensive nicht am Reißbrett geplant werden könne.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei Treffen der Ukraine-Unterstützer fordern die USA die mehr als 50 Länder auf, erneut tief in ihre Munitionslager hinabzusteigen und die Bestände zu prüfen. Der Ukraine stehe ein harter Winter bevor. Washington kündigt zudem an, rasch die zugesagten Panzer zu liefern.
Die USA haben Verbündete und Partner dazu aufgerufen, die Ukraine mit Blick auf den nahenden Winter weiter zu unterstützen. Bei einer Ukraine-Konferenz auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein hob US-Verteidigungsminister Lloyd Austin den "dringenden Bedarf" an Investitionen in die Flugabwehr hervor. Er habe die Verbündeten aufgefordert, der Ukraine so viel Munition für die Luftverteidigung wie möglich zu spenden. Er habe ferner seine Kollegen dazu angehalten, noch einmal ihre Bestände an 155-Millimeter-Munition, wichtigen Luftabwehrsystemen und Abfangjägern zu überprüfen, "um sicherzustellen, dass wir alle alles in unserer Macht Stehende tun, um die Ukraine auf den bevorstehenden Winter vorzubereiten".
Zur fünften Konferenz dieser Art im pfälzischen Ramstein hatte Austin ranghohe Militärs und Verteidigungsminister aus etwa 50 Mitgliedsländern der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe eingeladen. Zu dieser Gruppe gehört auch Deutschland. Es war das insgesamt 15. Treffen im sogenannten Ramstein-Format und das 5. auf dem US-Luftwaffenstützpunkt seit April 2022. Keine Rolle spielte laut Bundesverteidigungsministeriums die ukrainische Forderung nach reichweitenstarken Taurus-Marschflugkörpern aus Deutschland.
USA: M1 Abrams schon "bald" in die Ukraine
In der Unterstützung sehe er einen "Kampf, um eine düstere neue Ära des Chaos und der Tyrannei zu verhindern", sagte Austin weiter. Es gehe nicht nur darum, um das Überleben einer umkämpften Demokratie zu kämpfen. Es gehe auch darum, für eine Welt zu kämpfen, in der die Regeln eingehalten würden und Autokraten die Grenzen nicht einfach mit Gewalt neu ziehen können.
Die von den USA bereits zugesagten Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams sollten schon "bald" in die Ukraine geliefert werden, kündigte Austin an. Die US-Regierung hatte im Januar angekündigt, der Ukraine 31 Abrams zu liefern. Im März sprach das Pentagon schließlich von einer geplanten Lieferung im Herbst. Die USA würden sich zudem an der Ausbildung ukrainischer Piloten an westlichen Kampffliegern vom Typ F-16 beteiligen, betonte er.
"200.000 bis 300.000" russische Soldaten der Ukraine
Der scheidende US-Generalstabschef Mark Milley sagte bei seiner letzten Konferenz, die Ukraine habe "mehrere Schichten" der russischen Verteidigung durchbrochen. Es sei "nicht besonders überraschend", dass die Gegenoffensive länger dauere, als am Reißbrett geplant, fügte er hinzu. Es befänden sich noch "200.000 bis 300.000" russische Soldaten in den besetzten Gebieten der Ukraine, erläuterte Milley. Diese seien zwar zum Großteil schlecht ausgebildet und versorgt, "aber sie sind da".
Tschechien, Dänemark und die Niederlande kündigten weitere gemeinsame Bemühungen für Waffenlieferungen an die Ukraine an. Zunächst würden 15 modernisierte Kampfpanzer sowjetischer Produktion des Typs T-72EA geliefert, erklärte das tschechische Verteidigungsministerium. Weitere gepanzerte Fahrzeuge, Luftabwehr und Munition sollen demnach folgen.
An dem Treffen nahm erstmals der neue ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow teil. Austin dankte dessen Anfang September aus dem Amt entlassenen Vorgänger Oleksij Resnikow für "seine harte Arbeit und seine Hingabe" und "alles, was er für eine freie Ukraine in einer sicheren Welt getan" habe. Umerow sagte, er habe seine Kollegen über die neuesten Entwicklungen auf den Schlachtfeldern der Ukraine informiert sowie über die "dringendsten Bedürfnisse" der Ukraine in der Vorbereitung auf den Winter. Details nannte er nicht. Zudem sei eine "IT-Koalition" ins Leben gerufen worden, die eine widerstandsfähige IT-Infrastruktur für die ukrainischen Streitkräfte sicherstellen solle.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP