"Riviera des Nahen Ostens"USA präsentieren möglichen Geldgebern futuristischen Plan für Gazastreifen

Donald Trumps Pläne für den Gazastreifen sind schon einige Zeit bekannt. Jetzt nimmt das Ganze offenbar Gestalt an. Witkoff und Kushner bemühen sich einem Bericht zufolge um Unterstützung für das bis zu 20 Jahre andauernde Vorhaben. Dabei zeigen sie auch Visualisierungen.
Die USA haben einem Medienbericht zufolge damit begonnen, Gelder für den Wiederaufbau des zerstörten Gazastreifens einzuwerben. Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und der Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, entwickelten laut "Wall Street Journal" (WSJ) einen Plan, um die zerbombten Orte in Hightech-Paradiese zu verwandeln. Der Zeitung liegt eine 32-seitige Powerpoint-Präsentation vor, mit der die beiden laut Aussagen von Insidern bereits um Unterstützung geworben haben. Sie sollen am Freitag mit den Regierungen Qatars, Ägyptens und der Türkei gesprochen haben.
Das Projekt würde dem Entwurf zufolge über einen Zeitraum von insgesamt zehn Jahren stattliche 112 Milliarden US-Dollar kosten. Den Angaben der Präsentation zufolge würden sich die USA verpflichten, als "Anker" fast 60 Milliarden US-Dollar an Zuschüssen und Sicherheiten für Schulden für "alle geplanten Arbeitsbereiche" in diesem Zeitraum bereitzustellen. Die Region könnte in den folgenden Jahren des Plans viele Projekte selbst finanzieren und schließlich ihre Schulden zurückzahlen, da die Arbeiten die lokale Industrie und die Wirtschaft insgesamt ankurbeln würden, so der Vorschlag.
Kushner, Witkoff und andere Berater des Weißen Hauses hätten sich mit israelischen Beamten, Personen aus der Privatwirtschaft und potenziellen Auftragnehmern über die "Riviera des Nahen Ostens" ausgetauscht. Sobald es die Sicherheitslage zulässt, könnte der Bau innerhalb von zwei Monaten beginnen, hieß es laut WSJ. Die US-Regierung bestätigte den Plan nicht direkt, aber dementierte ihn auch nicht. "Die Trump-Regierung wird weiterhin eng mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um einen dauerhaften Frieden zu sichern und die Grundlagen für einen friedlichen und prosperierenden Gazastreifen zu schaffen", sagte ein Sprecher nur.
So soll der Wiederaufbau vonstatten gehen
Insgesamt haben Kushner und Witkoff einen 20-Jahres-Plan erarbeitet. Dieser sieht vor, dass zu Beginn zerstörte Gebäude, nicht explodierte Kampfmittel sowie die Tunnel der Hamas beseitigt werden. Parallel sollen Notunterkünfte, Feldlazarette und mobile Kliniken für die Bewohner errichtet werden. Anschließend soll der Bau von Wohnungen, medizinischen Einrichtungen, Schulen und religiösen Stätten begonnen werden. Auch sollen dann Straßen asphaltiert, Stromleitungen angeschlossen und Felder bepflanzt werden. Erst in einer darauffolgenden Phase würden luxuriöse Strandimmobilien und moderne Verkehrsknotenpunkte realisiert werden.
Der Wiederaufbau soll dem Powerpoint-Plan zufolge im Süden des Gazastreifens in Rafah und Chan Junis beginnen, bevor er in den sogenannten Zentralcamps in der Mitte des Streifens sowie schließlich in der bisherigen Hauptstadt Gaza-Stadt umgesetzt würde. Rafah soll nach dem Neubau der Sitz der Regierung werden, wenn es nach den USA geht. Witkoff und Kushner prognostizieren mehr als 500.000 Einwohner, die sie in mehr als 100.000 Wohneinheiten unterbringen wollen. Dazu soll es mindestens 200 Schulen, 75 medizinische Einrichtungen und 180 Moscheen und Kulturzentren geben, heißt es weiter.
Bilder in der Präsentation zeigen Rafah und andere Orte des Gazastreifens. Sie sind gesäumt von wellenlinienförmigen Wolkenkratzern und futuristischen kleineren Gebäuden. Es soll viel Grün wachsen - Dächer sind begrünt, an den mehrspurigen Straßen stehen Bäume. Überdimensional lange Schnellzüge sollen die Städte eines Tages miteinander verbinden. Auch einen Flughafen - direkt neben dem Seehafen - sehen die Planer vor.
Die Bilder wirken stark, als stammten sie von einer Künstlichen Intelligenz und nicht von einem Architekturbüro oder von Stadtentwicklern. Auch einige US-Beamte, die den Plan laut "Wall Street Journal" geprüft haben, würden ernsthafte Zweifel an seiner Realitätsnähe hegen.
Eine Bedingung für einen Baustart ist den Angaben zufolge, dass die Hamas sich komplett entwaffnen müsste. Aber: "Die Hamas wird ihre Waffen nicht abgeben, also wird nichts passieren", sagte Steven Cook, Senior Fellow für den Nahen Osten beim Think Tank Council on Foreign Relations, zur Zeitung.
Selbst wenn die Regierung um Donald Trump die Terrororganisation von einer Selbst-Entwaffnung überzeugen könnte, so zweifeln andere, dass die USA genügend andere Geldgeber finden würden. "Sie können so viele Folien erstellen, wie sie wollen. Niemand in Israel glaubt, dass sie über die aktuelle Situation hinauskommen werden, und alle sind damit einverstanden", so Cook.