Politik

Leaks verweisen auf "Defizite" USA sehen ukrainische Offensivpläne offenbar skeptisch

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Ein ukrainischer Panzer in der Nähe des heftig umkämpften Bachmut.

Ein ukrainischer Panzer in der Nähe des heftig umkämpften Bachmut.

(Foto: REUTERS)

Wie erfolgreich kann eine ukrainische Offensive sein? Laut "Washington Post", die sich auf die Geheimdienstleaks stützt, sind die USA ernüchtert. Jeder Tag, den sich der Krieg hinziehe, sei für Moskau "von Vorteil". Allerdings zeigten die Leaks auch: Einige russische Einheiten seien "besonders verwahrlost".

Die USA bezweifeln offenbar, dass die erwartete Frühjahrsoffensive der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland große Erfolge bringen wird. Dies schreibt die "Washington Post" unter Berufung auf das Datenleck geheimer US-Dokumente. Das ukrainische Militär könne die ursprünglichen Pläne zur Rückeroberung von Russland besetzter Gebiete diesen Papieren zufolge "weit verfehlen", heiße es in den Dokumenten, die die Bedenken der US-Regierung zum Stand des Krieges offenbarten. Grund seien demnach die Schwierigkeiten Kiews bei der Aufstockung von Truppen, Munition und Ausrüstung.

Die Einschätzung in den als streng geheim gekennzeichneten Papieren, die zumindest teilweise aus dem Pentagon kommen, stamme von Anfang Februar und verweise auf "erhebliche Defizite bei der Truppenaufstockung und -erhaltung". Zudem sei darin die Rede von der Wahrscheinlichkeit, dass die ukrainische Gegenoffensive nur "bescheidene Gebietsgewinne" erzielen könnte. "Dies ist eine deutliche Abweichung von den öffentlichen Erklärungen der Regierung Biden über die Vitalität des ukrainischen Militärs und dürfte Kritiker ermutigen, die der Meinung sind, dass die Vereinigten Staaten und die NATO mehr tun sollten, um eine Verhandlungslösung für den Konflikt zu erreichen", so die "Washington Post".

Die Strategie Kiews konzentriere sich laut diesen Dokumenten darauf, umkämpfte Gebiete im Osten zurückzugewinnen und gleichzeitig nach Süden vorzustoßen, um die russische Landbrücke zur besetzten Halbinsel Krim zu kappen. Die Widerstandskraft der russischen Verteidigungsanlagen und die Mängel bei Ausbildung und Munition auf ukrainischer Seite würden den Fortschritt der Offensive wahrscheinlich erschweren und die Verluste vergrößern, heißt es weiter.

Auch US-Geheimdienstberater sollen ernüchtert sein

Unabhängig von den durchgesickerten Papieren seien US-Geheimdienstberater zu der Einschätzung gelangt, dass der Ausgang der erwarteten ukrainischen Frühjahrsoffensive eher bescheiden sein werde, schreibt die "Washington Post" unter Berufung auf eigene Quellen weiter. Demnach werde nicht erwartet, dass das ukrainische Militär so viele Gebiete zurückgewinnen werden könne wie im vergangenen Herbst im Osten und Süden des Landes.

Die durchgesickerten Dokumente zeigten, was viele Kommandeure und Truppen bereits wüssten: "Der schwierige Kampf gegen Russland hat die Truppen und die Ausrüstung der Ukraine erschöpft, so dass jeder Tag, den sich der Krieg hinzieht, für das größere russische Militär von Vorteil ist." Die ukrainischen Einheiten verbrauchten "historische Mengen an Artilleriemunition" und rationierte bereits Granaten.

Die Aussicht, Milliarden von Dollar in eine militärische Pattsituation zu stecken, die nur schrittweise Fortschritte in die eine oder andere Richtung bringt, kann laut dem Bericht die westlichen Unterstützer der Ukraine schwächen und möglicherweise den Ruf nach Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau verstärken. Solche seien aber wegen der Stimmung in der ukrainischen Bevölkerung für Präsident Wolodymyr Selenskyj riskant.

Berichte über "niedrige Moral" bei Russen

Mehr zum Thema

Der Bericht geht allerdings auch auf die russischen Truppen ein. Diese stünden ebenfalls vor "erheblichen Herausforderungen". Dazu gehörten eine "niedrige Moral" nach großen strategischen Fehlern, die zu erheblichen Verlusten geführt haben, und schlecht ausgerüstete Truppenteile. Russische Einheiten im Osten seien außerdem laut einem der geleakten Dokumente "besonders verwahrlost". Geheimdienstinformationen enthüllten mangelhafte Sorgfalt bei der Tarnung sensibler Orte und eine unbesonnene Munitionslagerung.

Seit Wochen kursieren im Internet offensichtlich geheime Dokumente von US-Stellen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. US-Medien berichten seit Tagen über sensibles Material zu beiden Kriegsparteien, ohne die Unterlagen selbst zu veröffentlichen. Unklar ist, wer die schon vor Wochen bei prorussischen Kanälen verbreiteten Dokumente publiziert hat. Die US-Regierung bemüht sich um Aufklärung. Ein Teil der Dokumente könnte allerdings Berichten zufolge auch gefälscht sein.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen