Schwerer Angriff auf Awdijiwka Ukraine: 150 gepanzerte Fahrzeuge in 24 Stunden zerstört
20.10.2023, 13:27 Uhr Artikel anhören
In der Region Donezk wird bereits seit 2014 gekämpft.
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Stimmen die Angaben von ukrainischer Seite, erleben die russischen Streitkräfte eine sehr verlustreiche Woche. Neben der Zerstörung vieler Hubschrauber auf zwei Stützpunkten sollen bei der Stadt Awdijiwka allein an einem Tag Dutzende gepanzerte Fahrzeuge und Hunderte Soldaten eliminiert worden sein.
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben einen neuen russischen Angriff auf die ostukrainische Stadt Awdijiwka abgewehrt. "Der Feind hat seine Angriffe wieder aufgenommen und gibt seine Versuche, Awdijiwka einzukesseln, nicht auf", teilte der ukrainische Generalstab mit. Die ukrainischen Soldaten könnten die Verteidigungslinien aber halten. Bei den Kämpfen seien binnen 24 Stunden 900 russische Soldaten getötet und 150 gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden. Von unabhängiger Seite aus lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.
Auch das Verteidigungsministerium aus Kiew gibt in seinem täglichen Update zu den russischen Verlusten an der gesamten Front am Freitag eine ungewöhnlich hohe Zahl von 55 zerstörten Panzern, 120 gepanzerten Fahrzeugen und 29 Artillerie-Systemen an. Insgesamt sollen knapp 1400 Soldaten eliminiert worden sein. Experten hielten die Angaben in der Vergangenheit jedoch teilweise für übertrieben.
Der Chef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, verbreitete ein Foto, auf dem neben einem ausgebrannten Panzerfahrzeug verschwommen auch ein Toter zu erkennen ist. "Awdijiwka. Unsere Krieger vernichten die Russen, die versuchen, von den Flanken aus anzugreifen", schrieb er im Onlinedienst Telegram dazu. Die russischen Truppen hatten zuletzt am 10. Oktober einen Angriff auf Awdijiwka gestartet und dabei schwere Verluste erlitten.
Auch vorheriger Angriff wohl sehr verlustreich
Am Mittwoch berichtete der gut informierte Kanal DeepState, der dem ukrainischen Militär nahesteht, von 63 gepanzerten Fahrzeugen, die Russland am Nordrand eines Vorstoßes von Awdijiwka verloren haben soll. Dies sei anhand der Analyse der Veränderungen auf Satellitenbildern festgestellt worden. Praktisch die gesamte Ausrüstung hätten die Kreml-Truppen in der Nähe von Krasnohorwika verloren. Es wurde zudem geschätzt, dass die Zahl der Toten in dem Gebiet in die Hunderte gehen könnte.
"Trotz ihrer Überlegenheit in allen Belangen haben die Russen die Schlacht verloren", schrieb DeepState auf Telegram - verkündete zugleich aber auch eine "unangenehme" Einschätzung: Der Angriff sei "ein weiterer Beweis für die Unwirksamkeit der Taktik der gepanzerten Faust". Bei dieser wird mithilfe der Konzentration von gepanzerten Fahrzeugen versucht, die Überlegenheit auf dem Schlachtfeld auszunutzen. DeepState gab an, dass sowohl auf ukrainischer als auch russischer Seite zahlreiche Kolonnen damit keinen Erfolg gehabt hätten. "Dies alles ist eine Folge der zunehmenden Effektivität von Luftaufklärung und Artillerie."
Stadt ist seit 2014 umkämpft
Awdijiwka liegt 13 Kilometer nördlich von Donezk, der Hauptstadt der gleichnamigen Region, die Russlands Präsident Wladimir Putin vor einem Jahr für annektiert erklärt hatte. Sie wird von Russland kontrolliert.
Awdijiwka ist schon seit Beginn des Konflikts mit von Russland unterstützten Separatisten in der Ostukraine im Jahr 2014 umkämpft. In der Industriestadt mit einer großen Kokerei leben der Stadtverwaltung zufolge derzeit noch rund 1600 Einwohner, vor dem russischen Angriffskrieg waren es mehr als 30.000.
Auch an anderer Stelle soll der Ukraine in dieser Woche ein empfindlicher Schlag gegen die russischen Truppen gelungen sein. Bei einem Angriff mit ATACMS-Raketen könnten bis zu 14 Helikopter zerstört worden sein, berichtete der britische Geheimdienst. Die Spezialeinheiten der Streitkräfte der Ukraine hatten zuvor von neun gesprochen.
Quelle: ntv.de, rog/dpa