"Einziger Wunsch an Christkind" Melnyk fordert westliche Kampfjets und Kriegsschiffe
28.06.2023, 10:54 Uhr (aktualisiert)
Der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk soll sich künftig um die Beziehungen zu Nord- und Lateinamerika kümmern.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ob der Krieg in der Ukraine 2023 beendet werden kann, hänge von der militärischen Unterstützung des Westens ab, sagt der ehemalige Botschafter Melnyk. Deswegen wünsche er vom Christkind vor allem eins: westlichen Waffen. Es müssten noch viele Tabus gebrochen werden.
Nach der Zusage von Patriot-Flugabwehrsystemen der USA fordert der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk neben Panzern nun auch westliche Kampfjets und Kriegsschiffe für den Kampf gegen die russischen Angreifer. Man sei den USA für die "neuen mutigen Schritte" sehr dankbar, sagte Melnyk. "Aber klar ist: Es müssen noch sehr viele Tabus gebrochen werden. Wir brauchen dringend westliche Panzer, Kampfjets, Kriegsschiffe, Mehrfachraketenwerfer, Munition. Das ist mein einziger Wunsch an das Christkind."
Andernfalls werde sich dieser Krieg in die Länge ziehen und noch mehr Leid, Sterben und Verwüstung für die Ukraine bringen, sagte Melnyk. Ob der Krieg 2023 beendet werden könne, hänge von der militärischen und finanziellen Unterstützung der Verbündeten ab. "Wir sind auf westliche Waffenlieferungen angewiesen, sie sind kriegsentscheidend."
Die USA hatten dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei dessen Besuch in Washington kurz vor Weihnachten die Lieferung von Patriot-Systemen zugesagt. Westliche Kampfpanzer, Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe hat die Ukraine dagegen bisher nicht erhalten. Melnyk verwies darauf, dass der russische Präsident Wladimir Putin seine Armee und Landsleute auf einen sehr langen Krieg einschwöre und alle verfügbaren Ressourcen dafür mobilisiere. "Die Ukrainer sind bereit, für die Befreiung ihrer Heimat einschließlich der Krim solange zu kämpfen, solange wir atmen. Das steht fest, egal was unsere Partner tun werden", betonte der frühere ukrainische Botschafter in Berlin.
Ukraine werde niemals auf Staatsgebiete verzichten
Verhandlungen mit Russland lehnte er eindeutig ab. "All das Kreml-Gerede über die angebliche Bereitschaft Putins zu verhandeln, ist purer Bluff, der hauptsächlich darauf zielt, im Westen Sympathien zu sammeln, die Gesellschaften - auch in Deutschland - zu verunsichern und die Entschlossenheit unserer Verbündeten zu zerbröckeln. Das darf man nicht zulassen", sagte Melnyk.
Im Moment gebe es gar keine Alternative, als die Ukraine militärisch massivst zu unterstützen, um eine echte Chance für Verhandlungen zu schaffen. Dass die Ukraine auf Teile ihres Staatsgebiets verzichtet, schloss Melnyk kategorisch aus. Weder die völkerrechtswidrige Annexion der Krim, noch die russische Vereinnahmung der Regionen Donezk, Luhansk, Cherson oder Saporischschja im Osten und Süden des Landes werde jemals anerkannt werden. "Das ist für Kiew nicht hinnehmbar. Das wird nie geschehen."
Melnyk künftig für Nord- und Lateinamerika zuständig
In seiner neuen Funktion als Vizeaußenminister werde sich Melnyk vor allem um die Beziehungen zu den Ländern Nord- und Lateinamerikas kümmern. "Meine Hauptaufgabe, die mir Präsident Selenskyj und Minister Kuleba aufgetragen haben, wird es sein, eine ambitionierte Strategie für Lateinamerika zu erarbeiten, das eine immer wichtigere Rolle auf der Weltbühne spielt", sagte Melnyk. Er werde aber auch für die USA, für völkerrechtliche Aspekte der ukrainischen Außenpolitik sowie für Ukrainer im Ausland zuständig sein.
Melnyk war im Oktober nach fast acht Jahren als Botschafter in Berlin von dem früheren Sanktionsbeauftragten der Regierung, Oleksii Makeiev, abgelöst worden. Mitte November wurde er zu einem von mehreren Stellvertretern von Außenminister Kuleba ernannt. Zunächst war aber nicht klar, welchen Aufgabenbereich er übernehmen würde. Am vergangenen Donnerstag war sein erster offizieller Arbeitstag als Vizeaußenminister.
Der 47-jährige Berufsdiplomat war im Januar 2015 Botschafter in Deutschland geworden und hatte sich mit einer für einen Diplomaten ungewöhnlich harten Gangart gegen die deutsche Staatsführung einen Namen gemacht. In der Zeit kurz vor und nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine forderte er fast täglich mehr Unterstützung für sein Land ein und wurde für seine undiplomatische Art scharf kritisiert.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 26. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, vmi/dpa