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Ruf nach Koalition der Willigen Selenskyj: Keine Gespräche, sondern Druck auf Moskau nötig

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Hoffnung auf starke Waffen gegen Russland – bei seinem jüngsten Besuch in Washington konnte Selenskyj die angestrebte Freigabe von weitreichenden Tomahawk-Marschflugkörpern für sein Land jedoch nicht erreichen.

Hoffnung auf starke Waffen gegen Russland – bei seinem jüngsten Besuch in Washington konnte Selenskyj die angestrebte Freigabe von weitreichenden Tomahawk-Marschflugkörpern für sein Land jedoch nicht erreichen.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Der ukrainische Präsident Selenskyj beschuldigt Russland, den Krieg durch verstärkte Angriffe zu verlängern. Von weiteren Gesprächen mit Moskau hält er wenig – nur mit internationalem Druck sei Putin zu stoppen. Er fordert ein weiteres Treffen der überwiegend europäischen Ukraine-Unterstützer.

Nach einem Besuch in Washington hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Kriegsgegner Russland eine Verzögerungstaktik bei den Bemühungen um ein Ende der Kämpfe vorgeworfen. "Der Krieg geht nur deswegen weiter, weil Moskau ihn nicht beenden will", schrieb der Staatschef bei Telegram. Er wiederholte dabei, dass Kiew einer "bedingungslosen Waffenruhe" bereits zugestimmt habe. Moskau sei es, das weiter Luftangriffe durchführe und an der Frontlinie die Angriffe verstärke. "Mit Gesprächen ist (der russische Präsident Wladimir) Putin nicht zu stoppen – es braucht Druck".

Gleichzeitig appellierte Selenskyj an die Verbündeten der Ukraine, keine Beschwichtigungspolitik gegenüber Russland zu fahren: "Die Ukraine wird Terroristen niemals eine Belohnung für ihre Verbrechen gewähren, und wir zählen auf unsere Partner, diese Position zu unterstützen." Es sei Zeit für ein weiteres Treffen der sogenannten Koalition der Willigen, da "entschlossene Schritte" gegenüber Russland nötig seien.

Keine Tomahawks für Ukraine

Selenskyj war am Samstag von einem Besuch bei US-Präsident Donald Trump zurückgekehrt. Bei den über zwei Stunden langen Gesprächen im Weißen Haus konnte Selenskyj die eigentlich angestrebte Freigabe von weitreichenden Tomahawk-Marschflugkörpern für sein Land nicht erreichen. Auch andere erhoffte Zusagen von US-amerikanischer Seite blieben aus.

Kurz vor dem Besuch hatte Trump ein Telefonat mit Kremlchef Putin geführt und ein baldiges Treffen in Ungarn angekündigt. Trump versuchte schon lange, als Vermittler im Ukraine-Krieg zu intervenieren, bislang ohne größeren Erfolg.

CDU-Politiker kritisiert Trump

Der CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter kritisierte, dass Trump keine Tomahawk-Lieferung für die von Russland angegriffene Ukraine freigab. "Sein Ziel ist es, um jeden Preis einen Friedensschluss zu erreichen. Ihm geht es damit nicht um Frieden in Freiheit und Selbstbestimmung für die Ukraine, sondern um einen Waffenstillstand im Sinne des Aggressors Russland", sagte Kiesewetter mit Blick auf das geplante Treffen zwischen Trump und Russlands Präsident Putin.

Der Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte Christian Mölling sagte dem "Tagesspiegel": "Es scheint, als ob Trump die Lieferung der Tomahawks hinauszögert – auch, weil er meint, dass er damit ein Druckmittel in der Hand hält."

Gebiet Donezk wohl Bedingung für Moskau

Kremlchef Wladimir Putin soll einem Medienbericht zufolge in seinem Telefonat mit Trump die Abtretung des strategisch wichtigen Gebiets Donezk von der Ukraine als Bedingung für ein Ende des russischen Angriffskriegs gefordert haben. Im Gegenzug soll Moskau bereit sein, Teile von zwei weiteren, teilweise von Russland eingenommenen Regionen, Saporischschja und Cherson, aufzugeben, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf zwei Personen, die über den Inhalt des Telefonats vom Donnerstag informiert seien.

Einige Beamte im Weißen Haus stellten die neue Forderung nach Donezk laut dem Zeitungsbericht daher nun als Fortschritt dar, da es nun nur mehr um Donezk ging. Selenskyj ging am Sonntag nicht explizit auf die Forderung ein, sagte aber: "Wir werden dem Aggressor nichts schenken." Die ebenfalls von Moskau beanspruchte Halbinsel Krim kontrolliert Russland bereits seit 2014.

Nach dem Telefonat mit Putin hatte der US-Präsident angekündigt, sich "wahrscheinlich in den nächsten zwei Wochen" mit dem Kremlchef in der ungarischen Hauptstadt Budapest zu Gesprächen treffen zu wollen. Selenskyj dürfte wohl nicht an dem Treffen teilnehmen. Trump sagte, er wolle mit dem Ukrainer aber Kontakt halten.

Quelle: ntv.de, kst/AFP/dpa

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