"Terror gegen Zivilisten" Ukraine beklagt mindestens 26 Tote nach russischen Angriffen
28.04.2023, 22:07 Uhr Artikel anhören
Allein in Uman kamen mindestens 23 Menschen ums Leben. Es werden weitere Personen vermisst.
(Foto: REUTERS)
Die Raketenabwehr der Ukraine verhindert vielerorts, dass russische Flugkörper ihr Ziel treffen. Doch nicht immer gelingt es, alle Gebiete vor Beschuss zu schützen. Bei einer neuerlichen Angriffswelle sterben mehr als zwei Dutzend Menschen. Es werden noch mehr Opfer befürchtet.
Bei der ersten größeren russischen Angriffswelle in der Ukraine seit Wochen sind mindestens 26 Menschen getötet worden, darunter fünf Kinder. Am schwersten von den Angriffen getroffen wurde die Stadt Uman im Zentrum des Landes. Dort wurden nach Behördenangaben vom Abend mindestens 23 Bewohner eines Hochhauses getötet, darunter vier Kinder. Zum ersten Mal seit Monaten wurde auch die Hauptstadt Kiew mit Marschflugkörpern beschossen, hier gab es keine Opfer.
In dem zerstörten Wohnhaus in Uman suchten Rettungskräfte nach Verschütteten. Unterstützt wurden sie von Einwohnern, unter ihnen der 33-jährige Dmytro. "Ich will meine Kinder finden, lebend oder tot", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. "Sie sind unter den Trümmern." Unter den bereits gefundenen Opfern sind auch vier Kinder. Es gab 18 Verletzte, von denen 9 im Krankenhaus behandelt wurden. In dem zerstörten Teil des Hauses waren 109 Menschen registriert, hieß es. 27 Wohnungen seien komplett zerstört worden. Dutzende Autos auf der Straße wurden demnach durch Trümmer beschädigt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den Angriff als "Terror gegen Zivilisten" und zeigte sich überzeugt, dass diese Moskau dem "Scheitern und der Bestrafung" näher bringen. Auch die Stadt Dnipro wurde von russischen Marschflugkörpern getroffen. Hier wurden laut Behördenangaben eine junge Frau und ein dreijähriges Kind getötet. Selenskyj forderte vom Westen mehr Waffen für die Ukraine und härtere Sanktionen gegen Russland sowie eine Verurteilung der Täter. "Wir können den russischen Terror nur gemeinsam besiegen", betonte er. Sein Berater Mychailo Podoljak schrieb auf Twitter: "Wenn ihr nicht wollt, dass sich DAS in der Welt verbreitet, gebt uns Waffen. Viele Waffen. Und erweitert die Sanktionen."
Das russische Verteidigungsministerium gab an, "temporäre Aufmarschpunkte von Reserveeinheiten der ukrainischen Streitkräfte" mit "hochpräzisen Waffen" bombardiert zu haben. "Alle zugewiesenen Ziele wurden getroffen." Der ukrainischen Armee zufolge wurden über der Hauptstadt Kiew elf Marschflugkörper und zwei Drohnen abgeschossen. Insgesamt wurden landesweit nach Armeeangaben 21 von 23 russischen Marschflugkörpern abgeschossen. Die Raketenabwehr der Ukraine war zuletzt durch die Lieferung hochmoderner Abwehrsysteme durch die westlichen Verbündeten massiv verstärkt worden.
"Im Großen und Ganzen sind wir bereit"
Die Vorbereitungen für die erwartete Frühjahrsoffensive gegen die russischen Angreifer steht nach den Worten des ukrainischen Verteidigungsministers Oleksij Resnikow derweil kurz vor dem Abschluss. "Die Ausrüstung wurde versprochen, vorbereitet und teils geliefert", hob er mit Blick auf westliche Waffenlieferungen hervor. "Im Großen und Ganzen sind wir bereit." Kiew hatte in den vergangenen Monaten immer wieder sein Ziel betont, die russischen Truppen aus den besetzten Gebieten im Süden und Osten des Landes zu vertreiben.
Während des Winters hatten die russischen Streitkräfte regelmäßig die Städte und die Infrastruktur der Ukraine bombardiert. In den vergangenen Wochen wurden diese Angriffe seltener, die Hauptstadt Kiew war seit Anfang März nicht mehr mit Raketen beschossen worden. Allerdings wurde sie in der vergangenen Woche nach ukrainischen Angaben von russischen Drohnen iranischer Bauart angegriffen.
Hauptschauplatz der Kämpfe in der Ukraine ist derzeit der Osten des Landes. Von dort meldeten die von Moskau eingesetzten Behörden in Donezk, dass durch ukrainischen Beschuss im Laufe des Tages neun Menschen getötet worden seien. Sowohl ein Krankenhaus als auch Wohnhäuser seien getroffen worden.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa