"Immenses Ausmaß an Verbrechen" Ukraine identifiziert 186 Kriegsverbrecher
13.10.2022, 18:32 Uhr
Zur Ermittlung von Kriegsverbrechen werden in der Ukraine, wie hier im befreiten Dorf Hrakove, Leichen exhumiert und untersucht.
(Foto: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire)
Folter, Mord, Vergewaltigung und Vertreibung: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind nach Angaben von Kiew zahlreiche Gräueltaten von den Invasionstruppen begangen worden. Inzwischen wird gegen Dutzende mutmaßliche Täter ermittelt. Zum Teil mit Erfolg.
Die Ukraine hat nach Angaben ihres Generalstaatsanwaltes bislang 186 mutmaßliche russische Kriegsverbrecher identifiziert. Nur wenige von ihnen befänden sich aber bereits in Haft, teilte Generalstaatsanwalt Andriy Kostin in Den Haag mit. Das Ausmaß der Verbrechen sei immens, sagte er. Es gebe Hinweise, dass seit Ausbruch des Krieges jede Art von Kriegsverbrechen begangen worden sei, wie Folter, Mord, Vergewaltigung oder Vertreibung.
In 45 Fällen wurden die Ermittlungen nach Informationen von Kostin abgeschlossen und dem Gericht übergeben, 10 Personen wurden bereits verurteilt. Zusätzlich wurden in anderen Staaten nach Angaben der europäischen Justizbehörde Eurojust 20 Ermittlungsverfahren eröffnet. Bei Eurojust war die internationale Sondereinheit zu Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg zusammen gekommen. Sieben Länder und auch der Internationale Strafgerichtshof arbeiten bei den Ermittlungen zusammen. Zuletzt schloss sich Rumänien der Gruppe an.
Nach den jüngsten russischen Raketenangriffen sammeln ukrainische Ermittler Spuren und Beweise sammeln, teilte der Generalstaatsanwalt mit. Er sprach von "Terror-Taten", die strafrechtlich verfolgt würden. "Jeder Raketen-Einschlag, jede Explosion, jeder Treffer auf ein ziviles Ziel - alles wird dokumentiert."
Ukrainischen Angaben zufolge griff Russland am frühen Morgen die Hauptstadt Kiew mit Drohnen iranischer Herstellung an. Es habe "einen weiteren Angriff mit Kamikaze-Drohnen auf essenzielle Infrastruktur" gegeben, erklärte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko, ohne weitere Details zu nennen.
Die russische Armee hatte bereits am Montag zahlreiche Raketenangriffe auf ukrainische Städte verübt. In der Hauptstadt Kiew und im westukrainischen Lwiw schlugen dabei zum ersten Mal seit Monaten wieder Raketen ein. Die Angriffe lösten international Empörung aus. Nach ukrainischen Angaben wurden mindestens 19 Menschen getötet und mehr als hundert weitere verletzt. Auch am Dienstag gingen die Angriffe weiter.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP