Bei Angriff im Osten Ukraine wirft Russland Einsatz von Phosphorbomben vor
13.03.2022, 16:07 Uhr
Die Ortschaft Popasna sei in der Nacht von der russischen Armee angegriffen worden, schrieb Polizeichef Oleksij Bilotschyzky in der Nacht zum Sonntag im Online-Netzwerk Facebook.
(Foto: picture alliance / AA)
Berichte legen nahe: Russische Truppen nutzen Streubomben und andere Waffenarten, die gegen das Völkerrecht verstoßen. Bei einem Angriff hundert Kilometer westlich von Luhansk sollen in der Nacht laut einem Polizeichef nun auch Phosphorbomben "unbeschreibliches Leid " angerichtet haben.
Russische Truppen sollen bei einem Angriff im Osten des Landes nach Angaben eines örtlichen Polizeivertreters Phosphorbomben eingesetzt haben. Die Ortschaft Popasna rund hundert Kilometer westlich von Luhansk sei in der Nacht von der russischen Armee angegriffen worden, schrieb Polizeichef Oleksij Bilotschyzky in der Nacht auf Facebook. Dabei seien auch Phosphorbomben eingesetzt worden. Es gebe "unbeschreibliches Leid und Brände." Die Angaben konnten von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüft werden. Phosphorbomben enthalten ein Gemisch aus weißem Phosphor und Kautschuk. Ihre Dämpfe sind hochgiftig und verursachen schon bei geringem Hautkontakt schwer heilende Verletzungen.
Ebenfalls im Donbass im Osten des Landes wurde in der Nacht nach ukrainischen Angaben ein Zug mit Flüchtenden angegriffen. Dabei seien in Kramatorsk ein Mensch getötet und ein weiterer verletzt worden, erklärte Gouverneur Pawlo Kirilenko. Mit dem Zug wollten seinen Angaben zufolge Menschen aus der nahe den pro-russischen Separatistengebieten liegenden Region nach Lemberg (Lwiw) im Westen der Ukraine fliehen. Nach ukrainischen Angaben wurden im Donbass zudem zwei orthodoxe Kirchen beschossen, in denen Zivilisten Unterschlupf gesucht hatten.
In der Region Donezk wurde in der Nacht das berühmte Kloster Swjatohirsk angegriffen, in das sich fast tausend Menschen geflüchtet hatten, wie die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft mitteilte. Rund 30 Menschen seien verletzt worden. Zu möglichen Opfern eines Angriffs auf eine Kirche in Sjewjerodonezk in der Region Luhansk machten die Behörden zunächst keine Angaben.
NATO beobachtet Einsatz von Streubomben
Nach Angaben der NATO setzt Russland im Krieg gegen die Ukraine auch Streumunition ein. "Wir haben den Einsatz von Streubomben gesehen", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg bereits Anfang März in Brüssel. Zudem gebe es Berichte über den Einsatz anderer Waffenarten, die gegen das Völkerrecht verstoßen würden. Russland war zuletzt auch der Einsatz sogenannter thermobarischer Artillerie-Waffensysteme vorgeworfen worden, die eine besonders zerstörerische Kombination aus einer Hitze- und Druckwelle verursachen.
Als Streumunition werden Raketen oder Bomben bezeichnet, die noch in der Luft über dem Ziel zerbersten und eine Vielzahl kleiner Sprengkörper freisetzen, die sogenannte Submunition. Diese Mini-Bomben, in etwa so groß wie eine Getränke- oder Spraydose, fallen dann in einem Umkreis von mehreren Dutzend Metern zu Boden. Sie können selbst leicht gepanzerte Fahrzeuge durchschlagen und nicht nur durch ihre Splitterwirkung Menschen in der Nähe tödlich verletzen. Streumunition kann vom Boden aus durch Raketenwerfer abgefeuert, aber auch von Flugzeugen als Bombe abgeworfen werden.
Quelle: ntv.de, jki/AFP/dpa