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"Steht auf Seite des Feindes" Ukrainer kritisieren Trump: "Brauchen Kugeln, keine Stimmzettel"

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Wann Putin und Trump aufeinandertreffen, steht dem Kreml zufolge noch nicht fest.

Wann Putin und Trump aufeinandertreffen, steht dem Kreml zufolge noch nicht fest.

(Foto: REUTERS)

Trumps Äußerungen nach dem amerikanisch-russischen Treffen sorgen für Diskussionen. Nicht nur Politiker zeigen sich besorgt. Auch viele ukrainische Bürger bemängeln die Herangehensweise des US-Präsidenten. Er beschäftige sich mit einer "völlig irrelevanten Frage", sagt etwa eine Frau.

Viele Ukrainer reagieren ungläubig und ablehnend auf die Vorwürfe von US-Präsident Donald Trump, wonach die Regierung in Kiew eine Schuld am russischen Angriffskrieg trägt und längst Frieden hätte haben können. "Ich denke, das ist die falsche Politik und die falsche Beschuldigung der Ukraine. Er (Trump) stellt sich auf die Seite unseres Feindes", sagte etwa die 50-jährige Oksana Krylowa im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt. "Wir haben keine andere Wahl, wir sind gezwungen weiterzukämpfen, sonst werden wir einfach vernichtet."

Trump hatte sich zuvor fast schon belustigt über die Ukraine und deren Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geäußert. Bei einer Pressekonferenz in seinem Club Mar-a-Lago in Palm Beach wies er Sorgen der Ukraine zurück, sie könne von Friedensgesprächen mit Russland ausgeschlossen werden. Die Regierung in Kiew hätte viel früher Verhandlungen aufnehmen und vor Jahren ein Abkommen schließen sollen, sagte Trump: "Heute habe ich gehört: 'Oh, wir wurden nicht eingeladen.' Nun, ihr seid seit drei Jahren dort, ihr hättet es beenden sollen. Ihr hättet es nie anfangen sollen. Ihr hättet einen Deal machen können."

Mit Blick auf Selenskyj forderte Trump Neuwahlen, da der Präsident nur noch vier Prozent Zustimmung in der Bevölkerung genieße. Woher Trump die Zahl hatte oder ob sie überhaupt seriös erhoben wurde, blieb offen. Umfragen zeigen ein anderes Bild. Sie sehen die Zustimmungswerte für Selenskyj derzeit bei etwa 50 Prozent. Er ist seit 2019 im Amt.

Im vergangenen Jahr standen turnusgemäße Wahlen an, die aber wegen des Kriegszustands ausgesetzt wurden. Selenskyj warf Trump vor, der US-Präsident lebe in einer "Desinformationsblase".

Ukrainer befürchten russische Einmischung bei Wahlen

"Wahlen während des Krieges sind unmöglich", sagte auch die 59-jährige Künstlerin Olha Jurkewytsch. "Viele Menschen haben das Land verlassen. Das ist eine völlig irrelevante Frage, während des Krieges Ressourcen für Wahlen auszugeben."

Ukrainische Politiker hatten schon wiederholt gesagt, Wahlen während des Krieges könnten anfällig für russische Einmischung sein. Sie verwiesen zudem auf organisatorische Probleme, etwa die Abstimmung von Soldaten, die an der Front kämpfen, sowie von Millionen Binnenvertriebenen und im Ausland lebenden Menschen.

Selenskyj hat angekündigt, nach dem Ende des Krieges Wahlen abzuhalten. Das aber kann dauern. Trump hat zwar angekündigt, schnell einen Frieden herbeiführen zu wollen. Die Positionen zwischen Russland und der Ukraine liegen aber noch sehr weit auseinander.

Russland hat etwa ein Fünftel des ukrainischen Territoriums besetzt und seine Truppen rücken in den Osten vor. Kiew und andere Städte sind regelmäßigen russischen Raketen- und Drohnenangriffen ausgesetzt. Millionen von Menschen sind vor dem Krieg in andere europäische Länder geflohen.

Anton Hrushetskyi, Direktor des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie, sagte, seine Umfragen zeigten, dass die Mehrheit der Ukrainer gegen Wahlen während des Krieges sei. "Für die Ukrainer gibt es jetzt kein Legitimitätsproblem. Es gibt natürlich einige vereinzelte Stimmen, aber die sind eine absolute Minderheit", sagte er.

Putin zufrieden mit Gespräch zwischen USA und Russland

"Die Ukraine braucht Kugeln, keine Stimmzettel", brachte Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk die Stimmung auf den Punkt. Ihor Vitek, ein auf der Straße angesprochener 54-Jähriger, sagte, die Ukraine müsse mit europäischen Staaten Kontakt aufnehmen, vor allem mit den baltischen Ländern und mit Polen, und ihre Interessen verteidigen. "Die Ukraine solle unabhängig von den USA ihre eigene Politik verfolgen", sagte Vitek. "Wenn Amerika nicht helfen will, dann soll es in seiner eigenen Sphäre bleiben, soll es sich um die Region Indochina kümmern."

Russlands Präsident Wladimir Putin zeigte sich indes mit den Gesprächen zwischen Außenminister Sergej Lawrow und dessen Amtskollegen aus den USA, Marco Rubio, zufrieden. Er sei über den Verlauf informiert worden. "Ich schätze sie hoch ein, es gibt Ergebnisse", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax Putin.

Die US-Delegation habe ohne Vorurteile agiert, sagte der Kreml-Chef. Zweck der Gespräche sei die Stärkung des Vertrauens gewesen. Wann ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump stattfinden kann, sagte Putin jedoch nicht. Er freue sich darauf, aber es müsse vorbereitet werden.

Quelle: ntv.de, mpa/rts

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